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5. Liebe
box 12/7
(Guellenangahd ohng
Ausscheitisialgs Gentralbie
S8re.7
Eine sehr will¬
kommene Auffrischung erfuhren im Deutschen Volkstheaker Schnitzlers
„Liebelei“ und „Abschiedssouper“. Das sind zwei Werke“
immer wieder ihre treffliche Wirkung aufs Publikum üben. Und ver¬
gleicht man diese beiden Werke mit den späteren dramatischen Arbeiten
Schnitzlers, so merkt man deutlich genug den Unterschied zwischen dem
Schaffen Schnitzlers einst und jetzt. „Liebelei“ wird aber auch be¬
stimmt dauernd der deutschen Bühne erhalten bleiben. — Im Stadt¬
theater hat auch bereits die neue Spielzeit eingesetzt, vorläufig mit
dem vorjährigen Kassenstück „Die beiden Seehunde“ von Rößler.
Aber bald wird hier ein Neuheitenregen niedergehen und manches
dichterisch wertvolle Stück uns einen genußreichen Abend bereiten. Darauf
versteht sich Direktor Jarno. Wir können uns auf ihn verlassen.
Rudolf Huppert.
16•P01 7
Oesterreichs Illustrite Zeitung
Wien
„Talmas Ende“ von Alfred Polgar
und Armin Friedmann. Zwei Autoren für
(einen Einakter, und doch nichts Gescheites. Es hieße
Interesse heucheln, wollten wir sagen, daß das
Publikum befriedigt war. Den „Talma“ gab Alexander
Moissi, und lediglich feinem Namen galt der Bei¬
fall. Den „Doktor“ gab Robert Marlitz gut, so weit
dies bei dieser undankbaren Rolle möglich ist. Der
zweite Einakter war die Grokeske „Der grüne Kakadu“
von Artur Schnieler. Es gehört die ganze Welt¬
fremdheit der Direktion der „Volksbühne“ dazu, gerade
jetzt ein solches Revolutionsstück, den Tanz auf dem
Vulkan. den Wienern zu bieten! Gespielt wurde sehr
gut. Den „Wirt“ gab Maximilian Berndt mit
tiefem Eingehen, den „Henri“ Alexander Moissi
und die „Leocadie“ Eise Schreiber mit viel
Natürlichkeit. Auch die übrigen Rollen waren in guten
238E81917
Breslauer Morgen Zeitung.
Allerlei Neues.
WErM.
Loberheater. 330
enter: „Abschiedssguper“.
Donne##
Wastspiel.
AAA#delas „Abschiedssouper“ aufgetragen, jener derbste
Gang der „Anatol"=Folge, der dem Publikum stets am besten gemundet
hat. Die Spielleitung hatte Herr Habel. Ob er wohl die ganze
„Anatol“=Reihe einmal gelesen hat? Dann wäre es doppelt selt¬
sam, daß er seinem anderen Ich, dem Schauspieler Habel, gestatten
konnte, den zanften Wiener Lebejüngling Anatol so arg zu ver¬
greifen, wie es geschah. Das war ein dümmlicher Geck berlinischer
Herkunft, der mit dem Anatol Schnitzlers auch nicht die entferntesie
Aehnlichkeit aufwies. Ein wenig näher kam Frl. Gettke der
lustigen Annie. Aber so amoralisch diese kleine Theaterpflanze ist,
weichen, wienerischen Liebreizes darf auch sie nicht ganz entraten,
Frl. Gettke holte ihre Wirkungen lediglich aus der Gefräßigkeit des
munteren Fräuleins. Nein, so soll man Schnitzler nicht spielen!
Dann kamen die Tanzgäste: Lo Hesse und Joachim vos
Seewitz. Sind die beiden wirklich Tanz=Künstler? Eher dos
wohl sehr raffiniert gewandete, gelentige Tanz=Akrobaten, die mi
einer Einzelnummer im Nahmen eines Variêté=Programms gan
gut am Platze wären. „Verrückt gewordene Meißener Porzellan¬
Figuren“ könnten sie etwa heißen. Aber auf neun Tanz=Szenen ver¬
teilt, und mit großem Anspruch auftretend wirken diese sich allzu
häufig wiederholenden Gliederverrenkungs=Tricks doch etwas ein¬
tönig. Das stärkere Ballerinen=Talent ist übrigens der — Mann¬
Nur kann er den Mund nicht schließen und sieht immer äußerst ver¬
blüfft aus, was seiner betont weibischen Exzentrik=Anmut immer¬
hin einigen Abbruch tut. An Beifall fehlte es den Gästen nicht. Be¬
sonders die männliche Tänzerin fand bei einem Teile der Hörer auf
fallend viel Anklang.
Das Publikum, das selbst bei gut beleumundeten dramatischen
Neuheiten dem Lobetheater fernzubleiben pflegt, hatte sich, offen¬
bar durch das Tänzerpaar angelockt, sehr zahlreich eingefunden.
Vielleicht entsagt die Direktion für einige Zeit der Literatur und
ladet sich nach und nach die anderen zahllosen Lo's, Li's und La's
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in Gaste, die in Berlin und München das Tanzbein schwingen.
sind sogar einige darunter, die Frl. Hesse und Herrn v. Seewitz an
technischer Fertigkeit und künstlerischer Eigenart übertreffen. Und
das Lobetheater käme ohne sich selbst groß plagen zu müssen, einige
Monate hindurch auf seine Kosten.
5. Liebe
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(Guellenangahd ohng
Ausscheitisialgs Gentralbie
S8re.7
Eine sehr will¬
kommene Auffrischung erfuhren im Deutschen Volkstheaker Schnitzlers
„Liebelei“ und „Abschiedssouper“. Das sind zwei Werke“
immer wieder ihre treffliche Wirkung aufs Publikum üben. Und ver¬
gleicht man diese beiden Werke mit den späteren dramatischen Arbeiten
Schnitzlers, so merkt man deutlich genug den Unterschied zwischen dem
Schaffen Schnitzlers einst und jetzt. „Liebelei“ wird aber auch be¬
stimmt dauernd der deutschen Bühne erhalten bleiben. — Im Stadt¬
theater hat auch bereits die neue Spielzeit eingesetzt, vorläufig mit
dem vorjährigen Kassenstück „Die beiden Seehunde“ von Rößler.
Aber bald wird hier ein Neuheitenregen niedergehen und manches
dichterisch wertvolle Stück uns einen genußreichen Abend bereiten. Darauf
versteht sich Direktor Jarno. Wir können uns auf ihn verlassen.
Rudolf Huppert.
16•P01 7
Oesterreichs Illustrite Zeitung
Wien
„Talmas Ende“ von Alfred Polgar
und Armin Friedmann. Zwei Autoren für
(einen Einakter, und doch nichts Gescheites. Es hieße
Interesse heucheln, wollten wir sagen, daß das
Publikum befriedigt war. Den „Talma“ gab Alexander
Moissi, und lediglich feinem Namen galt der Bei¬
fall. Den „Doktor“ gab Robert Marlitz gut, so weit
dies bei dieser undankbaren Rolle möglich ist. Der
zweite Einakter war die Grokeske „Der grüne Kakadu“
von Artur Schnieler. Es gehört die ganze Welt¬
fremdheit der Direktion der „Volksbühne“ dazu, gerade
jetzt ein solches Revolutionsstück, den Tanz auf dem
Vulkan. den Wienern zu bieten! Gespielt wurde sehr
gut. Den „Wirt“ gab Maximilian Berndt mit
tiefem Eingehen, den „Henri“ Alexander Moissi
und die „Leocadie“ Eise Schreiber mit viel
Natürlichkeit. Auch die übrigen Rollen waren in guten
238E81917
Breslauer Morgen Zeitung.
Allerlei Neues.
WErM.
Loberheater. 330
enter: „Abschiedssguper“.
Donne##
Wastspiel.
AAA#delas „Abschiedssouper“ aufgetragen, jener derbste
Gang der „Anatol"=Folge, der dem Publikum stets am besten gemundet
hat. Die Spielleitung hatte Herr Habel. Ob er wohl die ganze
„Anatol“=Reihe einmal gelesen hat? Dann wäre es doppelt selt¬
sam, daß er seinem anderen Ich, dem Schauspieler Habel, gestatten
konnte, den zanften Wiener Lebejüngling Anatol so arg zu ver¬
greifen, wie es geschah. Das war ein dümmlicher Geck berlinischer
Herkunft, der mit dem Anatol Schnitzlers auch nicht die entferntesie
Aehnlichkeit aufwies. Ein wenig näher kam Frl. Gettke der
lustigen Annie. Aber so amoralisch diese kleine Theaterpflanze ist,
weichen, wienerischen Liebreizes darf auch sie nicht ganz entraten,
Frl. Gettke holte ihre Wirkungen lediglich aus der Gefräßigkeit des
munteren Fräuleins. Nein, so soll man Schnitzler nicht spielen!
Dann kamen die Tanzgäste: Lo Hesse und Joachim vos
Seewitz. Sind die beiden wirklich Tanz=Künstler? Eher dos
wohl sehr raffiniert gewandete, gelentige Tanz=Akrobaten, die mi
einer Einzelnummer im Nahmen eines Variêté=Programms gan
gut am Platze wären. „Verrückt gewordene Meißener Porzellan¬
Figuren“ könnten sie etwa heißen. Aber auf neun Tanz=Szenen ver¬
teilt, und mit großem Anspruch auftretend wirken diese sich allzu
häufig wiederholenden Gliederverrenkungs=Tricks doch etwas ein¬
tönig. Das stärkere Ballerinen=Talent ist übrigens der — Mann¬
Nur kann er den Mund nicht schließen und sieht immer äußerst ver¬
blüfft aus, was seiner betont weibischen Exzentrik=Anmut immer¬
hin einigen Abbruch tut. An Beifall fehlte es den Gästen nicht. Be¬
sonders die männliche Tänzerin fand bei einem Teile der Hörer auf
fallend viel Anklang.
Das Publikum, das selbst bei gut beleumundeten dramatischen
Neuheiten dem Lobetheater fernzubleiben pflegt, hatte sich, offen¬
bar durch das Tänzerpaar angelockt, sehr zahlreich eingefunden.
Vielleicht entsagt die Direktion für einige Zeit der Literatur und
ladet sich nach und nach die anderen zahllosen Lo's, Li's und La's
0
in Gaste, die in Berlin und München das Tanzbein schwingen.
sind sogar einige darunter, die Frl. Hesse und Herrn v. Seewitz an
technischer Fertigkeit und künstlerischer Eigenart übertreffen. Und
das Lobetheater käme ohne sich selbst groß plagen zu müssen, einige
Monate hindurch auf seine Kosten.