II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 92

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4.9. Anatol

.
Telephon 12301.

OBSERVER
1. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vortretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
me des der
Ausschnitt aus:
Morgens
vom
Theater, Kunst und Literatur.
Brünn, 20. Dezember.
(Brünner Stadttheater.) Artur Schnitzler
ist ein liebenswürdiger Causeur; er verse¬
sterhaft zu plaudern, sein Dialog ist leicht und macht
den Eindruck einer geistreichen Improvisation, in
der sich Ironie, Laune und Rührung mischen und
den Hörer in eine wohlige, wenn auch nicht tief
erregte Stimmung versetzen. Den ersten Erfolg als
Dramatiker errang sich itzler 1893 mit seiner
Einakterfolge „Analol. von der fünf Abteilun¬
gen Samstag auf unserer Bühne zur Aufführung
gelangten. Diese zierliche Sächelchen zeigen jene
zarten Konturen der Bühnentechnik, die uns bei al¬
len Schöpfungen Schnitzlers begegnen: der drama¬
tische Zug ist nicht bedeutend, die Handlung gering¬
fügig, ja wie z. B. in dem Stückchen „Weihnachts¬
einkäufe" geradezu dürftig, die ganze Kraft des
Fichters sammelt sich im Dialoa, der denn auch
von einer schillernden Pracht und graziösem Wohl¬
laut ist. Eine erfrischende Heiterkeit geht durch den
Einakter „Abschiedssouper", subtil und poetisch ge¬
schaffen ist die „Episode", und eine übermütige
Laune herrscht durch das Schlußstück „Anatols Hoch¬
zeitsmorgen". Der einleitende Einakter „Die Frage
an das Schicksal“ ist eine glänzende Probe seiner
Dialektik, hier stoßen wir auf die Verwendung eines
Lieblingsproblems Schnitzlers, auf das auch im
„Paracelsus" angewendete Experiment der Hyp¬
dose. Die Darstellung dieser fünf Stücke, von denen
nur „Anatols Hochzeitsmorgen" auf unserer Bühne
bei einer Wohltätigkeitsvorstellung aufgeführt
wurde, war glänzend. Herr Kramer gab das
Wechselnde, Schwankende „Anatols“, dieses Langen
und Bangen in schwebender Pein, dieses Gemisch
von Leidenschaft. Blasiertheit Leichtsinn und Gut¬
mütigkeit in vortrefflicher Weise, nur zum Schlusse
von „Anatols Hochzeitsmorgen" ließ er sich zu einer
Übertreibung hinreißen. Frau Glöckner=Kra¬
mer stellte fünf Frauengestalten fünf verschiedene
und in einem Punkte doch wieder sehr ähnliche
Frauencharaktere dar (Cora, Gabriele, Annie,
Bianka und Ilona). Sie charakterisierte die Freun¬
dinnen Anatols sehr geschickt. Herr Lackner schuf
mit dem ruhigen, den Überschuß von Anatols Feuer
stets kalmierenden Freund „Mar“ eine prächtige
taur. Sämtliche Darsteller erhielten stürmischen
Telephon 12.801.

OBSERV
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschlussund, Brünn, Mähr.
22 12. 1070
vom
Theater und Kunst.
„Anatol." (Fünf Einakter von Arthur Schnitter.)
Heute mag man darüber taunen, daß diese kleinen,
graziösen, französisch beeinflußten Causerien einmal beinahe
mit ein Anzeichen der literarischen Revolution gewesen
sint: und fast ebenso erstaunlich, wie sie bis heute ihren
harmlos glitzernden Reiz unverändert vom harten und
Frängenden Leben bewahrt haben. Welch ein Schritt
vom Schnitzler des „Anatol“ bis zu dem des „Jungen
Medardus"? Ob auch in poetischer Hinsicht ein Fort¬
schritt: Gespielt — oder besser
geplaudert wurden
diese schimmernden Dinge, in denen es aus Tränen
lächelt, mit aller Charme von Herrn Kramer, dessen
leichte Noblesse keine Nuance fallen ließ, Frau Glöckner,
die in den einzelnen Stücken die Karriere von der Dame
von Welt bis zur Dame der Halbwelt — am besten im
„Abschiedssouper" — mit gleicher Virtuosität durchmaß
und Herrn Lackner mit unaufdringlichem, aber
dennoch schlagkräftigem satirischem Humor, alle drei
waren als Gäste geladen
Dr. R. F.
„Freund Jack.“ Eine sehr leichte Komödie von
el des Stückes ist nicht