II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 237

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Zyklus
4.9. Anatol

doch, wenn's ein anderer kriegt? — Und Anatol bringt ihr, der doch
so hätte man für jetzt wenigstens die Aufführung unterlassen sollen
innerlich Widerstrebenden, der diese kleine Welt gar so fremd ist, et
statt dem Werkchen den feinsten Zauber zu nehmen. Nun präsentiert.
chtseinkäufe, neue Anschauung bei. „Sie können sich da nicht hineindenken!...
es sich wie ein Amor, dem man die Flügel ausgerupft hatte.
eines der fesselnd Man hat Ihnen zu viel verschwiegen, als Sie junges Mädchen ware
Zum erstenmal: Otto Erich Hartleben: Die Lore.
pisoden, in denen
und hat Ihnen zu viel gesagt, seit Sie junge Frau sind!
mit moderner Sen¬
Darunter leidet die Naivetät Ihrer Betrachtungen.“ Und in Gabriel
Der wackere Otto Erich mit seinem herrlichen gastfreien Pastor¬
In der verschieden wächst ein leises Verstehen und ein leises Verlangen auf, als Anatol Humor! Nun erzählt er schon seit Jahren den abgeschiedenen Geistern
Problemen als ihr von seinem blonden Mädel erzählt, dem er alles auf der Welt ist seine Schnurren, daß es ab und zu ein homerisches Gelächter im Hades
ode darunter, be¬
und das nur Liebe, vertrauende, selbstlose Liebe kennt. Und sie be¬ gibt. Die „Geschichte vom abgerissenen Knopf hat einst seinen Erd¬
dieser Dichtun=
greift, daß hier ihre Ueberhebung nicht mehr angebracht ist. Und genossen als Erzählung schon unbändiges Vergnügen gemacht. Dann
Für Anatols Ver= wenn sie sich eben noch spöttisch angeboten, mit Anatol zusammen die
hat sie in der dramatisierten Gestalt wohl etliche Behaglichkeiten
die andere Anatol
Weihnachtseinkäufe für seine Liebste zu machen und ihm hierfür allen ihrer lustigen Diktion eingebüßt, aber doch noch Tollheit im Ernst
Münchener Schau=möglichen Talmischmuck empfahl — jetzt reicht sie ihm von den genug behalten, um uns das Lachen neu in die Kehle steigen zu
so abgeschlossen der Blumen, die sie in der Hand trägt, daß er sie der in der Vorstadt gebe, lassen, wenn wir sehen, wie der Vetter der beiden Studenten die
auch sein mag, die die so sehnsüchtig ihn erwartet. Und er soll ihr dabei sagen: „Diese Lore als geliebtes Verhältnis sich zulegen würde, wenn sein Ord¬
ht zu ihrem Recht Blumen, mein . . . . süßes Mädl, schickt Dir eine Frau, die vielleicht nungssinn nicht über den ihm symbolisch werdenden abgerissenen
ebenso lieben kann wie Du und die den Mut dazu nicht hatte....
Knopf ihrer Matrosenbluse ins moralische Stolpern käme. Und wenn
ode allein zu tun
dann der „Kleine“, der eben noch allen Frauen Haß geschworen, weil
Das Stückchen ist aus. Ein echtes Anatol-Stückchen voll leicht
seine Liebste sich mit einem Pastor verlobte, zu Lores Ritter wird
In Wiener Dichter sinniger Melancholie oder melancholischem Leichtsinn, voll Lebens
Plauderer und in hunger an reichen Tischen, voll artigen Verbeugungen gegen eben das und beide zusammen die Philistermoral des Vetters herunterzusetzen,
so wird man in einem fröhlichen Wirbel gedreht. Nur — muß der
nze ein auf zwei Lehen, das unser Gegner ist und dem wir ein sentimentales Schnipp¬
treffen sich am chen schlagen. Und ist viel köstlicher, seiner Duft darin von einem Wirbel auch wirklich von der Bühne ausgehen. Aber in der gestrige
Vorstellung ging zum mindesten das halbe Stück recht behutsam vor
der Straße. Zwei zarten, sehr diskreten Parfüm. Und ist viel wundervolle Leichtigkei
sich. Und erst in Alwine Müllers Lore kam ein Schuß queck¬
begefühlt, aber sich darin, wie Schmetterlingsflug. Schade, daß wir das hier nicht geben
silbriger Beglichkeit in das Ganze hinein. Ja, auch Einakter
Frau ihre Grenze konnten. Denn die gestrige Aufführung hatte von dem Stückchen nur
niß dieser für sein
den Titel und die Worte geborgt. Aber die innere Grazie, diese aus wollen auf der Bühne gelebt und nicht nur gesprochen werden. Und
achtsgeschenk sucht
gesprochene Wiener Grazie, die allein das wirkliche Stück ist, die hatte Otto Erich hätte seine halkonischen Gedichte durch einen üppigen
, das den elegan- man nicht zu Gast geladen. Die Besetzung des Anatol durch Herrn
Stachelvers unterbrochen, wenn er gesehen hätte, in welch schleppen
den Welt festhält. Baumbach war unmöglich. Das wird niemand mehr wissen, al¬
der Art sich hier sein Studentenscherz auf der Bühne gezeigt.
Keine Idee! Aber Herr Baumbach selbst, dessen reiche Begabung ihn für alles, aber ju¬
Zum erstenmale: Ludw. Thoma: Lottches Geburtstag.
er geliebt; in der
nicht für das Gebiet der leichten Plauderei des Anatolstils geeignet
Und Anatol wei
Tut mir um Gotteswillen erst die kleinen Mädchen aus dem Theater
erscheinen läßt. Hier ist sein Wesen und sein Ton viel zu gewichti¬
derten Bemerkungen und schwer und schlägt alle Feinheiten um sich einfach tot, ganz ab¬
hinaus, sie werden so schon klug genug. Aber dieses frech-fidele Simpli¬
ich eine Vorstadt gesehen von der Mißhandlung des Wiener Dialekts. Frl. Noor¬
zissimusstück brauchen sie nun gerade nicht zu hören. Oder man hätte
den Welt lebt in mans Gabriele war gleichfalls alles andere, nur nicht der Typ der
ruhig den ganzen Schnitzlerschen Anatal=Zyklus hintereinander auf¬
licht, daß man ihr hier gedachten Wienerin, aber das mangelnde Gegenspiel mochte das führen können. Denn der Charme des Wiener Dichters verdeckt unter
n will. „Ja ... mitverschulden. Konnte man aber das Stück nicht besetzen — wo Herr
Blüten, was Ludwig Thoma mit dem Humor der Stammtisch=Aner¬
es ärgert Sie Herz und Frau Ermarth die geborenen Repräsentanten sind!
dote offen dartut. Also — sind die kleinen Mädchen alle draußen