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Ischler Brief.
Abwesenheit wurde das Corps=Commando dem FML. Kovacs
v. Pad übergeben.
— Baron Max Imhof, der Schwiegersohn
16. Juli.
des verstorbenen Generaldirectors der österreichischen Waffenfabriks¬
„Kennen Sie die Geschichte vom Kirschenstrudel?“ Gewiß
Gesellschäft in Steyr, begibt sich auf Einladung des Erzherzogs Franz
nicht, aber in Ischl müßten Sie sie erfahren. Seit einigen
Ferdinand d’Este, dessen Waffengefährte er war, demnächst nach
Amerika, um mit demselben vereint dessen Weltreise zu
Tagen hat sich hier der berüchtigte Schnürlregen eingenistet
vollenden.
Der österreichisch - ungarische Botschafter in
und zur Verzweiflung der Sommerfrischler, die diesmal in
Rom, Baron Bruck, ist Samstag Abends hier angekommen. —
größerer Zahl als in den letztverflossenen Jahren die schattig¬
Oberlandesgerichtsrath Karl Grinzenberger hat vorgestern
grüne Esplanade frequentiren, will er gar nicht aufhören.
einen sechswöchentlichen Urlaub angetreten. — Gestern Nachmittags
Es ist daher kein Wunder, daß die Gesellschaft und alle Die¬
fand in der Capelle des Garnisonsspitals Nr. 1 die Einsegnung der
jenigen, die zu ihr gezählt werden wollen unter den schützenden
I Leiche des Oberst=Auditors Ludwig Schulbaum statt. Der Ceremonie
Dächern des Café Walter oder des Cursalons Zuflucht suchen,
wohnten der Präsident des Militär=Obergerichtes FML. Milde von
um dort bei einem gemüthlichen Plausch die Zeit todtzuschlagen.
Helfenstein, FML. Gradl, der Chef der Militär=Intendantur Ritter
von Röckenzann und viele Mitglieder des Anditoriats und Officiere bei,
Lieblingsthemen sind erfahrungsgemäß: Wetter, Theater,
Sonntag ist hier Herr Joseph Popper, Präfident des Censoren¬
Ausflugsproiecte —
natürlich für den nicht abzusehenden
Comités der Escomipte=Gesellschaft, im 69. Levensjahre gestorben.
Fall schönen Wetters — Hotelküche u. dergl. Amüsante Erzähler
(Aus dem Amtsblatte.] Der Kaiser hat den Rechnungs¬
sind bei allen Tischen sehr geschätzt, namentlich wenn sie recht
revidenten im Handelsministerium Eduard Wallenböck und Franz
Pikantes aus dem High=life oder aus der Theater= und Kunstwelt
Morelli das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen und
zu berichten wissen. An dem erforderlichen „Material“ hat es
gestattet, daß der Amtstrabant und Gesandtschaftsansager bei Aller¬
beispielsweise in früheren Jahren dem „vaterländischen Dich¬
höchstihrem Obersthofmarschallamte Joseph Steyskal die königlich
ter“, der sich stolz zu den ältesten Gästen der ewig trähnenden
württembergische silberne Verdienstmedaille annehmen und tragen dürfe.
Sommerfrische an der Traun zählt, niemals gefehlt. Heuer aber
(Taufe des jüngsten Erzherzogs.] In Pola fand
will es scheinen, als ob ihm der Vorrath gänzlich ausgegangen
gestern im Palais des Erzherzogs Karl Stephan die
wäre, und so müssen sich seine wissensdurstigen Zuhörer mit
Taufe des neugeborenen Erzherzogs statt. Als Taufpathe
der Geschichte vom Kirschenstrudel bescheiden. Jedermann mu“
fungirte in Vertretung des Papstes Erzherzog Albrecht.
sie erfahren die Geschichte, ob er will oder nicht. Sie ist
Salvator, der Bruder der Mutter des Täuflings. Den
ebenso rührend wie kurz und hat einen glücklichen Abschluß.
Taufact vollzog Bischof Flapp. Der neugeborene Erzherzog
„Hören Sie nur, was mir jüngst passirt ist“, erzählt der in
erhielt 5& Namen Leo Karl Maria Cyrill Methud.
den Gemardungen Jichfs weit und breft bekannte Pbei. „Du
(Bismarck=Denkmal.] Es ist still geworden in Deutsch¬
komme ich zu „Elisabeth“ und verlange nach absolvirter Suppe,
land vom Bismarck=Denkmal, dessen Fonds bereits hinreichen
Fisch und Braten meinen Kirschenstrudel, auf den ich mich
würde, dieses Zeichen der Dankbarkeit des geeinten Deutsch¬
schon die ganze Woche unmäßig gefreut hatte. „Bedauere“.
land aufzustellen. Allein, Fürst Bismarck ist bekanntlich in
sagt der Kellner, keiner mehr da!“ „Nicht möglich,“ rufe ich,
Ungnade, und so hat man es für besser gehalten, von der
„es muß einer da sein! Rufen Sie mir den Wirth!“
Sache zu schweigen. Nun ist aber in Foige einer Anfrage
„Herr Bürgermeister (der Hotelier von „Elisabeth“ be¬
des conservativen Vereins zu Waldenburg i. S. doch einiges
kleidet auch die Würde eines Bürgermeisters von Ischl) ich
Licht in die geheimnißvolle Angelegenheit gefallen. Der Ob¬
bitte um meinen Kirschenstrudel“.
„Es ist keiner mehr da,“
mann des Denkmal=Comités hat nämlich geantwortet, daß
lautete die resignirte Antwort. „Aber ich muß einen haben.
dasselbe beschlossen habe, die Aufrichtung eines Denkmals so
Lassen Sie einen frischen machen.“ Und, o Triumph!
lange auszusetzen und die gesammelten Gelder so lange zins¬
nach einer halben Stunde bangen Harrens, stand der schmack¬
bar anzulegen, bis muit der Errichtung des Denkmals für den
hafteste Miniatur=Kirschenstrudel — mein Kirschenstrudel —
Kaiser Wilhelhn I. in Berlin würde vorgegangen wer¬
auf meinem Tische, vor meinem Platze.“ Heute noch schwelgt
den, weil es nichtfangemessen erscheine den noch leben¬
der „vaterländische Dichter“ in der Erinnerung an die herr¬
den großen Reichskanzler früher als den bereits heimgegangenen
liche Eroberung des Kirschenstrudels, dessen Geschichte von ihm
Heldenkaiser durch ein Denkmal zu ehren, und weil auch die
wohl an hundert= und aber hundertmal den gelangweilten
Platzfrage nicht unabhängig davon erachtet werden mußte, wo
Gästen erzählt wurde.
das Denkmal für den Kaiser Wilhelm I. aufgerichtet werden
Minder glücklich gestaltete sich jedoch das „Abschieds¬
würde. Als die Sammlungen eingeleitet wurden, bestanden
souper“ eines jungen Wiener Dichters der naturalistischen
alle diese Bedenken nicht, allerdings war damals Fürst Bis¬
Schule, das am Freitag — ein Unglückstag — zum erstenmale
marck noch nicht — Oppositionsmann.
auf der hiesigen Bühne gegeben wurde. Der Antor — Herr
(Familien=Fideicommiß= Bibliothek.! Die kaiserliche
Dr. Artyur Schnitzler — ist zweifellos ein literarischer
Familien=Fideicommiß Bibliothek bleibt vom 15. Juli bis 1. Septem¬
Gourmand der an den Erzeugnissen der französischen Kunst
der für die öffentliche Besichtigung geschlossen.
ganz besonderen Gefallen zu haben scheint. Zumindest erinnert
[Ausstellung für Amateur=Photographie in
das einactige „Abschiedssouper“ an manches Capitel von
Salzburg.] Heute fand in Salzburg, wie uns von dort
Heuri Murger's Zigeunerleben“. Der Stoff ist ein ähnlicher,
elegraphirt wird, die Eröffnungsfeier der photographischen
nur an den Ingredienzien, über die Murger verfügt: Esprit
r
Amateur=Photo¬
Ausstellung des Clubs d
und Humor, fehlt es. Zum Malheur war das Stück auch
graphen statt. Derselben wohnte der Protector Erzherzog
schlecht einstudirt, so daß die Pointen absolut unverstanden
Ferdinand Großherzog von Toscana bei. Der Erzherzog
blieben.
vurde im Stiegenhause des Schlosses Mirabell, woselbst die
Das Theater weist im Uebrigen ein recht gutes Ensemble
Ausstellung untergebracht ist, vom Club=Präsidenten Doctor
auf und Director Wild bemüht sich, das Beste zu bringen.
Sedlitzki mit dem Comité sowie einem zahlreichen.
Die gestrige Vorstellung der „Pagliacei“ fand bei An¬
Bublicum empfangen. Der Großherzog=Protector eröffnete die
wesenheit des Hofes vor ausverkauftem Hause statt. Fräulein
Ausstellung, welche er sodann eingehend besichtigte. Der
Prossi vom Berliner Hoftheater und Herr Werner aus
Großherzog von Toscana sprach sich über die Reichhaltigkeit
Köln, sowie die einheimischen Kräfte trugen ihr Möglichstes
der Ausstellung außerordentlich befriedigt aus.
im Gelingen der Vorstellung bei.
Die Wiener Kunstwelt, die auch diesmal hier stark ver¬
[Die Exhumirung Palieyn's.] Ueber die von uns
ten ist, gibt sich der verdienten Erholung hin. Meister
bereits in der vorigen Nummer kurz gemeldete Exhumirung
sohann Strauß unterhält Fühlung mit seinem geistvollen
des russischen Obersten Palicyn in Munkacs wird
und witzsprühenden Librettisten Julius Bauer, doch gilt
uns von dort noch ergänzend telegraphirt: „Die Exhumirung
dieselbe weniger dem Entwurfe einer neuen Operette, als den
war um 10 Uhr Vormittags beendet. Die Ueberreste wurden
unzähligen Problemen und Combinationen des edlen Tarock¬
in einen Metallsarg gelegt. welcher mit einer Plombe und
spieles. Dagegen wollen „eingeweihte Kreise“ wissen, daß die
einem Schlüssel gesperrt wurde. Vier Unterofficiere trugen den
altbewährte Compagnie Schönthan=Kadelburg
Sarg, inmitten des Militärspaliers, aus dem Friedhofe, wor¬
sich in die Pension Leopold zu ernster Arbeit zurückgezogen
auf sich der Zug zum Bahnhofgebäude bewegte. Vor dem
habe. Die ziener werden demnach in der nächsten Theater¬
Sarge schritten zwei Compagnien Intanteric, nach dem Sarge
saison wieder ein lustiges Stück zu hören bekommen. Nicht
FML. Graf Uexküll=Gyllenband, an dessen rechter
wenig Aufmerksamkeit findet der berühmte Componist Jo¬
Seite Militär=Attaché Oberstlieutenant Woronin, hinter
hannes Brahms, wenn er gemessen und gravitätisch die Esplanade
ihnen Oberst v. Hablitschei des Infanterie=Regimentes
durchschreitet. Als gute Bekannte wurde von den Curgästen
Nr. 65 mit den Officieren der gemeinsamen Armee und der
das Ehepaar Girardi=Odillon begrüßt, die schon als „Ledige“
königlich ungarischen Landwehr; den Zug beschlossen zwei
fleißige Besucher von Ischl waren. Auch Herr Eppens
der Sarg im Waggon
Compagnien Infanterie. Als
von: Deutschen Polkstheater weilt mit seiner Gattin hier,
endgiltig placirt war, gab das Militär unter den Klängen
ferner die Herren Kadelburg und Weisse. Die Kirche
der Volkshymne die Generaldechargen ab. Hiemit war die
ist diesmal durch den ungarischen Cardinal Schlauch reprä¬
pietätvolle Feier zu Ende; das Militär kehrte in die Stadt
sentirt und das eisleithanische Cabinet durch den Ackerbau¬
zurück. — Um 2 Uhr Nachmittags fand ein Festdiner im
minister Erafen Falkenhayn und den gewesenen polnischen
Officierscasino statt. Corpscommandant FML. Graf Uexküll¬
Landsmann=Minister Freiherrn v. Ziemialkowski. Von
Gyllenband brachte in deutscher Sprache einen Toast auf den
der „alten Ischler Garde“ seien noch genannt die Herren
Kaiser Alexander III. von Rußland und die russische Armee
Michael Dumba, Stametz=Mayer und Baron aus, welchen Militär=Attachs Oberstlieutenant Woroniu,