II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 243

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Zyklus
4.9. Anatol
Dr. Max Goldschmidt
Bureau für
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Zeitungsausschnitte
Berlin N. 24
Telephon 1, 381.
Ausschnitt aus
Derener Zeitung, Baron
24
konnte. An die altbewährten Kunstgesetze durfte er sich könne lieben wie eine Halbwelt
nicht halten; das wäre zu unmodern und — schwierig ge¬ Mut. (2) Die „Episode" erzäl
Theater und Musik.
wesen, etwas Neues mußte es sein, das dem verwöhnten der Liebe einer Zirkusreitering
Düren, 20. Nov.
Geschmacke Rechnung trug. Titel: etwas mysteriös; Mi¬
„Abschiedssouper“ mit einer Dirn
Stadttheater Düren. Zu Beginn des 20. Jahrhun
lien: Halbwelt; Idee keine (das Publikum will doch
sagen lassen, „daß so ein Mann
dert war manchen Theaterdirektoren kein Bühnenstück nicht denken); Erfolg; hängt vom Publikum ab, ein biß ist als so ein Frauenzimmer“. F.
bekannt, das der Aufführung wert gewesen wäre. Ihrer chen auch von den Schauspielern, die sich bei den Zu= nung, Schnitzler geißele in scharf
Not erbarmte sich ein Schriftsteller, der nach seinen Erst
schauern so vieler Sympathie erfreuen, daß diese mit der der Zeit und Menschen, nein, nu
lingsarbeiten gewissen Kreisen als „Führer und Säule Absicht zum Theater kommen, auf alle Fälle beim Herab¬ weiter nichts. Wenn die Zuschau
der Modernen“ galt: Arthur Schnitzler, über den lassen des Vorhanges zu klatschen, die meisten aus Geträglich fanden, so ist das aussch
der bekannte Kritiker Härt unter „Schnitzelden wohnheit, einige aus Freude darüber, daß die langweili¬ zu danken. Walter Steinbeck
sind fast durchweg Weiber, mögen sie nun Unter= oder gen Geschichten zu Ende sind, wenige endlich, weil nach
Anatol ganz vortrefflich und Ru
Ueberröcke tragen.“ Das ist wenig schmeichelhaft, noch ihren Begriffen die „Kunst" verherrlicht worden. Von Max passend zur Seite. Als Cor¬
weniger, was derselbe Kritiker unter Hinweis auf den sieben Einaktern des Anatol=Zyklus wurden durch die
und als Gabriele Helene Rober¬
Schnitzler sagt: „Wie fern muß ein Künstler allem Ern Düsseldorfer gestern vier aufgeführt; sie reichten bei 4.
H. Osterloh ebenfalls gut, wäh-
sten und Großen seiner Zeit stehen, wenn er einen Stof Minuten Gesamtpause auch hin für den Abend, mehr der Halbweltdame Annie ein fu
der gerade für eine novellistische Skizze ausreicht, dessen wäre vielen doch zuviel gewesen, weil es doch nicht jeder präge verlieh. Als fliegender K.
Geistes- und Empfindungsinhalt den einer Anekdote
für belehrend und interessant finden kann, in der Welt Oswald. Auf die Ausstattung
nicht allzu sehr überragt, so breitschlägt.“ Dieser Schrift der Lebemänner und Halbwelidamen herumgeführt zu wandt; namentlich gab es bei den
steller sollte nun die Bühne mit Stoff versehen, mit werden. Anatol ist der Typus eines Lebemannes nach eine reizende Schneelandschaft
Stücken, die ziehen mußten. Was Schnitzler im „Frei= Schnitzler'scher Auffassung, der in der „Frage an das bewundern. Schade nur, daß der
wild“, in „Liebelei“, im „Grünen Kakadu" wie auch in Schicksal“ an die hypnotisierte Geliebte nicht die Frage Mögliche tat, diese Illusion zu ze¬
seinen Novellen und Romanen geboten, ist bekannt und zu stellen wagt, ob sie ihm treu sei, der in den „Weih= nahme durch das Publikum ist ob¬
für sein Schaffen so charakteristisch, daß Besseres im nachtseinkäufen von einer verheirateten Frau und Mut= dige vermutet worden.
Maatal=Zyklus schwerlich erwartet werden ter mehrerer Kinder das Geständnis entgegennimmt, si¬