II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 660

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4.9. Anatol Zykl.

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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitterankfurter Zeitung
vom
Raimund heater
ist uns in der letzten Woche literarisch gekommen. Da hat es
einen bösen Mißerfolg gegeben. Man kann es den Darstellern
nicht verargen, daß sie sich bei Hans Müllers Einakter=
zyklus „Das stärkere Leben" nicht sonderlich Mühe
gaben, eine verlorene Sache zu retten. Die Aufführung dieser
Einakter ist nur als persönliche Gefälligkeit für den Autor er¬
latii. Die Kritik hat da nichts zu sagen. Höchstens des
selbst ein ganz ordinärer Mensch es im Leben nur ordinär
und nicht lustig finden würde, wenn man ihm erzählte, ein
Schriftsteller verschaffe seiner Geliebten, so oft es ihm an Geld
fehlt, Versorgung bei reichen Liebhabern, um sie, wenn er lite¬
tarischen Erfolg gehabt habe, wieder zurückzuholen. Herr
Hans Müller hat daraus eine einaktige Komödie „Die gewisse
Dummheit gemacht. Der Mann schreibt aber auch Verse.
verkehrt mit Literaten und gilt als literarische Person. So
gibt es auch Leute, die bei der „Gewissen Dummheit" litera¬
rische Erinnerungen haben, z. B. an Schnitzers-Anatol-Szenen.
Schnitzler hat wohl seinen Geist gern an schlüpfrigen Stellen
spazierengeführt. Aber wenn ich auf Schlüpfrigkeiten gefaßt
den und Agenten der
Weihnachtsbeilage
„Humoristischen Blätter“.
Auch wir haben nach dem Muster
hervorragender Tagesblätter alle zeit¬
genössischen Berühmtheiten um Beiträge
ersucht und erhielten das Gewünschte,
allerdings in sehr verkürztem Ausmaß,
da ja die Ansprüche von allen Seiten
zu groß waren. Anbei die eingelaufenen
Beiträge.
Nieder mit dem Krieg.
Von B Suttner.
Emma war eine hübsche Komtesse
und hatte zwei Verehrer, einen geist¬
reichen Schriftsteller und einen hübschen
Hußarenleutnant. Sie gab aber dem
Leutnant den Abschied, „denn“ sagte
sie „mein Wahlspruch ist: Die Waffen
nieder!"
Lieben und Sterben.
Von Arthur Schnitzler.
Anatole hatte soeben sein zwanzig¬
stes süßes Mädel kennen gelernt. Er
schenkte ihr die silbernsten Bracelets
und die goldensten Aphorismen über
die Liebe. Da legte sie sich hin und
starb gerade zu Weihnachten. Anatole
trauerte volle fünf Tage um sie und
fand dann ein anderes süßeres Mädel
(zumal die Zuckersteuer ermäßigt worden
war. Anmerkung der Redaktion).
Neueste handels=Nachrichten.
Von der Börse. Um es den Berliner
Börsenbesuchern zu ermöglichen, die Kurs¬
rückgänge jeweils genau nach den Kursrück¬
gängen der Newyorker Börse zugestalten, ist jetzt
im Hauptsaal der Berliner Fondsbörse ein Fern¬
beben-Melder — ein Kurs-Seismograph
— aufgestellt worden, der vorzüglich funktio¬
niert. Die leiseste Erschütterung der
Wallstreet-Kurse markiert sich unverzüglich in
der Burgstrasse und erreicht sofort ihre Fern¬
wirkung in Gestalt einer entsprechend stärken
Erschütterung der Berliner Kurse. Die Nach¬
richt, dass die Firma Zeiss, die ja bekanntlich
sonst alle Artikel für Bureau- und Börsen-Bedarf
fabriziert, nun ihrerseits einen Konkurrenz¬
Apparat mit dem Namen Zeissmograph
aufstellen will, ist nicht ernstzunehmen.
Die gestrige Aufwärtsbewegung der Montan¬
papiere war nur eine momentane, die bald
einem er eblichen Rückgang Platz machte. Nur
die Deutsch-Luxemburger behaupteten
ihren Stand auf die Nachricht, dass der Graf
von Luxenburg im Neuen Operettentheater
demnächst zum hundertsten Male — also al
pari aufgeführt, wird. Die Hochofen¬
industrie findet in Berlin immer weniger Sym¬
pathie, was jetzt Mieter, selbst wenn er
noch so lon wohnt, kein Ofen mehr
haben will, sondern bloss of Warmwasser¬
heizung. Die amerikanischen Eisenbahnen
zeigen sich stark erhaltet, weil sie sich
fortwährend durch neterhohen Schnee hindurch¬
zuarbeiten haben. Die Anteile der Grossen
Berliner Strassenbahngesellschaft steigen auf
das Gerücht hin, dass dem reichshauptstädti¬
schen Magistrat der Kurs von 200 zu billig sei
und er deshalb den Ankauf solange verzögern
werde, bis diese Papiere einen Stand von 300
bis 10 Proz. erreicht haben. Chinesen
und Japaner wurden an der gestrigen Börse
lebhaft gesucht; es war aber keiner zu finden.
Kali-Aktien aller Länder, speziell Cyan-
Kali-Aktien, zogen stark an auf Gerüchte
über erhöhten Verbrauch durch zahlreiche
Morde und Selbstmorde. Balkan-Bahnen
notieren 2 bis 3 Proz. höher wegen voraus¬
sichtlich vermehrter Transportgelegenheit, da
die russische Regierung ihre sämtlichen euro¬
päischen Staatsdepots der grösseren Sicherheit
halber in zahlreichen Güterzügen nach den
Balkanländern überführen lassen will. Ana¬
tol-ier bewegten sich stark abwärts, weil
Schnitzler jetzt so wenig aufgeführt wird.
sind stark variierende No¬
Berlin 196,80
tierungen zu verzeichnen
ne
Prozent, in Frankfurt
in London nur 3½ Pro