II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1040

Liebelei
box 12/1
5. n
lourter
Nr. 895
schlossen in ihren chargierten Partien den harmonischen Kreis
künstlerischen Schaffens. Brüchig nur erschien mir Emil Linds
Leistung Sein Mirgasson pendelte etwas stark zwischen Gro¬
teske und Konrention.
Carl Schmitz.
Residenztheater.
Das Theater der Lebewelt in
der Blumenstraße hat jetzt seine 3 Sensationen, die wohl kräftig
genug sein dürften eine ganze Zeit lana das Berliner und
Fremden=Publikum zu dem stark gepfefferten Pariser Menu als
zahlreiche Tischaäste bei sich zu sehen. Das Menu besteht aus
drei Gängen, alimodisch gesagt: drei Einaktern. Der erste ist
nur so eine Art hors d’reuvre zum Appetitmachen, wird auch
nicht von Alexander serviert Aber schon beim zweiten Gang.
da gibts was zu schlecken. „Eine Nachtsitzung“ heißt das Dina
Alexander hat sich auf einem Balle eine maskierte Dame ge¬
kapert und sie mit in ein Separé genommen. Als sie die
Maske fallen läßt, steht er einer alten Schachtel von geradezu
Dieses Scheusal in
polizeiwidriger Häßlichkeit gegenüber.
elegantester Ballrobe gab mit aller Selbstverleugnung weib¬
licher Eitelkeit Marie Leuchtmann überwältigend komisch
die erste Sensation! Im letzten Gang. „Nach dem Mäuschen¬
ball“ betitelt, kommt des morgens wenn die Hähne krähen.
Alexander im Kostüm des Sonnenkönigs bei strömendem Regen
Telephon 12.801.
Alexander als
nach Hause in sein eheliches Schlafgemach —
Ludwig XIV. mit Allongeperücke und Stöckelschuhen, ein Bild
des besten Karikaturisten würdig! Die zweite Sensation!
Sein junges Weibchen: Toni Sylva, eine bisher noch wenig von
„ODSERTER
der Kritik und dem Publikum beachtete 2. Salonliebhaberin des
Residenztheaters. Jetzt wird sie aber beachtet, und wie! Hat
1. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitunge-Ausschaltte
das arme Wurm doch nichts weiter an als ei duftiges leb¬
Wien, I., Concordiaplatz 4.
haft durchbrochenes Seidennachthemdchen, in dem sie auf dem
Vertretungen
Bettchen nur so herumturnt. daß einem schier die Operngläser
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianis,
übergehen! Die dritte Sensation! —
Ich denke: das genügt!
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
Trianontheater.
— Das war entschieden das Blö¬
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petere¬
deste, was man in dem Theater unter den Stadtbahnbögen dem
burg, Toronto.
geduldigen Fremdenpublikum bisher zu bieten gewagt! Jede,
(Oselenangabe ohne Gewürz.
aber auch jede Szene hat irgendwo und iraendwann schon
mal in einem andern Schwank gestanden. Nur #uusendmal
Ausschnitt aus: Theater-Courier, Berlin
besser! Hier wird auf das allerplumpste und naibste mit Ver¬
steckspielen. Verkleiden und ähnlichen Scherzen aus der drama¬
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tischen Rumvelkammer des sel. Benedix manipuliert Was sage
vom:
Benedix? Der dämlichste „Polterabend=Dichter“ ist den
Autoren der „Hypolites Abenteuer“ noch über! Selbst die

ONe
Schlußworte sind aus dem „Doppelganger“ gestohlen. natürlich
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7—
nur etwas umfriesiert. Im Parkett saß ein hintervommerscher
Weemerotf
Aararier: der brüllte über jeden noch so alten Witz wie ein


Hengst zur Brunstzeit. Wenn das Trianontheater den Ehraeiz
Berlin.
hat. für diese Kaste von Theaterhabitués zu eristieren —
„Pariser
habeat sibi! Menschen normaler Temperatur einigten sich im
„Das kleine Schokoladenmädchen.“
Menu.“— „Hypolites Abenteuer.“ — „Liebelei.“
Foyer zu dem ebenso treffenden, wie vernichtenden Gesamt¬
urteil: Affentheater! —
Gespielt wurde alänzend. Junker¬
Neues Schauspielhaus. — Ich habe dem lobenden
mann. Treptow und die resolute Zademack bildeten ein pracht¬
Referat meines geschätzten Wiener Kollegen nichts hinzuzufügen,
volles Trio, dessen natürliche Komik einem wenigstens iger¬
als daß dieses harmlose Lustspiel von Paul Gavault die Back¬
maßen über den Wust des deliristischen Blödsinuns der Herren
fischkomödie lustig aufblühen läßt. Sicher ist daß das „kleine
Verfasser Nancey und Armant hinweghalfen.
Schokoladenmädchen“ den Direktoren in der Provinz genau so
Dr. Bruno Decker.
dankbares Publikum und volle Häuser sichert, wie es solche der "
Metropole liefert. Der szenische Apparat erfordert keine großen
Komische Oper. Bei Erscheinen dieses außerordent¬
Umstände, das Personal ist an jedem mittleren Provinztheater
lich sympathischen Opernwerkes wurde wieder die Frage ven¬
vorhanden. Amüsant erscheint mir der Umstand, daß Paris,
tiliert, ob sich Prosa=Dichtungen zur Vertonung eignen. Daß
osicl
die Stadt der exportierenden theatralischen Cochonnerien uns
man angenchts dieses Werkes da ber noch im Zweifel sein kann.
mit einer Spezies aufwartet die stark mit der nie erfolglosen
verstehe ich eigentlich nicht
bei den flotten Szenen,
Spekulation auf das spezifisch deutsche Gemüt kokettiert
denen Schnitzler ja einen so brinenten Dialoa gegeben hat.
Tirektor Alfred Halm hat, entsprechend seinem vornehmen
könnte man #cen, daß die Musik icht nur die von Franz
Kunstinstitut, die reizende Planderei kongenial geschmackvoll
Neumann, etwas retadierend wirkt. Bei den dramatischen
einstudiert und ausgestattet, sodaß dem Spiele eine gewisse
Stellen aber ist es ohne jeden Zweifel daß die Musik diese
kommenkatorische Behäbigkeit dadurch Voraussetzung wird.
Vorgänge unterstreicht und hebt. Dieses Erstlingswerk Franz
Die Dekorationen, nach Entwürfen von Spen Gade angefertigt,
Neumanns hat einen überraschend schnellen Wea über die
großen deutschen Opernbühnen gemacht und das ist erfreulich,
präsentieren sich luxuriös. Es empfiehlt sich deshalb, an
Bühnen, die nicht aewillt sind, dem Stücke zuliebe einen kühnen
denn es handelt sich hier um einen echten deutschen Musiker.
Wenn sich auch der Einfluß der modernen Italiener besonders
Griff in die Kasse zu tun diese dekorative Stütze durch flotteres
Puccinis, offensichtlich bemerkbar macht, so fühlt man doch aus
Spieltemvo zu ersetzen. Einzia war Ida Wüst in der Titel¬
dem Ganzen heraus daß sich der Komponist ehrlich bemüht.
partie. Ihre Drollerie ist so ganz und gar natürlich künstle¬
fremde Fesseln abzustreifen. Nicht immer gelingt es ihm, aber
rischer Intuition ohne Schablone ohne dozierende Intention.
aus dem Ganzen spricht es doch klar und vernehmlich, daß sich
daß einem ein wohliger ästhetischer Genuß bereitet wird. Durch¬
der junge Musiker zu einer eigenen Sprache durchringen wird.
aus ebenbürtig stand ihr Hans Salfner als Paul Normand zur
Ich bin überzeuat, daß Franz Neumann uns noch oft auf¬
Seite. Hans Siebert, als Felicien das treihende Agens aller
horchen lassen wird Er verfügt nicht nur über eine beneidenswerte
Entwicklung, zeichnete einen ungemein komisch=phlegmatischen
Fülle von Melodien er hat auch durch seine Kapellmeister¬
Bohémien und Victor Hartberg bot in der Rolle des Toupeet
Laufbahn eine Schule durchgemacht, in der er außerordentlich
die höchst interessante Studie eines eingefleischten Bureaukraten,
viel gelernt hat. Sein Orchester klingt voll und stets vornehm.
ohne Schahlone und dennoch außerordentlich tyvisch. Erich
das Ideal eines enfant-terrible¬
Jede einzelne Instrumentenaruppe versteht er zu behandeln und
Ziegel als Pava Lapistolle
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sie zu schönen Effekten zu verbinden. Kurz: Wir haben Herrn
Papa — Beatrice Altenhofer (Rosettel, und Rosa Valetti (Julie)
Direktor Gregor auch bei seiner letzten Darbietung als Di¬
rektor der Komischen Oper Dank zu sagen, daß er uns mit
diesem, ich wiederhole: so außerordentlich sympathischen Werké,
bekannt gemacht hat. Die ersten Künstler waren beteiligt
Fräulein Labia die Christine verkörpern zu lassen, war ein
Mißariff. Sie war keinen Augenblick das liebe süße Mädel,
sondern stets die überdramatische Italienerin Gesanglich aller¬
dings bot sie einen einzigen Genuß Ihr Partner war Herr
Nadalovitsch. Es wäre bedauerlich sollten wir diesen Künstler.