II, Theaterstücke 4, (Anatol, 0), Anatol, Seite 13

4. Anat
Andsor
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daß die Spitzen der Kirche sich gegen eine Anffässung def
Christenthums wenden, wie selbe in den Spalten des auf die Bundesgenossenschaft einzelner jubalterner Priester,*“ — ua
leugnung d
„Deutschen Volksblattes“ gelehrt wird.
die aus Verblendung oder Pflichtvergessenheit ins anti¬
sich die hie
Herr Vergani stellt sich aber mit der Drohung, seins semitische Horn stoßen denn nicht diese sind es, denen die
eine Berich
eigenes Christenthum jenem der Kirche entgegenzusetzen, so
Leitung der Kirche obliegt, diese ist Sache des Papstes und
Verunglim
ziemlich auf den Standpunkt seines einstigen Herrn und der Bischöfe, die, in Befolgung der Lehre Jesu Christi, den Bürgermeis
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zukünftige Staatsmänner stürzen nachei ander in den
von sich. Daß es nur ein Stück ihrer Seele ist, wird den
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moralischen Abgrund. In diesem Lande scheutt man derzeit
Frauen, welche das andere Stück zu retten suchen, als Trost
mich. Wir 1
nicht einmal Jemandem das geringste Vertrauen mehr, was
dienen. Anatol hat mit Fällen zu schaffen. Daß sie typisch
And
dech jedenfalls das billigste Neujahrsgeschenk ist. Und was
seien, zwingt uns der Dichter gar nicht auf. Was wir aus
speciellen I
##ort die politischen Köpfe einander wünschen..... Du lieber
dem feinen ironischen Zug, der die Anatol=Episoden umspielt,
ja Alle so
Himmel, wer fürchtet sich nicht, auch nur einen Antheil an
nicht errathen oder nicht errathen wollen, bleibt eben in der
dem Wohlbefinden seines Nächsten zu nehmen? Die Ber¬
Schwebe. Es ist immer nur das halbe Empfinden, das nicht
wirrung wächst und die Feinde der Repuvlik schmeicheln
auf den Grund geht, ein Hingleiten, das im Gemüthe keine!
sich bereits mit der Hoffnung, man werde schließlich noch
Furchen läßt; kein Erhitzen, keine Wärme, kein schneidender
dem Seandul -
— die Krone aufsetzen. Es fehlt nur noch der
Ton, aber ein reizvolles Stakkato des Gefühls, Bogen¬
nich
Prinz dazu.
führung aus leichtem Handgelenk. Die Tonart ist nicht aus¬
gesprochen. Man könnte aber die Stücke aus einem höheren
G. Engelsmann.
Gesellschaftston spielen, und „der bösen Dinge hübsche
Formel“ behielte ihre Geltung. Die vornehme Gabriele,
welche den Anatol bei den Weihnachtseinkäufen für sein
„Anatol“ von Arthur Schnitzler.*)
„süßes Mädel“ begleitet, deutet selbst auf das Transponiren
Soll uns heute Arthur Schnitzler zu seinem Anatoll nach oben hin.
geleiten, so lassen wir die Moral zu Hause. Oder sie verhüllt
Gabriele: Ich kenne ja Ihren Geschmack... Wird wohl
weise ihr Haupt, denn mag sie mit hinaus in das Heim
wieder irgend was vor der Linie sein — dünn und blond!
Aeinweltlicher Vorstadt=Liebe, mag mit uns von Circus¬
Anatol: Blond — gebe ich zu..!
Episoden nippen, zu schlüpfrigen, Wschied Seupers“ sich
Gabriele: ... Ja, ja . blond ... es ist merkwürdig,
wenn
laden lassen oder der zweifelhaften Cora die „Frage an das
daß Sie immer mit solchen Verstdamen zu thun haben — aber
Schicksal“ stellen. Sie darf die „Denksteine“ der schönen
immer!
Emilie bewundern, den Rubin der ersten und den kostbaren
Anatol: Gnädige Frau — meine Schuld ist es nicht.
schwarzen Diamanten der keineswegs letzten „Liebe“. Sie
Gabriele: Lassen Sie das — Oh, es ist auch ganz gut,
macht schließlich den originellen „Hochzeitsmorgen“ Anatol's
daß Sie bei Ihrem Genre bleiben . . es wäre ein großes Unrecht,
mit — also Anatol heiratet, und die Moral ist gerettet,
wenn Sie die Stätte Ihrer Triumohe verließen ...
,wenn wir sie auch in ein Dämmerlicht der Sitte, wo wir
Anatol: Aber was soll ich denn thun — man liebt mich
nach wahren Gefühlen nur tappen, in ein Halbdunkel von
nur da draußen..
Empfindungen führen, in denen es kaum mehr Licht werden
Gabriele: Versteht man Sie denn ... da draußen?
kann. Ja, die Moral wird den Schleier fester zusammen¬
Anatol: Keine Idee! Aber sehen Sie... in der kleinen
ziehen, wo sie sich mit uns am besten amüsirt und wird
Welt werd' ich nur geliebt; in der großen — nur verstanden —
allein
gestehen, daß man gerade auf heimlichen Wegen an so] Sie wissen ja ...
straffen Dialog, so spitze Pointen, so funkelnden Witz geräth
Und nun soll Anatol der stolzen Gabriele „die ganze
freilich wenn Arthur Schnitzler, der seine Beobachter,
Geschichte“ erzählen. „Es ist aber gar keine Geschichte!“
der geistreiche Causeur die Führung hat. In den „Anatol“.
Anatol ein
bemerkt er, und wir ahnen längst, daß es eine „Geschichte“
Seenen zerfasert Schnitzler einige Stückchen Frauenseele, so leicht¬
nur einmal zwischen Analol und Babriele gegeben haben muß.
diese als G
hin spielend, wie sie mit uns zu spielen pflegen. Er verbeißt
was dazu
Gabriele: Wie lernten Sisie kennen ...?
sich nicht in einen jämmerlichen Pessimismus, sondern streift
Anatol: Gott - wie man eben Jemand kennen lernt! —
Ana
die Dinge mit weltmännischer Eleganz wie einen Handschuh
„f der Straße — beim Tanz — in einem Omnibus — unter einem
*) Berlin 1893. Bibliographisches Bureau.
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mit den Wo