II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 959

Liebelei
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8. Se
*In. Der Kiotera.

ihren Schrecken und Fotterquaten, als suche es sich halb¬
zu verstecken.
Nach Verübung seiner Untat hat der jähzornige Dom
Balthasar in den Mauern des Klosters Aufnahmegesucht und
ist hier Bruder geworden, während ein harmloser Land¬
streicher statt seiner das Vergehen auf dem Rade büßte.
Ja, der adelsstolze Prior bestimmt ihn zu seinem Nach¬
folger, trotzdem er seine Vergangenheit kennt. Aber in
Balthasar wächst die Neue zu immer leidenschaftlicherer
Größe empor; vor allen Brüdern will er jetzt nach zehn
Jahren noch seine Beichte ablegen, und diese Beichte
fundenen Werk ist überhaupt zu erkennen und den melo¬
diösen Wohlklang in Neumanns „Liebelei“ wird man
wohl hierauf zuruckführen können; auch das sehr schöne,
aber eben nicht sonderlich originelle Vorspiel zum dritten
Akt stammt aus dieser Sphare. Es braucht andrerseits
kaum gesagt zu werden, daß Neumann sich bei dieser
Verwandtschaft mit den Italienern sehr gut steht und der
Versuch, von Puccini nach Strauß hin den Weg zu
finden, ist vielleicht als gelungen zu bezeichnen. Die eigent¬
liche Tat Neumanns liegt in der Instrumentierung und
der harmonischen Verarbeitung des Ganzen. Hier hat er
ganz selbständig gearbeitet, Großes geleistet und seine
Befahigung zum Komponisten erwiesen. Ich setze den
unleugbar starken künstlerischen Eindruck, den man trotz
mangelnder Originalität und der genannten inneren musi¬
kalischen Schwierigkeiten empfing, auf diese Leistung des
Komponisten (in Verbindung natürlich mit dem äußerst
dankbaren Stoff in der Schnitzlerschen Gestaltung). Er
hat den ganzen ersten Konversationsakt genießbar gemacht
und mit den beiden andern Akten zu einem wirkungs¬
vollen und wohllautenden Musikdrama zusammengeschweißt.
Ein genauer Kenner moderner Instrumentierung, hat er
alle Orchestereffekte ausgenutzt und einen großen Fluß in
das Ganze gebracht, der sehr belebend wirkt.
Ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich dem
Werke überall großen Erfolg, aber kein langes Leben
voraussage.
Franz E. Willmann (Leipzig).

feste Parteien wie die Wigys und Tortess Gerabe weil
es in England wirklich parlamentarisch zugeht, gerade
weil dort die Parteien abwechselnd in die Lage kommen,
ihre Theorien in die Praxis übertragen zu müssen, können
sie nicht prinzipienfest sein. Denn das Leben kennt keine
Grundsätze; es kennt nur Kompromisse. Von dem ersten
englischen Parlamentarier, der die Verschwommenheit,
Unbeständigkeit, Veränderlichkeit der Begriffe „Whig
und „Tory“ in drastischer Rede klarstellte, sagte ein Witz¬
bold: „He has untoried ihe Tories and unwhigged the
Whigs.“ Deshalb ist es gar kein Wunder, daß der englische
Tarifreformgedanke unter dem gegenwärtigen liberalen
Kabinette seine ersten, noch zaghaften und schüchternen
Schritte ins Leben unternahm. Oder war Lloyd=Georges¬
Patent=Akte etwa nicht ein Kind protektionistischer Denk¬
weise? Protektionistisch ist auch das englische Fremden¬
gesetz. Auch menschliche Arbeitskräfte sind im volkswirt¬
schaftlichem Sinne Waren. Freihändlerisch lassen sich
keine Einwanderungsbeschränkungen rechtfertigen. Unsre
bedingungslosen Freihändler durften also nicht einmal
etwas dagegen einzuwenden haben, wenn chinesische Kulis
massenhaft über unsre Grenzen strömten und mit ihrer
Entbehrungsfähigkeit immer größere Mengen der nationalen
Arbeiterschaft um Beschäftigung und Brot brächten.
O. C.
Englische Bandelekammern und Kolonien.
Telephon 12.801.
Di
„USSEHVEN —
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Verfretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschn aus: Nordwest, Berlin
— 524 20
gulfiuhtung geiunsten, wie seine leyten drei Buhmenwerke.
Frankfurt a. M. Einen ganz außerordentlichen Erfolg
hatte Kapellmeister Franz Neumann mit seiner Ver¬
tonung von Arthur Schnitzlers „Liebelei". Der Versuch
einer modernen Konversationsoper ist ihm glänzend ge¬
glückt; dabei hat er aber .auch den Singstimmen edle
Melodik zugewiesen und das Orchester sehr klangvoll und
blühend behandelt. Auch der Humor ist zu seinem Rechte
gekommen. Gequälten Harmonien und gesuchten Disso¬
nanzen begegnet man nicht in dem Werke, das sich von An¬
lehnungen an berühmte Muster freihält.
A
Telephen 12.801.
„ODSERTER
1. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianl¬
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnespol.,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
Tügellenangabe ohne bewähr).
Ausschritt aus: #cn. eut
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vom.
„riden degun i
Liebelei, Oper nach dem gleichnamigen Schauspiel v. Arthur
Schnitzler. Musik v. Franz Neumann. 18. 9. Frankfurt a. M. Opernh.
Frankfe=Zg.: „Mag bei dieser enthusiastischen Aufnahme ein leicht zu
verstehender Lokalpatriotismus mitgesprochen haben, so zweifeln wir
doch keineswegs, daß das Werk auch für sich allein die Feuertaufe be¬
standen hätte. Denn trotz aller Schwächen erweist sich die Opern¬
fassung als ein geschickt verfertigtes musikalisches Bühnenstück. Eine
andere Frage bleibt freilich, ob ein so von innerer Musik getränktes,
rezitierendes Drama wie Schnitzlers „Liebelei“ überhaupt der Um¬
wandlung zur Oper bedurft hätte. — Roman¬
tisches und Realistisches verquicken sich zu selt¬
samem Bunde. Ein modernerer R. Schumann
vielleicht hätte die geeignetsten Töne für dieses
Durcheinanderfluten verschiedenartigster Stim¬
mungen, von Schmerz und Spiel, Lächeln und
Sterben finden können. Unser Komponist faßte
jedoch seine Aufgabe mehr äußerlich an. Er
hat eine Opernmusik geschrieben, die zwar
efsektvoll ausgeführt ist, aber nicht unbedingt
Schnitzlerische Wesensart widerspiegelt. So ist
denn bei dieser Vertonung kein psychologisch
vertieftes Musikdrama, sondern eben nur eine
Oper herausgekommen wobei also die Musik mit
wenigen Ausnahmen mehr dekorativ en Vor¬
gängen aufgesetzt erscheint. — Bis au wenige,
von Schnitzler selbst angegebene Striche ist
der Text des Dramas wörtlich durchkomponiert.“
Der alte Mantten