II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 97

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4.9. Anatol - Zyklus
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Telephon 12.01.
et
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Wien, I., Konkordiaplatz 4.
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in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
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New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholt. Etats¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Ge¬
Ausschnitt aus:
1.
vom
Der König von Bulgarien und die
Eiscrème.
Bei der letzten Aufführung von Schnitzler
Anatol-Zyklus war es, im Deutschen
Volkstheater. In Vertretung von Pepi
Glöckner, die derzeit in der Bier trinkenden Haupt¬
stadt des Bajuvarenlandes mimt, hatte Paula
Menart die Rolle der Annie im „Abschiedssouper
übernommen. Die Handlung des Einakters wieder¬
zugeben, kann ich mir wohl ersparen. Wer hat nicht
über die witzige Geschichte und über die Enthüllungen
gelacht, die zwischen der Ballerin und ihrem abfallreifen
Verehrer ausgetauscht werden. Wütend stürzt die kleine,
raffinierte Gauklerin ab, die ihren Meister gefunden
hat. In dem Moment, da sie verschwinden soll, bringt
der Kellner eine Schüssel mit Crème in das Zimmer.
Fräulein Menart hatte sich warngespielt, außerdem
wirkte die mit dem Debüt verbundene, begreifliche
Nervosität mit . . . Sie markierte der Abgang von der
Bühne zu lebhaft und fuhr mit beiden Händen in die Eis¬
crème hinein. Rechts und links zerstob das appetitliche,
fatalerweise diesmal zu weich hergestellte Zeug und
nicht bloß die in der ersten Orchesterreihe sitzenden
Damen und Herren bekamen einen Teil davon...
Auch der König von Bulgarien, der die Proszenium¬
loge im Partere okkuperte, wäre beinahe mit einigen
Spritzern bedacht worden. Man lachte herzlich zu der
Bescherung und am lautesten lachte der König von
Bulgarien.
sch.
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Telephon 2.

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Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Haus Frei¬
vom

Generalversammlung des Teutschen Volk
theater=Vereines.
Wien, 7. April.
Heute nachmittags hat im neuen Foyer des Deutschen
Volkstheaters die 25. Generalversammlung des Vereines des
Datschen Volkstheaters stattgefunden. Präsident Oberbaurat
Fellner eröfnete die Sitzung und teilte mit, daß 29 Mit¬
glieder mit 375 Stimmen vermieten seien und die Versammlung
daher beschlußfähig sei. Er widmete den verstorbenen Mit¬
gliedern Vizepräsidenten Oberbaurat Kaiser und Re¬
gierungsrat Wock einen waren Nachruf und erstattete
über das abgelaufene Jahr einen Bericht, der namentlich die
Erfolge von „Glaube und Heimat“, des „Anatole-Zyklus und
des „Gardeoffizier hervorhob. Sehr freundliche Beachtung,
heißt es in dem Bericht weiter, fanden Slobodas „Der kleine
Herrgott und Hans Müllers „Das Wunder des Beatus.
während die in dieser Saison recht zahlreichen Première
franzosischer Stücke nach dem etwas nachhaltigeren Erfolge des
„Kleinen Schokoladenmädchens" trotz lievoller Inszenierung
und vorzüglicher Darstellung auf eine gewisse Ermüdung im
Publikum stießen, das nun hinter den bestechenden Quali¬
täten der Mache den mäßigen inneren Wert dieser Art drama¬
tischer Literatur zu erkennen beginnt.
Oberbaurat Fellner teilte noch zum Schlusse mit, daß
anstatt der bisherigen jährlichen Dotierung von 4000 K. für
den Pensionsfonds des Deutschen Volkstheaters der Ausschuß
beschlossen habe, diesem Zwecke einen Fonds von 100.000 K.
zuzuweisen. Aus dem Rechnungsberichte, den kaiserlicher Rat
Boschan zur Kenntnis bringt, geht hervor, daß der Ge¬
winn in diesem Jahre 42.629 K. den habe.
Professor Dr. Reich erklärt, diesmal von dem künst¬
lerischen Ergebnis des Theaterbetriebes befriedigt zu sein, und
wünscht eine weitere Ausgestaltung der klassischen Montags¬
aufführungen. Er führt ferner aus: Die beiden stärksten
Kassenerfolge rühren von Werken zweier deutschösterreichischer
Autoren her: von Schnitzler und Schönherr, so daß
diese Schöpfungen nicht nur vor der Kritik sondern auch vor
dem Publikum bestehen konnten. Zu Ostern werde von
„Glaube und Heimat“ die 36. Aufführung stattfinden; dies
sei ein sehr erfreuliches Ereignis. Zum Schlusse beantragt der
Redner, der Verein möge 10.000 K. zum Ankauf Schönherr¬
scher Werke für österreichische Volksbibliotheken bewilligen.
Dieser Antrag wird angenommen.
Direktor Weisse betont, es sei heuer zum erstenmal,
daß ihm in der Generalversammlung keine Strafpredigt ge¬
halten werde. Er dankt für die ihm gewidmeten anerkennen¬
den Worte und verspricht das Deutsche Volkstheater auch
ferner als Mittelpunkt des künstlerischen Lebens Wiens er¬
halten zu wollen; er bleibe bestrebt den Werken deutschöster¬
reichischer Autoren seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es seien
an 206 Spielabenden 188 deutsche Werke, 157 Werke vater¬
ländischer Autoren und 31 Stücke reichsdeutscher Autoren auf¬
geführt worden.
Die sodann vorgenommenen Wahlen hatten folgendes
Ergebnis: In den Ausschuß wurden entsendet: Dr. Adolf
Daum, Herrenhausmitglied Sektionschef Exner, Kommer¬
zialrat Moritz Pflaum, Kommerzialrat Schostal, kaiser¬
licher Rat Beschhorner, Kommerzialrat Alfred Schmidt;
in den Revisionsausschuß Generalkonsul v. Wiesenburg,
Karl Hartl, Franz Georg Bujatti; als Ersatzmänner
Norbert Schmitt, Kommerzialrat v. Harpe.
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