II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1504

Liebelei
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Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Telelon: Norden 3051
BERLIN N4
Ausschnitt aus:
Berliner Morgenpost
18. März 1927
„Liebelei.“
Arthur Schnitzlers melancholische „Liebelei“
gab diesem Film den Titel und die äußeren
Umrisse. Sonst gehen die Manuskriptverfasser
Herbert Juttke und Georg C. Klaren eigene
Wege. Schade, daß man nicht das Wien des
Jahres 1894 zu sehen bekam! Dafür tobt unsere
Gegenwart mit Jazz und Tanzmanie. Aber eine
rechte Schnitzler=Figur ist der alte Stadttheater¬
Gellist Weyrlng, von Jaro Fürth prachtvoll dar¬
gestellt. Evelyn Holt lag die Rolle der Christine,
für die sie die stille Sentimentalität mitbrachte.
Vivian Gibson war mondän und dekorativ, wie
immer, als untreue Gattin des Bankiers, den
Robert Scholz bis auf die übertriebene Eifer¬
suchtsszene lebenswahr zeichnete. Louis Ferch
als Fritz sah gut aus, war aber nicht der leicht¬
sinnige Melancholiker, wie ihn Schnitzler ge¬
nannt hat; neben ihm stand Henry Stuart als
männlicher, zielbewußter Freund. Die Regie
von J. und L. Fleck war sorgfältig, #lr ganz
und gar konventionell und schleppend in Tempo.
Aber — trotz alledem — ist es ein gut
Publi¬
kumsfilm, der im Primus=Pal
: viel
Beifall fand.

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Dr. Max Gol
imidt
Büro für Zeitun
sschnitte
BBRLIN N4
lefon: Norden 3051
Ausschnif us:
Vossische Zei ung, Berlin
19. März 1927
Liebelei
Primus=Palast
Noch einmal ist die Liebelei von Schnitzler verfilmt worden,
diese allermenschlichste Tragödie mit ihren mendlichen filmischen
Möglichkeiten. Wieder ist für längere Zeit einer besseren Leistung,
einer wirklichen Leistung der Weg verschlossen, denn sowohl die,
die das Manuskvipt schrieben, als auch die, die den Film inszenier¬
ten, sind in keiner Weise dem menschlichen Erleben, diesem unend¬
lichen Loid und dieser seligen Freude nahegekommen, die in dem
Schicksal dieses Mädchens liegen. I. und L. Fleck haben hand¬
werksmäßige Arbeit geleistet und dabei eine Fülle längst ab¬
gegriffener Filmbanalitäten verwendet. Sie haben zur Haupt¬
darstellerin ein Mädchen gewählt, die eifrig bemüht ist, Lilian
Gish zu kopieren. Aber Evelyn Holt fehlt der Funke, jenes Kön¬
nen, das wie mit magischer Gewalt von der süßen kleinen zar¬
ten Gestalt der Gish ausgeht. Einzig aus der Gestalt des Vaters,
Jaro Fürth, spricht ein armes verängstigtes Menschenherz, das
auf einmal um sein Lebensglück betrogen wird. Louis Lerch,
dem jungen Lobheimer, gelingen manche Szenen, die übrigen sind
wesenlose Puppen, deren Starrheit und Verkrampfung niemand
auflöste. Wann kommt der Regisseur, der aus diesem dankbaren
Ek.
Stoff wirklich einen großen Film gestaltet?
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Nr. 134
UNDSCHAU
Sonntag, 20. März 1927
Primus=Palast: „Liebelei.“
Das bei Schnitzler zugleich unendlich zarte und unerhört straff geführte Drame
ie Auf¬
Juttke und
der süßen kleinen Christine ist von den Autoren dieses Filmes
Weber“
Klaren — ein wenig zerzaust worden: Bald versuchen sie's auf eine handfeste Art.
haben
die mit ihrer vergröbernden Absicht verstimmt, bald verlieren sie sich in endlose
Zelnik
Stimmungszaubereien, die langweilig werden. Dennoch ist dies ein Film, der in
Zelnit
flichtet:
seiner künstlerischen Anlage, in der Ehrlichkeit der manchmal etwas primitiven
ervaes,
dramaturgischen Mittel das Durchschnittsmaß derzeitiger deutscher Spielfilmproduk¬
Loos.
tionen weit übertrifft.
Das Gleiche gilt von der Regie des Ehepaares Fleck. Die von bestem Willen
ie Kul¬
sichtbar getriebenen Regisseure mußten im Buchstabensinne noch ein wenig mehr
einen
on der
außer sich geraten, nämlich vom Fleck, dann wird sich vielleicht herausstellen, daß
unter den vielen Routiniers hier zwei noch ganz unverbrauchte, noch auf sehr naive
Art bildbesessene Leute heranwachsen: Und gerade solche brauchen wir. Es ist nur
t
leider so. daß der Betrieb in der Filmindustrie beinahe jede Begabung — wenn sie
1
nicht ungewöhnlich stark ist — zur Routine durchknetet, ehe sie zum fertigen Talent
ausreift. Davor müßten sich diese beiden hüten, für deren lebendige Begabung so
lesvort
ausgezeichnete Zeugnisse vorliegen, wie das in ganz kurzen Andeutungen grausig
vorüberhuschende Duell oder der in hinreißender Weise abscheuliche Wutausbruch
Die
eines betrogenen Mannes, der seine glatte, elegante Frau aus ihrer Abendtoilette,
latz in
aus ihrer Selbstsicherheit, aus ihrem ganzen Leben buchstäblich herausreißt in einen
o mit
ohne daß dieser rabiate Vorgang abe
lächerlichen Haufen Unglück verwandelt,
der
stoßend wird. Zuweilen freilich verfällt dann der Film in ein beinahe unerträg¬
1,
liches Maß von Banalität.
Daran ist gewiß die Besetzung der Hauptrolle durch Evelyn Holt mit schuld.
Dieser jüngste Star, als „Waise von Lowood“ zuerst erprobt, stellt sich nun als
süß=hilfloses, beinahe ganz und gar passives Geschöpf heraus, das ungemein rühren,
aber leider zu gar keiner anderen Art Rolle taugen kann, als zur Erniedrigten und
Leidenden. Louis Lerch ist ein sehr angenehmer Liebhaber zuweilen mit einem

Anflug moissischer Melancholie über seinem lustigen jungen Gesicht. Bis auf iene
eine Szene des Wutausbruchs blieb Scholz im Chargieren stecken. Eine über
Phoe¬
raschende Freude aber ist in diesem Film Vivian Gibson die wir unzählige
ahmen
Male als Salondame schön, aber bewegungslos, elegant und dabei so stumpf und
unter
beinahe langweilig sahen: Hier ist sie ganz gelöst, besessen von Begehrlichkeit und in
sumny
rd in
bildlich hervorragender Weise hemmungslos. Eine ungewöhnlich gute Leistung.
stellen.
Axel Eggebrecht,
en be¬
Walter
Nohert
M#adun # 4½ Zrasen.