II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 395

4.9. Anatol - Zyklus
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t das Jahre der Kinder Israels gegen die zehn Jahre, die
Einjährige Satran ein berüchtigter Mädchenjäger ge¬
aller eurer warten? Drei Wege führen dahin, im Anfang
aber auch an literarischen Beziehungen ist kein Man¬
worden ist, während seine frische Farbe die unie- gel, auch abgesehen von Schnitzler; bei den ver¬
chrie schlagt ihr alle den kühnen Pfad durch das Hochge¬
rührte Unschuld vortäuscht und die begehrliche gla¬
sumpfenden Studenten denken wir an Simádeks
allein birge ein mit seinen reinen Gletschern. Könnt in
dige Frau in seine Arme treibt; also ein Abenteuer
„Stesti", und bei der resoluten Fanny, die ihren Me¬
gehrt, dafür, daß die Natur euch nicht für diese Höhen mi
unter vielen, wieder ein Situationsbild; Maria und diziner zum Doktor macht, an die „Schlangendame
dem ihrer dünnen kalten Luft geschaffen hat, habt ihr es
Magdalena (sie sind Zeitgenossen der Herren Po- von Bierbaum. Wenn die Kartenspieler singen (und
ringt, verdient, daß man euch von allen Seiten zurt: der
mar
tius und Pilatus) bilden einen komplizierten Fall in dieses Kunststück schienen sie wenigstens zu
Weg ist ganz leicht, so daß ihr bei jedem Strauchen
dem Sinnenleben des inzwischen promovierten sa¬
leisten), so haben sie das von dem Russen gelernt.
sein auf den unzulänglichen Pfaden euch auch noch mit
tran, die eine wird verführt, die andere erweist sch der in Ehesachn tolerante Fabrikant erinnerte an den
treu, Selbstverachtung quält? Kann man es den meisten
so unerbittlich, daß er aus purem Trotz sich eine Gouverneur in der neuesten russischen Satire.
von euch wirklich verdenken, wenn ihr, in euerem
Kugel in die Brust jagt; im fünften Bild ist er leidet
Wort Talent zur Treue betrogen, enttäuscht, auf einem
Der einzige, der durch alle fünf Teile der Ko¬
au
kuriert, bei der Mutter, die eigentlich an allen
verborgenen Seitenpfade entwischt und rechts oder
mödie (im Sinne der menschlichen Komödie gemeint,
schuld ist. Ihr Haus war ein Kloster, aus dem di¬
Men¬
links das Gebirge umgeht
ein Zusammenhang, außer der Person des Helden be¬
Kinder sich zu der guten Tante Charlotte flüchte
stun
Rechts gehts durch die Sümpfe, grüne Wiesen
steht nicht) zu wandeln hat, wenn auch meist in
und die nachgeben, und euch in schwarzen Morast stürzen
mußten, um froh zu sein; daß ein junger Doktor an stummen Rollen, war Herr Deyl, der unter dieser
der Mutter nicht genug haben kann, daß sie ihn ver¬
zvous lassen; und immer Sumpf und Moor, arme Mädchen
Stummheit und unter der Banalität seiner Repliken
heiraten muß, geht ihr auch nicht auf, und so wir
revue
der Zukunft, den Duft, den ihr in den Kleidern mit
gleichmäßig litt. Mehr aus der Gestalt zu machen, als
emp¬ bringt, bekommen sie ihr Lebelang nicht weg, ein
der Ausflug um die Welt, zu Kreolinen, Malainnen den hübschen Jungen, war nicht gut möglich. Im
und Geishas wohl nicht der letzte Seitensprung de
einen Glück, wenn ihr dem schrecklichsten alles Sumpf¬
ersten und letzten Stück trat seine Schwester Hed
hoffnungsvollen jungen Mannes bleiben.
t kein fieber entgangen sei. Und arme Mädchen auch sie
wig Frau Novaková, auf; sie hatte es im Ausschen
terin, zu denen ihr Freier links um Gebirge, durch die
Es wäre traurig, wenn er ein Typus, speziell ein ein wenig versehen; einer so schönen Frau läuft der
böhmischer wäre; sein Geld würde ich ja unsere
Woh- heiße Wüste kommt, wo kein Fieber droht, aber Ge¬
Mann nicht mit einer anderen davon. Die Frauen,
goldenen Jugend gern gönnen, aber wie für ihn da¬
Dienst- und Herz vertrocknen im Sonnenbrand, wo der
denen van begegnet, waren: das unschuldige junge
junge Mädchen aus dem Gebirge, die Straßendirne
und um mit der Fata morgana sich in die Herrschaf
Mädchen von Fräulein Kronbauerova (hübsch und
dorten
teilt, ihr bringt ihnen eine unsichtbare Nebenbuhlerin
die gnädige Frau, die arme Näherin, die er zu sentimental, mit dem begreiflichen Versuch, mehr
Mutter macht, die hochgebildete Lehrerin, das Dienst¬
ii zu mit, aus deren verderblichen Armen sie euch ver
auszudrücken, als sich sagen ließ, die Dirne von
mädchen zu Hause nichts sind als Fleisch, wie er
euch geblich zu befreien suchen werden
Fräulein Engelbertová (nur ein stummes Kuplet,
auf sie alle durch dieselben niedrigen Mittel wirkt
de
Wo gerate ich hin? Man sollte denken der Auto¬
aber wer das kann, kann auch mehr), die unbefrie¬
wie er nichts ist als Hunger, verliert er für uns digte Gnädige der Frau Laudova (trotz der starken
„sero habe seinen Stoff so tief erfaßt, daß man gezwungen
alles Interesse. Wenn man noch dazu nimmt, daß die
Aus der ist, ihm nach in die tiefsten Tiefen des Problems zu
Indisposition mit bekannter Verve gespielt, die Fe¬
episodischen Szenen leer sind, daß der Auto¬
inmal, tauchen, aber das gerade kann ich nicht finden. Im
ministin mit einem Buch anstatt des Herzens von
die Gefühle der Helden im ersten und zwei
waren, sonnigen Tage treibt sich der junge Maturant Sa¬
Frau Rydlová (kalt und beißig), das richtige arme,
ten Bild als bekannt voraussetzt, statt sie durch ei¬
bleibt tran unter jungen Mädchen herum und fühlt, daß er
verführte Mädchen von Fräulein Schankova (lang¬
Wort zu beleuchten z. B. wir sehen ihn weinen, das weilig, sentimental). Die Studenten, und besonders
in Ab- eine von ihnen lieb hat, kaum hat er dieses Gefühl Was und Warum sollen wir aus eigener Erfahrung
tan gekostet, wird angekündigt, daß er von der bra¬
die Einjährigen, erchienen nicht jung genug. Den
ende
dazu un), wenn die Diskussion im vorletzten Bild einzelnen zahlreichen Darstellern dieser Bruch
ven Tante zur strengen Mama muß, es ist aus und
im Bereich der allergewöhnlichsten Phrasen bleibt, tücke von kleinen Rollen Anerkennung oder Beden¬
reine, aus bleibt es. Im „Keller“ veranlaßt den jungen Sa
re
so vermag uns die naturalistische Darstellung der ken auszudrücken, wäre kleinlich. Inszenierung und
tran ein halbes Jahr später in einer fast stummer
Studentenkneipe mit ihrer Kellnerinnen weichheit
Regie sind nur anzuerkennen.
zwölf Szene ein ganz gewöhnliches Mädchen von der nicht über die Leere des Abends hinwegzuhelfen.
feuch Gasse, das Schnaps trinkt, seine Jugendblüte zu
Das leicht ant quierte Milieu bezeugt den
vierzig opfern. In den Pfirsichen erfahren wir, daß der Aus der eigenen Jugenderinnerungen des Autors,