II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 213

4.9.
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Telephon 11441.
4.
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burg, Toronto.
les dont
Ausschnitt
29.

Mährisches Tagblatt, Olmütz
Kgl. städt. Theater.
Arthur Schnitzlers „Anatol."
nen Schmerzen mach ich
die kleinen Lieder," — so plaudent Heinrick
Heine eine Intimität aus seiner poetische
Werkstätte aus. Schnitzler könnte ähnlich
von sich sagen. Die Kunstart, aus einem tiefen rechnete Salon=Ton des Sprechens prädestine¬
ren ihn ausdrücklich für das Konversationsstück.
ethischen Probleme, ein kleines, — ungemein
Er war eine klare Verkörperung Anatols, die¬
graziles, literarisches Ding, sei es eine Novel¬
ses Idealtyp's des männlichen Exotikers von
lette, sei es einen Einakter oder nur einen
Dialog, zu machen, ist seine ureigentliche Do= Heute: immer nur Sünde, niemals Zote,
Ausdruck der wunderbarsten Kraft des Le¬
mäne. Von allen diesen Schnitzler'schen Bi¬
joutterien könnte man sagen, was Marie von bens: sonniger Geschlechtsfreudigkeit. Aber
auch alle anderen Darsteller hatten das volle
Ebner=Eschenbach von dem „kleinen Liede
sagt: „Es liegt darin ein wenig Klang, ein Gewicht. Herr Trimbacher nivellierte die
Schwere seines tragenden Organes durch Ele¬
wenig Wohllaut und Gesang und eine ganze
ganz des stummen Spieles und Elastizität des
Seele." Dieses Genre ist die künstlerische Her¬
Dialogisierens. Überhaupt der Dialog. Endlich
mat des Dichters. Wenn er sie, wie z. B. im
hörte man gestern wieder, wie der richtige Kon¬
gar im jungen Meder¬
„Zwischenspiel oder
versationsdialog sich zu vollziehen hat, Na¬
dus, verläßt, um sich auf ein Gebiet zu be¬
mentlich in den Weihnachtseinkäufen",
geben, das für ihn ein künstlerisches Ausland.
Fräulein Olga Grünwald, eine sehr sym¬
die Fremde, ist: dann
stellt sich paradoxerweise
pathische Salondame, mit so vielem vornehmen
nicht bei Schnitzler selbst, sondern bei dem, der
Parfume, manchmal in den anmutigen Zwi¬
diesen Dichter liebt, das
Heimweh ein.
scherlauten des richtigen weiblichen Sprechers,
ja, auch das künstlerische Ausland Schnitzlers
zu sprechen wußte. Marianne Karina er¬
hat seine Regie. Aber „dahoam is dahoam
füllte sowohl die Rolle der Cora wie die der
Diese kleinen Sachen sind halt doch viel en¬
Bianca in der „Episode" mit allem Duste na¬
zückender als die monumentalen Werke, durch
türlicher Mädchenhaftigkeit. Im „Abschiedsson¬
die Schnitzler die
reichische Literatur berei¬
per war die Anni des Fris. Mela Münzer
chert hat. „Anatol
d „Lebendige Stunden
ein niedliches Kabinettsstückchen temperament¬
bleiben das eigent
Typische an Schnitzler.
voller Darstellungs = Plastik. Die Ilona des
Daß die fünf
atol-Einakter für das
Frls. Liebwalt war sehr tief erfaßt in der
Olmützer Theater
Novität waren, ist ein
ganzen Anlage sowohl, wie in der Erfassung
Tatsache, die de
erenten in den Zustand
hysterischer Affektationen. Die Regie des Herrn
einer Art kritisch
elancholie versetzt. Längst
Paulmann sorgte für Eleganz und mög¬
Gesagtes noch
sagen! In eine Zeitung
lichst gute Ausstattung der Szenenbilder,
zu setzen, was
lange in der Literaturge¬
von gewissen Wiener Geschäfts=Auslagen na¬
schichte steht
sehr neuartig auch heu¬
türlich vollständig abgesehen. Alles in allem:
noch diese für
Akte anmuten, so überholt
ein tadelloser Abend, auf den wir das Publi¬
müßte ein Restat klingen, das sich darin ge¬
kun, aufmerksam machen. Publikum? Das
fiele, „Anatol“ heute als eine „Novität" auszu
Haus war ja nicht gerade schlecht besucht. Aber
fassen. Hier fünf literarische Immortellen,
dieser Abend hätte eben einen noch besseren
und da eine Zeitung von — gestern Nein
Besuch verdient. Jetzt hat das Publikum au¬
Es war mir peinlich genug, als ich hier vor
genscheinlich ein gutes Schauspiel. Warum
drei Jahren über Ibsens „Rosmersholm"
kommt es also nicht in hellen Scharen? Wo
22 Jahre nach der Ur=Aufführung!
steckt es denn? Hinter dem Ofen?
Der
schreiben mußte. Es ist ja klar, warum
ch.
Teufel soll es holen!
diese fünf Akte so spät in das Repertoire eines
Provinztheaters eingliedern: sie erheischen ei
ausgesuchte Darstellergruppe von einer ganz