II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 40

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4.9. Anatol - Zyklus
Peters¬
.
de des das
Aus der Lokal Anzeige.
12 1910
vom
spielen. Die verschiedenen Freundinnen Ana¬
tols waren ihres Helden würdig.
Vor
Theater und Musik.
allem Irene Tresch, die durch Tempe¬
rament und Liebe dem Bedrängten den
J. K. Das Lessing=Theater brachte gestern
Gang zur Kochzeit außerordentlich belustigend er¬
(Sonnabend) zum erstenmal Arthur Schnitzlers
schwerte, und Mathilde Gussin, deren Annie im

bekannten „Anatoly
schiessuper die Begabung der Darstellerin
führung jene vor etwa 17 Jahren, zu Beginn
von einer neuen Seite zeigte. Sehr fein spielte
der schriftstellerischen Laufbahn des Dichters er¬
Lina Lossen die junge Frau, die nicht den Mut
schienenen dramatischen Skizzen, in denen er mit
zum Glück findet: Hilde Herterich und Paula
Geist und Grazie Liebesfreud und leid des
mar fanden sich mit ihren weniger dankbaren
„leichtsinnigen Melancholikers Anatol schildert.
Aufgaben in bester Laune ab. Lessings Inszenie¬
Dem Publikum bereiteten die mehr oder minder
rung hatte in jeder der Szenen für einen stim¬
robigen Abenteuer des tragikomischen Helden
mungsvollen Rahmen gesorgt, und es ist anzu¬
der Deladenz lebhaftes Vergnügen, die reizvollen
nehmen, daß der alte Anatol die Mühe, die man
Pointen des Dialogs fanden vollstes Verständ¬
an seine dramatische Verjüngung gewendet,
nis; es war ein ungetrübt heiterer Abend, den
lohnen wird.
schon deswegen kein Mißton störte, weil Mon¬
sieur Anatol ja ein guter, alter Bekannter war,
den man nicht mit kritischen Augen zu betrachten
brauchte. Den herzhaftesten Beifall fand die be¬
kannteste der Szenen, das vielgegebene Ab¬
schiedsscuper, sehr belustigend wirkte
„Anatols Hochzeitsmorgen, der so
drastisch den Schwerenter in schwerer Not
darob zeigt, wie er einer eben wiedergefundenen
rabiaten Freundin entkommen soll, um seinen
hochzeitlichen Verpflichtungen nachzugehen, und
einen recht anheimelnden Eindruck machte die in
feinerem Ton gehaltene Skizze: „Weihnachts¬
einkäufe, die an Anatols vergebenes
OBSE
Liebeswerben um die Gunst einer schönen Frau
Lester nördl.
erinnert, die nicht den Mut hat, so glücklich
mit ihm zu sein, wie sein süßes Mädel aus der
konzertes
Vorstadt. Ziemlich matt wirkte die „Episode",
Bureau
deren inhaltlicher Reiz für die Bühne gar zu
für Leitung erschrichten
kärglich ist, und die „Frage an das
Schicksal nohm man als niedliche Ein¬
Wien, 1.
leitung zu den weiteren Heldenteten Ana¬
Konkordiaplatz 4
tols, der so ängstlich davor zurückscheut, sich
von der hypnotisierten Geliebten die Frage
nach ihrer Treue beantworten zu lassen, in
freundlich abwartender Laune hin. Heinz Mon¬
nard gab den Anatol mit trefflicher Charakteristik
und einer Fülle natürlichen, liebenswürdigen
Humors, der auch die bedenklichsten Seiten des
schwächlichen Weiberhelden versöhnlich über¬
strahlte. Das war kein schablonisierter Witzblatt¬
trottel, keine kecke Schwankfigur, sondern ein
Mensch, der überraschend echte Typ all der Ano¬
tols, die Schnitzler hier getreu nach dem Leben
geschildert hat. Reicher als Freund Max sekun¬
dierte mit der ihm eigenen Bonhomie und abge¬
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Kärte Ruhe, wenn es gilt, den Ueberlegenen zu
Frankfurter Zeitung
In Berlin, 3 Dez., 1048 N. Fünf der kleinen „Anatol-Einakter
erlebten im Lessingtheater einen fröhlichen

er fand sich von Herrn Monnard etwas grob oder
doch allzudentlich verkörpeet: ein Provinz=Anatol. Aber schon „Freund
Mark gemann in den er als an der
einen denkbar liebenswürdigen Repräsentanten, und nun huschte die
holde Weiblichkeit, von den Damen Somary, Lossen, Sussin. Herverich
dargestellt, recht anmutig vorüber. Schließlich erschien Frl. Trieschal /
uns um Nachruhmorgen und mit die sehen das leiche Er¬
lebendige, les besette Wirklichkeit zu verden.