II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 630

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to - Zyklu-


Extrait du Journal:
Adresse
Dato
8 00T. 1936
Die Theatergemelde
Thampagner. Es muß ein Vergnügen gewesen
hielt am Dienstagabend ihre Jahresversammlung sein, diese Rolle zu spielen. Echt alles, bis und
nenkasten" ab. Eine dramatische Dreingab
mit Goeckler und seinem liebenswürdigsten
des Stadttheaters lockte dieses Mal mehr Mit¬
Schalk, Herr Heidelberg zog als diskreter
glieder und Gäste an als gewöhnlich. Der Jah¬
Kellner die elegantesten Kurven um den kleinen
resbericht des Präsidenten Dr. Karl Speidel, Abendtisch. Die Regie, die die unzähligen kleinen
Rektor, konnte wiederum sehr erfreuliche Auf- impressionistischen Charakterisierungsmittel des
schlüsse erteilen. Die Mitgliederzahl ist von 221 Dichters betonte, lag in den Händen von Frau
auf 241 gestiegen. Die Bemühungen um die bes¬ Direktor Senges. — Es war ein hübscher, intimer
sere Ausstattung der beiden Saalbaubühnen sind Abend, der hoffentlich nächstes Jahr wiederholt
vom Stadtrat völlig erhört worden. Das Bi¬ wird und noch mehr Publikum anzieht.
berti=Gastspiel erwies sich als ein voller Erfolg
und als der richtige Weg. Die Protektorate ha¬
ben wertvolle Gastspiele, wie z. B. dasjenige des
„Cornichon herbeigeführt. In diesem Winter
wird das Stadttheater Basel mit ausgezeichneten
Solisten, größerem Orchester und größerem Chor
das Opernprogramm bestreiten und wieder sind
wertvolle andere Gastspiele in Aussicht genom¬
men. Kurzum, es ist der Theatergemeinde ge¬
lungen, in den 5 Jahren ihres Bestehens unserem
Theaterleben Richtung und Rahmen zu geben
und es zu festigen. Die Notwendigkeit und die
gute Wirkung dieser Institution ist erwiesen und
der Erfolg ist vor allem das Verdienst ihres
Präsidenten Dr. Speidel, was aus der Versamm¬
lung wiederholt und mit Akklamation bekundet
wurde. Erfreulicherweise ist auch ein gewisser
wirtschaftlicher Erfolg eingetreten. Trotz der
Schwere der Zeit und des geringen Mitglieder¬
beitrages hat die Theatergemeinde nach dem Kas¬
senbericht von Frl. Jörgensen bereits ein Ver¬
mögen von Fr. 1084.— erworben, das als kleiner
Rückhalt gegen eventuelle Rückschläge willkom¬
men sein wird. Herr Huber erstattete den Revi¬
sorenbericht und nahm die Abstimmung vor. So
hat Aaraus Theaterpublikum aus eigener Kraft
und mit geringen Mitteln seine Theaterfrage
einigermaßen gelöst oder wenigstens in gute
Bahnen bringen können. Der Stadtrat war weit¬
sichtig genug, diese Bestrebungen von der ersten
Stunde an zu erkennen und zu fördern, was für
den Erfolg der Theatergemeinde wiederum von
entscheidender Bedeutung war. Möge das Publi¬
kum das seinige weiter tun und sich immer zahl¬
reicher in der Theatergemeinde sammeln.
Die Direktion des Stadttheaters ließ es sich
nicht nehmen, mit dem „Abschieds souper
aus Schnitzlers „Anatole-Zyklus ihrerseits der
Theatergemeinde dem Dank des Ensembles Aus¬
druck zu geben. Mit wenigen Requisiten schuf
Frau Direktor Senges im großen Affenkastensaal
eine kleine Chambre separée für die köstliche kleine
Wiener Episode. Zwei Oesterreicher, Frl. Delys
und Herr Lerner, gaben das Paar, das sich ver¬
abschiedet, Herr Goeckler sekundierte als der
gute Freund Max, der sozusagen die Sordine auf
den Saiten der Sentimentalität und der Leiden¬
schaften darstellen soll. Herr Ferner debüttierte
in dieser Rolle für Aakauer ist nen. Er gab
den Anatol lebenssprüchen, nicht der über¬
kultivierten impressionistischen Weichheit dessen,
der zum Nervenbündel geworden ist u. die Seele
entschleiert hat. Und er hat eigentlich auch recht,
obschon der Anatol die Figur ist, die immer wie¬
der der Impression des Augenblicks erliegt und
sich so ins Leben verwickelt. Schnitzler stellt in
dieser Episode mit viel Ironie dar, wie zweie,
die sich nichts vorzumachen versprochen haben, aus
der Rolle fallen, da sie doch immer Adam und
Eva sind. Lerners Anatol war Schnitzler „von
der anderen Seite, von einem viel bestimmteren