II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 512

4.9. Anatol - Zykl
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ne
Donnerstag den 30. Dezember.
letzten Bilde zwei köstliche Figuren als der Halb¬
Theater und Kunst.
welt, treffend und zündend im komischen Spiel,
voll Energie und Leben. Gut traf auch Frl.
Gastspiel Leopold Kramer, Nelly Boer-
Boerda Charakter und Plauderton als Bianca
da, Hermine Medelsky Deutschen Thea¬
in der „Episode" und half schon in der klei¬
ter in Prag und Dir. Alfred Artig: „Anatol“
nen Rolle des Eröffnungsständchens die witzige
Einakter=Zyklus von Artur Schnitzler. Die
Stimmung des Banzen vorbereiten. Im zweiten
fünf Einater, in welchen uns Schnitzler den hei¬
Bilde gab Frau Scharmüller der Gabriele
teren Werdegang eines Lebemannes vorplandert,
nun freilich die bei ihr gewohnte äußere vor¬
diese dramatisierten Novellettchen — man möchte
nehme Erscheinung, nahm aber doch den Ton
sagen Nichts=sen — sind ganz auf den flüchtigen
etwas zu schwer und fiel damit aus dem Rah¬
Augenblickston gestimmt. Ehe der Hörer zum
diese
men des Ganzen heraus. Szenisch waren
Bewußtsein kommt, daß er eigentlich nichts ge¬
Ständchen recht sorgsam vorbereitet und gefällig
hört und gesehen hat, geht auch jedesmal der
ausgestattet. Das Straßenbild im zweiten Ein¬
Vorhang nieder. Kürze ist hier mehr als je des
Beleb¬
akter „Weihnachtseinkäufe" hätte mehr
Witzes Seele. Trefflich fanden nun unsere Gäste
besten
heit durch Nebenfiguren vertragen. Am
diesen flüchtigen witzigen Grundton, allen voran
und heitersten wirkten das „Abschiedssouper" und
Herr Kramer, der uns in allen fünf Bildern
das letzte Bild: „Anatols Hochzeitsmorgen"
Anatols Liebesabenteuer ganz ergötzlich vorplau¬
Der Beginn des dritten Bildes erlitt eine gro¬
derte und im leichtflüssigen Dialog auch die letzte
be Störung durch das Zuspätkommen jener
heitere Wirkung noch hervorholte. Für das far¬
wissen Leute, welche sich von den Wandelgängen
kastisch angehauchte Gegenstück des Max ist die
gar nicht trennen können. Angeblich soll
Darstellungsart unseres Direktors Herrn Hut¬
elektrische Klingel schuld gewesen sein. Auf jeden
tig wohl berufen. Seine mehr trockene Sprech¬
Fall wird die Direktion hoffentlich Wege fin¬
weise, sein charakteristisches Auflachen taten ihre
den, diesen wieder überhand nehmenden Unfug
volle Wirkung. Frl. Medelsky schuf als Anni
gründlich abzustellen.
im
im „Abschieds=Souper und als „Ilma
le 20 ans et sans vorherige
für den Linzer Pezel morgen früh 22 und
Theater, und und der
(Kleine Bühne. — Kol.) Nach mehreren ernsten, ja
düsteren Stücken brachte der Bühne uns gestern mit Schnitz¬
ers „Anatol wieder ein einen heiteren Abend. Unter dem
Titel „Anatol vereinige Wiener Dichter sieben Einakter,
esser gesagt Szenen, welchen man auch den Titel „Rund um die
Liebe oder nach klassischem Muster „Ars amandt geben könnte.
natol ist ein eleganter, junger Wiener Lebemann, der von einer
liebten zur andern flattert, es aber jedesmal mit seiner Liebe
ehr ernst nimmt und gern darüber philosophiert. Er treibt sozu¬
sagen praktische Liebesphilosophie mit einem gewissen melancho¬
en, weltschmerzlichen Einschlag. Neben ihm steht sein treuer
Freund Max, gleichfalls geeichter Lebemann, aber mehr als Ana¬
tot über den Dingen ehend, ernster in der Lebenserfahrung und
vielleicht gerade deshalb mit einer starken Neigung zum Spötter.
Diese beiden Männerfiguren spielen in allen sieben Stückchen mit,
die Frau, die jeweilige Geliebte Anatols, aber wechselt jedesmal.
Gestern wurden, wie übrigens zumeist üblich, aus dem „Anatol¬
Zyklus drei Szenen ausgewählt, die wir auch schon früher an
unserer Bühne aufgeführt sahen. Zuerst „Die Frage an das
Schicksa!" — das ist die Frage, ob Cora (Cora heißt „sie“ in
diesem Stückchen ihm stets treu gewesen, die Anatol an die Ge¬
liebte in der Hypnose richten will, aber nicht richtet, weil er Angst
hat, eine unangenehme Wahrheit hören zu müssen. „Abschieds¬
souper" ist wohl das meist aufgeführte Lustspielchen aus dem
„Anatol“=Zyklus. „Sie" heißt hier Annie und ist Ballettänzerin.
Anatol soupiert mit ihr bei Sacher und will ihr bei dieser Ge¬
legenheit zwischen Austern und Champagner beibringen, daß er
jetzt eine andere liebt und mit Annie daher brechen müsse. Ihm
bant vor dieser Beichte. Da kommt ihm aber Annie mit einem
gleichen Bekenntnisse zuvor. An diese zwei geistreichen Stückchen
schloß sich das frivol-heitere „Anatols Hochzeitsmor¬
Linzer Tagespost,
Li¬
on
en an. Anton Heiratet. Nach dem Poleraveno wie er aber