II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 94

de
Deutsche Volkstheater aus den sieben
ken gewählt hatte nicht jene große
Virkungen, deren sie vor Jahr und Tag
sich gewesen wären. Dennoch konnte
Dichter an seinem Erstlingswerke noch
helle Freude erleben. Man gab: „Die
Frage an das Schicksal, Weihnachtsein¬
käufe, Abschiedssouper, „Episode und
„Anatols Hochzeitsmorgen. Das Haus
auf Sensation gestimmt, von Frauen und
stand vom ersten
Mädchen überfüllt
Augenblicke in des Dichters Bann und gab
HALMAR BURSTROM
(Text hiezu Seite 6)
sich freudig den intimen Reizen dieser
geistvollen Szenen gefangen. Die Darstel¬
lung bot überaus Erfreuliches. Wir nennen
an erster Stelle Herrn Leopold Kramer,
den Liebling dieses Hauses. Im ersten
Bilde ein wenig schwankend, fand er
schnell den richtigen Ton. Im Abschieds¬
souper war der Künstler ganz prächtig.
Daß Anatol in den letzten achtzehn Jahren
um neun Jahre älter geworden ist... mein
Gott, wer möchte Herrn Kramer das vor¬
werfen. Brillant war Herr Lackner.
Er gab den Max mit einem vornehm wiene=
rischen Tonfall, nicht ohne geistreiche Ein¬
zelheiten. Die Damenrevue dieses Abends
zeige wieder einmal, über wie viel Talent
und Schönheit diese Bühne gebietet. Die
Damen Hanemann (eine liebliche
Cora), Reinau (entzückend süß, ein
wenig zu süß vielleicht), Glöckner (ein
bißerl zu hernalserisch), Müller und die
pikante Galafres spielten dem Dichter
und dem Publikum zur Freude. Daß Artur
Schnitzler gefeiert wurde, daß man
Taschentücher schwenkte und Hoch! schrie,
sei schließlich noch gewissenhaft regi¬
striert.
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4.9. Anatol - Zyklus
Telephon 12.801.

OBSERV
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-York, Paris, noin, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Tagesbote aus Mähren und Schlesien
Ausschnitt aus:
Brünn.
12
vom
Wiener Schauspielbrief.
(Burgtheater: nochmals „Der junge Medardus. — Volkstheau
„Anatol. — Neue Wiener Bühne: „Lady Frederick“,
Residenz¬
bühne: „Ysbrand“.)
Von Wilhelm v. Wymetal.
Artur Schnitzlers dramatische Historie „Der junge
Medardus ist der erste dauernde Erfolg geworden, den
das Burgtheater seit jenem Tage, da Kain, auf Gastreisen
ging, zu erringen vermochte. Für die zweite und dritte Vor¬
stellung entwickelte sich in Wien eine beim Hofburgtheater
schon lange nicht mehr übliche Agiotage, und für Sitze, wie
für Logen, wurde das Drei- und Vierfache des Preises an
Wiederverkäufer bezahlt. Auch die weiteren Vorstellungen
waren bisher so begehrt, daß noch jedes al Kartenwerber
abgewiesen werden mußten. Die Hälfte der für das Jubi¬
läum der fünfundzwanzigsten Aufführung nötigen Vorstel¬
lungen ist erreicht, und man darf dem Burgtheater und dem
Dichter aufrichtig Glück wünschen zu dem bedeutungsvollen
Sieg. Inzwischen hat Artur Schnitzler, Arm in Arm mit
dem Deutschen Volkstheater, einen zweiten, nicht weniger
herzlichen Erfolg erlebt. Er hat nämlich den „Anatol“, den
nun auch schon zwanzig Jahre alten Ursprung seines
Ruhmes, wiederum hervorgesucht und ließ von den sieben
Einaktern dieses anmut= und geistreichen Buches fünf am
gleichen Tage in Wien am Volkstheater und in Berlin am
Lessingtheater Otto Brahms aufführen. Die Auswahl, die
Schnitzler getroffen hat, muß als sehr glücklich bezeichnet
werden. Sie beginnt mit der „Frage an das Schick¬
sal, die Anatol frei hat (indem es ihm offenstünde, seine
hypnotisierte Geliebte Cora nach ihrer Treue oder ihrer
Untreue zu fragen) und die er nach längerer überlegung
nicht stellt. Es folgen die wohl noch nie und nirgends in
einem Theater gespielten „Weihnachtseinkäufe
die Anatol zusammen mit der schönen Mondaine Frau
Gabriele macht, der er von seinem süßen Mädel“ erzählt
und die ihm zum Schluß des Dialogs zu verstehen gibt, wie
gerne sie an die Stelle des süßen Mädels träte, wenn sie
nur den Mut der Konventionswidrigkeit hätte. Als Mittel¬
punkt des Anatolabends ergötzt die bekannteste und öftest
gespielte Skizze, das drollige „Abschieds souper der
zwei Liebesleute, die ein jedes für sich schon neue Liebes¬
fäden gesponnen haben, dem Partner aber den vermeint¬
lichen Schmerz des Abschiedes anzutun sich nicht entschließen
können. Flüchtig huscht dann die „Episode“ vorüber, die
Geschichte von Anatols Liebelei mit der Zirkusreiterin
Bianka, die Anatol zertreten zu haben wähnt, während sie
ihn zu seiner bitteren Enttäuschung bei einer Wiederbe¬
gegnung nicht einmal mehr erkennt. Den amüsanten Ab¬
de
Denn aber auftauchen die sechs Wochen vor dem
selber
non führt mit der sich Analo