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Liebelei
5. Seee
Vom Stadttheater.
Als letzte Vorstellung unter der Direktion
Wallner kam das Schnitzleriche Schauspiel „Liebetel“
auf die Bühne und### diesem Frau Lilli Wild als
Gast. Sie spielte die Mizzi Schlager. Ein echtes
Wiener Kind mit all den Finessen der „Wissenden“
deren Kenntnisse es ihr gestatten zu behaupten, „die
Männer sind alle miteinander nix wert". Sie spielte —
fesch und resch, zeigte schicke Figur und wußte in #
lebenswahrer Darstellung das Beste aus der Rolle
herauszuholen, wofür ihr denn auch von dem ausk#
verkauften Hause stürmischer Beifall gespendet wurdes #
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Daß Frl. Rasse die sentimentale Christine mit
gerabezu glänzender Sicherheit spielte, daß sie auch:
mit dieser Rolle wieder wirkliche Seelenmalerei in
ihren duftigsten Farben bot, ist wohl selbstverständlich..
Den Hans Weiringer, ihren Vater, gab Herr Preuz¬
Ein biederer Alter, der ganz in der Sorge um sein¬
—
Seiten abzugewinnen. Die redselige Strumpfwirkerin
Frau Binder war wirkungsvoll durch Frau Wolst in
dargestellt und Herr De Cani hatte dem gemütvollen
Theodor Kaiser eine prächtige Darstellung gegeben.
Das Haus war sehr animiert und zollte den Dar¬
stellern reichen Beifall.
Der Eisenbahnerstreik und die dadurch hervor¬
gerufene Einstellung der Züge haben Direktor Rollett
arg mitgespielt. Die Gäste - es wäre das Ensemble
des Deutschen Volkstheaters gewesen — konnten nicht
kommen, und so mußte denn die Samstag=Vorstellung
abgesagt werden. Wir kamen dadurch leider um einen
erlesenen Kunstgenuß.
Sonntag nachmittags und abends klangen
Strauß' herrliche Weisen der „Fledermaus“ durch
den Räume unseres Musentempels. Sind die Haupt¬
partien mit illustren Gästen besetzt, so darf man dann
wohl von einem Kunstgenusse sprechen — und ein
solcher war es in der Tat; wenigstens was die Haupt¬
rollen betrifft. Herr Karl Pfann, erster Operetten¬
tenor vom Johann Straußtheater in Wien, gab den
Gabriel von Eisenstein. Mit glänzenden Stimm¬
mitteln ausgestattet, verbinhet #er telennutsa
aauutluu
Theater und Kunst.
Tosoeneceen sonoendesanedasebbeogeesesnsseusecesen baschau
Als Herr Direktoy Wällner Dienstag den 13. d. M., wil
bereits berichtet wurk setzen Abschiedsabend als „Nuli
Annerl“ feierte, erschenm Schlusse des dritten Aktes das
gesamte Ensemble m## s#tzem Sprecher Herrn Demler auf
offener Szene, Frl., P#e Füberreichte ihm einen goldener
Lorbeerkranz und Hexy Oüler sagte dem scheidenden Direktor
der ebensosehr ein Masulder „Güte“ wie der „Kunst“ war
ein herzliches Valet. Tiesgerührt dankte Herr Direktor Wallne¬
am Schlusse der Vorstellung seinen Künstlern, dem Publikum
vor allem aber der löbl. Gemeindevertretung, den Behörder
und den Vertretern der Presse, die ihn alle in seinem gewis
nicht leichten Amte unterstützt haben.
Mit Arthur Schnitzler#Liebelei“ ging Direkto¬
Wallners Direkwr nach all' den genuß
reichen Abenden ein gut ausklingender Akkord. Die „Liebelei“
zwar nicht an Schnitzlers andere Dramen hinanreichend, abe
mit seinem Namen immer eng verknüpft, hat auch diesma
sehr gefallen. Es erübrigt wohl, eine Rezension des vielge
schmähten und auch viel geliebten Stückes einzuflechten; dem
allzu bahnbrechend ist gerade diese süßliche, traurige Liebes
geschichte des Wiener Mädels geworden. Zahllose ähnlich
„Niedlichkeiten“ tauchten allüberall auf, ja sogar vertont is
diese, von Dr. Schnitzler selbst als sein glücklichster Wurf be¬
zeichnete Komödie über die Bretter gegangen. Die Darstellung
war unstreitig sehr gut. Als Mizzi Schlager gastierte Fra#
Lilly Wild, eine bildhülsche Erscheinung, die unterstützt vor
ihrem rassigen Temperament die kleine Modistin „waschecht
und naturgetreu auf die Bühne stellte. Frau Lilly Wild, di
momentan mehr als Filmschauspielerin tätig ist, wird un
hossentlich noch recht oft Gelegenheit geben, sie in anderen
auch sentimentalen Rollen zu sehen. Als Christine gefiel Frl
Nassee, die schlicht und innig mit ehrlichem Gefühl die Lieb¬
lingsfigur des Dichters darstellte. Herr de Cani als Theodor
fesch und gutherzig, Herr Effenberger ein nicht unsympathischer
Fritz. Herr Preu als Weiring bot in seiner Leistung Be¬
merkenswertes wie eben auch die Regie in seinen Händen lag.
Frl. Wolf in der Episodenrolle der Katrin schloß sich dankens¬
wert dem Ganzen an. Der Abend brachte dem Gast und der
übrigen Mitwirkenden reichen und wohlverdienten Beifell.
„Der König ist tot, es lebe der König.“ Herr Direktor
Wallner ging, ein anderer trat an seine Stelle. Herr Anton
Rollet, dem als Direktor der Theaters Zuaim und Bad Hall
ein nicht unbedeutender Ruf als Künstler wie als genialer
Direktor vorausgeht. Wir begrüßen ihn an dieser Stelle herz¬
lichst und sind davon überzeut, daß unser Musentempel mit
Direktor Rollet einen guten Griff getan. Schon das Repertoire
zeigt es, wäre Direktor Rallet auch soust unbekannt. Leider
haben uns die ungünstigen Verhältnisse schon um zwei viel¬
versprechende Abende gebracht, die wir aber unter der Direktion
Rollet nur aufgeschoben nicht aber aufgehoben wissen.
Eine Prachtleistung mit der Direktor Rollet vor das
St. Pöltner Publikum trat, war die unverwüstliche ewig schöne
„Fledermaus“. Raummangel gebieten uns Kürze. Die
Aufführung war ausgezeichnet. Den verehrten Gästen Fräulein
Suzanne Bachried und Herrn Karl Pfann vom Strauß= resp.
Carltheater aus Wien unseren Dank für diesen Kunstgenuß. Herr
Jandat (Alfred) war ihnen ein würdiger Partner. Frl. Richter ein
guter Prinz Orlofsky, Herr Roland ein ebenso komischer
Frosch wie tüchtiger Regisseur. Besonders begrüßen wir Frl.
Gusti Felsen (Rosalinde), die bei uns heimisch werden will,
als ebenso vorzügliche Sängerin wie dramatische Darstellerin.
Mächtige Stimmittel, eine ausgezeichnete Schule, kolossale
Sicherheit und ein höchst angenehmes Organ kann Fräulein
Felsen ihr Eigen nennen. Der Löwenanteil an der schönen
Aufführung gebührt nicht in letzter Linie Herrn Kapellmeister
Niko Dostal, der damit sein Meisterstück gezeigt und mit dem
vorzüglichen Orchester den alten Strauß zu neuen Ehren ge¬
bracht hat.
Theaternachricht.
Donnerstag den 22. April Gastspiel Eugenie Werner vom
Wiener Stadttheater im „Das Glück im Winkel“, Schau¬
spiel von Sudermann. Die neue Direktion Anton Rollet, welche
das Stadttheater übernommen hat, um mit den restlichen Mit¬
gliedern der früheren Direktion bis Ende Mai durchzuspielen
und den Schauspielern weitere Verdienstmöglichkeit zu bieten,
wird durch Wiener Gäste die fehlenden Mitglieder zu ersetzen
wissen und keine Kosten scheuen, um dem werten Publikum ein
gediegenes Repertoir zu bieten. Leider war die Direktion gleich
zu Anbeginn der Nachsaison gezwungen, zwei Vorstellungen in¬
folge Nichteintreffen der Gäste durch den indessen beigelegten
Eisenbahnerstreik abzusagen. Das vollständige Repertoir wird
in der nächsten Nummer des Blattes bekanntgegeben.
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Vom Stadttheater.
Als letzte Vorstellung unter der Direktion
Wallner kam das Schnitzleriche Schauspiel „Liebetel“
auf die Bühne und### diesem Frau Lilli Wild als
Gast. Sie spielte die Mizzi Schlager. Ein echtes
Wiener Kind mit all den Finessen der „Wissenden“
deren Kenntnisse es ihr gestatten zu behaupten, „die
Männer sind alle miteinander nix wert". Sie spielte —
fesch und resch, zeigte schicke Figur und wußte in #
lebenswahrer Darstellung das Beste aus der Rolle
herauszuholen, wofür ihr denn auch von dem ausk#
verkauften Hause stürmischer Beifall gespendet wurdes #
00
Daß Frl. Rasse die sentimentale Christine mit
gerabezu glänzender Sicherheit spielte, daß sie auch:
mit dieser Rolle wieder wirkliche Seelenmalerei in
ihren duftigsten Farben bot, ist wohl selbstverständlich..
Den Hans Weiringer, ihren Vater, gab Herr Preuz¬
Ein biederer Alter, der ganz in der Sorge um sein¬
—
Seiten abzugewinnen. Die redselige Strumpfwirkerin
Frau Binder war wirkungsvoll durch Frau Wolst in
dargestellt und Herr De Cani hatte dem gemütvollen
Theodor Kaiser eine prächtige Darstellung gegeben.
Das Haus war sehr animiert und zollte den Dar¬
stellern reichen Beifall.
Der Eisenbahnerstreik und die dadurch hervor¬
gerufene Einstellung der Züge haben Direktor Rollett
arg mitgespielt. Die Gäste - es wäre das Ensemble
des Deutschen Volkstheaters gewesen — konnten nicht
kommen, und so mußte denn die Samstag=Vorstellung
abgesagt werden. Wir kamen dadurch leider um einen
erlesenen Kunstgenuß.
Sonntag nachmittags und abends klangen
Strauß' herrliche Weisen der „Fledermaus“ durch
den Räume unseres Musentempels. Sind die Haupt¬
partien mit illustren Gästen besetzt, so darf man dann
wohl von einem Kunstgenusse sprechen — und ein
solcher war es in der Tat; wenigstens was die Haupt¬
rollen betrifft. Herr Karl Pfann, erster Operetten¬
tenor vom Johann Straußtheater in Wien, gab den
Gabriel von Eisenstein. Mit glänzenden Stimm¬
mitteln ausgestattet, verbinhet #er telennutsa
aauutluu
Theater und Kunst.
Tosoeneceen sonoendesanedasebbeogeesesnsseusecesen baschau
Als Herr Direktoy Wällner Dienstag den 13. d. M., wil
bereits berichtet wurk setzen Abschiedsabend als „Nuli
Annerl“ feierte, erschenm Schlusse des dritten Aktes das
gesamte Ensemble m## s#tzem Sprecher Herrn Demler auf
offener Szene, Frl., P#e Füberreichte ihm einen goldener
Lorbeerkranz und Hexy Oüler sagte dem scheidenden Direktor
der ebensosehr ein Masulder „Güte“ wie der „Kunst“ war
ein herzliches Valet. Tiesgerührt dankte Herr Direktor Wallne¬
am Schlusse der Vorstellung seinen Künstlern, dem Publikum
vor allem aber der löbl. Gemeindevertretung, den Behörder
und den Vertretern der Presse, die ihn alle in seinem gewis
nicht leichten Amte unterstützt haben.
Mit Arthur Schnitzler#Liebelei“ ging Direkto¬
Wallners Direkwr nach all' den genuß
reichen Abenden ein gut ausklingender Akkord. Die „Liebelei“
zwar nicht an Schnitzlers andere Dramen hinanreichend, abe
mit seinem Namen immer eng verknüpft, hat auch diesma
sehr gefallen. Es erübrigt wohl, eine Rezension des vielge
schmähten und auch viel geliebten Stückes einzuflechten; dem
allzu bahnbrechend ist gerade diese süßliche, traurige Liebes
geschichte des Wiener Mädels geworden. Zahllose ähnlich
„Niedlichkeiten“ tauchten allüberall auf, ja sogar vertont is
diese, von Dr. Schnitzler selbst als sein glücklichster Wurf be¬
zeichnete Komödie über die Bretter gegangen. Die Darstellung
war unstreitig sehr gut. Als Mizzi Schlager gastierte Fra#
Lilly Wild, eine bildhülsche Erscheinung, die unterstützt vor
ihrem rassigen Temperament die kleine Modistin „waschecht
und naturgetreu auf die Bühne stellte. Frau Lilly Wild, di
momentan mehr als Filmschauspielerin tätig ist, wird un
hossentlich noch recht oft Gelegenheit geben, sie in anderen
auch sentimentalen Rollen zu sehen. Als Christine gefiel Frl
Nassee, die schlicht und innig mit ehrlichem Gefühl die Lieb¬
lingsfigur des Dichters darstellte. Herr de Cani als Theodor
fesch und gutherzig, Herr Effenberger ein nicht unsympathischer
Fritz. Herr Preu als Weiring bot in seiner Leistung Be¬
merkenswertes wie eben auch die Regie in seinen Händen lag.
Frl. Wolf in der Episodenrolle der Katrin schloß sich dankens¬
wert dem Ganzen an. Der Abend brachte dem Gast und der
übrigen Mitwirkenden reichen und wohlverdienten Beifell.
„Der König ist tot, es lebe der König.“ Herr Direktor
Wallner ging, ein anderer trat an seine Stelle. Herr Anton
Rollet, dem als Direktor der Theaters Zuaim und Bad Hall
ein nicht unbedeutender Ruf als Künstler wie als genialer
Direktor vorausgeht. Wir begrüßen ihn an dieser Stelle herz¬
lichst und sind davon überzeut, daß unser Musentempel mit
Direktor Rollet einen guten Griff getan. Schon das Repertoire
zeigt es, wäre Direktor Rallet auch soust unbekannt. Leider
haben uns die ungünstigen Verhältnisse schon um zwei viel¬
versprechende Abende gebracht, die wir aber unter der Direktion
Rollet nur aufgeschoben nicht aber aufgehoben wissen.
Eine Prachtleistung mit der Direktor Rollet vor das
St. Pöltner Publikum trat, war die unverwüstliche ewig schöne
„Fledermaus“. Raummangel gebieten uns Kürze. Die
Aufführung war ausgezeichnet. Den verehrten Gästen Fräulein
Suzanne Bachried und Herrn Karl Pfann vom Strauß= resp.
Carltheater aus Wien unseren Dank für diesen Kunstgenuß. Herr
Jandat (Alfred) war ihnen ein würdiger Partner. Frl. Richter ein
guter Prinz Orlofsky, Herr Roland ein ebenso komischer
Frosch wie tüchtiger Regisseur. Besonders begrüßen wir Frl.
Gusti Felsen (Rosalinde), die bei uns heimisch werden will,
als ebenso vorzügliche Sängerin wie dramatische Darstellerin.
Mächtige Stimmittel, eine ausgezeichnete Schule, kolossale
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Aufführung gebührt nicht in letzter Linie Herrn Kapellmeister
Niko Dostal, der damit sein Meisterstück gezeigt und mit dem
vorzüglichen Orchester den alten Strauß zu neuen Ehren ge¬
bracht hat.
Theaternachricht.
Donnerstag den 22. April Gastspiel Eugenie Werner vom
Wiener Stadttheater im „Das Glück im Winkel“, Schau¬
spiel von Sudermann. Die neue Direktion Anton Rollet, welche
das Stadttheater übernommen hat, um mit den restlichen Mit¬
gliedern der früheren Direktion bis Ende Mai durchzuspielen
und den Schauspielern weitere Verdienstmöglichkeit zu bieten,
wird durch Wiener Gäste die fehlenden Mitglieder zu ersetzen
wissen und keine Kosten scheuen, um dem werten Publikum ein
gediegenes Repertoir zu bieten. Leider war die Direktion gleich
zu Anbeginn der Nachsaison gezwungen, zwei Vorstellungen in¬
folge Nichteintreffen der Gäste durch den indessen beigelegten
Eisenbahnerstreik abzusagen. Das vollständige Repertoir wird
in der nächsten Nummer des Blattes bekanntgegeben.
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