sichtig freilich und mit jener ein wenig
krassen Beherrschtheit, die in deutschen
Filmlanden auch geschäftliche Voraus¬
setzung ist. So spielt den Fritz bei ihm der
im Prosil und im innig starken Tonfall
sehr begabte junge, aber ganz und gar nicht
österreichische Schauspieler Liebeneiner.
Wohl damit der k. k. Melancholie nicht zu
viel geschehe. Er spielt ihn mit einer sehr
leisen und mitunter wirklich rührenden
Straffheit.
Legitime Wiener Rasse vertritt in
diesem Film eigentlich nur die Schlager¬
Mizzi der Luise Ullrich. Mit einer Süße,
die ihren persönlichen Reiz und Schmiß
hat, ein wenig derber freilich scheint, als
es der für uns gewohnte Ullrich=Typ bis¬
her war und auch ein wenig des¬
illusionierter. Uebrigens hätte man die
Ullrich nicht ungern als Christine gesehen,
denn auf dem Hintergrund ihres so ver¬
zweifelt flotten Lächelns schimmert es oft
wie scheuer tragischer Abglanz.
Die Christine des Films ist Magda
Schneider. Auf ihrem präzise geschnittenen
Puppengesichtchen schimmern allerlei feinere
Menschlichkeiten. Den hellen, wilden, wehen
Aufschrei der Enttäuschung hat sie nicht,
ja es wurde gar nicht einmal der Versuch
gemacht, sie und ihn entsprechend zu in¬
szenieren. Diese Christine verhaucht in
menschlich sehr sympathischer, schau¬
spielerisch nur flüchtig haftender Wehmut.
Magda Schneider scheint außerdem von
allzu schmackhaftem Filmkitsch arg rampo¬
niert. Sie verfällt in Lieblichkeitsposen, wo
sie durch unbewußt friedvolle Stille
Herzenssanftmut atmen müßte.
Was geistiges und technisches Film¬
niveau betrifft, ist diese Kavalleristen¬
Liebelei recht respektabel, sehr reinliche,
durchaus zartfühlende Arbeit. Es ist kein
leichtfertige Film weder an optischer noch
an bescheiden gemessener psychologischer
Stimmung. Ein paar Eigenmächtigkeiten
der Regie sind gar nicht so übel, wie daß
der alte Weyring (von Paul Hörbiger mit
ein paar reizenden Gemütlichkeits= und
Gemütstönen verkörpert) gar nicht so alt
sein muß, oder daß man das Todesduell
wiederum in schneeverwehter Schicksals¬
landschaft beinahe abrollen sieht, zumindest
den entscheidenden Schuß routiniert vorbe¬
reitet hört. Diese Routine des Regisseurs
Ophuels hat offensichtlich und vielleicht not¬
gedrungen auf die schauspielerische Brillanz
der „Liebelei“=Verfilmung verzichtet und
sich auf Bild und Bewegung gestützt, so¬
wie auf atmosphärische Spiegelung einer
Zeit und ihres Gefühls wie ihrer zugegeben
möglichst diskreten Buntheit.
Leider verzichtet aber dieser Film auch
ganz und gar: auf Wiener Stimmungen,
auf Wiener Gassen, auf Wiener Hinter¬
gründe, topographisch wie seelisch. Selbst
eine Kaffeehausszene ist geradezu de¬
monstrativ unwientrisch „gestellt". Daß in
einer altösterreichischen Offiziersmenage
alles andere eher gesagt werden konnte, nur
nicht das waffenbrüderliche Wort: „Mahl¬
zeit!“, muß Herr Ophuels nicht wissen.Aber
Herrn Gründgens als fast unfreiwillig
komischen Rächer seiner Gattenehre durfte
er in dieser steif koketten Aufmachung nicht
präsentieren.
Ein schönes und menschlich freies
Liebelei
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Theater in der Josefstadt. „Liebelei“ von Arthur Schnitzler
mit Annie Rosar und Hugo Thimig.