II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 439

4.9. Anato
box 9/2
Zyk
münder Zeitung Grund
Niederösterrei¬
kr.
Von der d. J. an den Age
zur Aufführung gebracht, bei welcher des Oberregisseur des
deutschen Walkeaters in Wien Herr Leopold Kramer
als Gast in der Rolle das Anatol mitwirkte und mit Beifall
überschüttet wurde. Fräulein Mann errang sich besonderen
Beifall und mit ihr auch Fräulein Oser. Auch Fräulein Rot¬
e ter unterhielt das Publikum durch gutes Spiel, imponierte
durch ihre Ausstattung, die günstig wirkte. Recht unange¬
nehm mußte es dem mitspielenden Gast aus Wien gewesen
e sein, eine nicht besonders vortragssichere Partnerin haben zu
müssen, die zaghaft an dem Munde des Souffleurs hing. Auch
dieser Theaterabend zeigte ein volles Haus, wie täglich und
oft trifft es sich, daß die Karten vorzeitig ausverkauft sind.
Das ist in Friedensten nicht so leicht vorgekommen. Sonn¬
tags, den 10. d. M., nachmittags wurde „Die Czardasfürstin
gegeben, abends wurde die Operette „Liebe im Schnee" bei
vollem Erfolge.
Wenn ein Schauspielhaus bei jeder
Vorstellung voll besetzt ist, ja trotz früher Bestellung die
Theaterkarten vollständig ausverkauft sind, dann gibt das wohl
Zeugnis für die guten Darstellungen und für die besondere
Umsicht der Direktion. Leider wird Herr Direktor Max Höl¬
ler im nächsten Spieljahre nicht mehr hier sein, wie allgemein
verlautet. Diese Nachricht werden die Theaterfreunde mit Be¬
dauern gehört haben. Herr Direktor Höller hat die kurze Zeit
viel geleistet, um die Besucher vollauf zu befriedigen. Am 15. d.
kam die Novität „Blausuchs" zur Aufführung, welche vom
Herrn Direktor inszeniert wurde und er selbst in dem Stücke
den Tibor mit besonderem Erfolge darstellte. Als Gast wirkte
Fräulein Ery v. Kraß von der Jarno-Bühne mit, welche mit
rauschendem Beifall für ihre außerordentliche Kunstleistung be¬
lohnt wurde. Am 16. d. blühte die fast unvergängliche „Rose a
von Stambul" noch einmal f. Zweiundzwanzigmal gelangte
sie auf unserer Bühne zur Aufführung und immer wieder
findet das reizende Stück ein vollbesetztes Haus. Am 17. d. p
kam zur Nachmittags= und Abendvorstellung „Die Bauern¬
prinzessin zur Aufführung. Fräulein Pepi Kramer¬
Glöckner war als Gast mitwirkend. Anschließend an dieses
Stück folgte das „Blitzmädel“ von Pesta.

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145. CREME PRAG
s
Bühne und Kunst.
Anatol. (Deutsches Landestheater.)
Fünf Einakter aus dem Anatolzyklus berei¬
teten Sonntag allen Freunden Anatols eine
arge Enttäuschung. Anatol ist uns nichts mehr,
Anatol ist ein feuilletonstisch schätzender
männlicher Blaustrumpf geworden. Ein Ana¬
toleinakter an einem Abend kann noch eine
Ahnung von ehemaliger Grazie und schwer¬
mütiger Verträumtheit heraufbeschwören; fünf
ermüden. Schlimmer: man gewahrt nun, wie
eingeengt und unwichtig diese Kleinkunst ist,
wie wenig sie uns noch zu sagen hat. Man
sieht nun, wie fahl und — ungern spricht man
es aus — banal die Einakter sind, wenn die
Ampeln und verblaßten Bänder und vergilb¬
ten Briefe nicht mehr wirken. Und die war
das Ideal einer ganzen Jugend, einer Gene¬
ration! Wenn man bedenkt, mit welchen Pro¬
blemen sich die Jugend zwischen Zwanzig und
Dreißig heute tapfer herumschlägt, legt man
Angot mit ruhigen Händen zu den Treu —
Die Darstellung war sehr anständig, der Max
Herrn Romanovskys sehr witzig, viel¬
leicht zu witzig, die Annieder Frau Me¬
delsky einfach entzückend, die Damen
Thetter, Bogs und Mittler sehr nett
als Anatols Geliebte oder fast Geliebte. Auch
der Anatol des Herrn Feher hatte sympa¬
thische Züge, die vielleicht stärker hervorgetreten
da der Konvention
wären, wenn er hie¬
einen Schlag ins erstarr lächelnde, affektiert¬
schwermütige Gesicht versetzt hätte. Aber das
wäre freilich nicht mehr der Anatol gewesen,
durch den der junge Schnitzler berühmt ge¬
da ist