II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 173

Ausschnitt aus:
ZTAI, BIo
vom:
15. NOV.
Zweiter Fünfuhrtee des
„Neuen Wiener Journals“.
Wieder ein sensationeller Erfolg.
Der zweite Fünfuhrtes des „Neuen Wiener Journals“
der gestern nachmittag im Militärkasino veranstaltet wurde, war
wieder, wie der erste, ein gesellschaftliches und künstlerisches
Ereignis allerersten Ranges. Fast wäre der Saal wieder zu klein
gewesen für alle die vielen, die dieser Wiederholung des ersten
Fünfuhrtees beiwohnen wollten. Wieder war lange vor Beginn
der Veranstaltung der Saal bis auf das letzte Plätzchen besetzt
und man bemerkte auch diesmal in den Reihen der Besucher
Vertreter der Hocharistokratie und Hochfinanz sowie hervor¬
ragende Persönlichkeiten der Wiener Gesellschaft.
Der künstlerische Erfolg des zweiten Fünfuhrtees war nicht
geringer als der des ersten, wobei diesmal auf ein durchweg
heiteres Programm besonderes Gewicht gelegt worden war. Als
erster betrat Paul Morgan das Podium, der das Publikum
in seiner launigen Art als Leser und Leserinnen apostrophierte
und dann eine Fülle seiner immer wirkungsvollen Scherze über das
willig und amüsiert zuhörende Publikum. ergoß. Es gab Lachsalven
auf Lachsaven, so daß der Vortragende oft erst nach einer längeren
Pause fortsetzen konnte. Dann folgte ein ganz erlesener, heiterer
Genuß: Olly Gebauer, die temperamentvolle Soubrette des
Theaters an der Wien, zeigte sich als weibliche Hauptdarstellerin
in Schnitzlers „Abschiedssouper“, dessen tiefen, humorvollen
Gchall#ste durch ihre Leistung als Annie voll zu erschöpfen ver¬
mochte. Es war reizend, zu sehen, wie sie den Geist dieses
Wiener Dichters erfaßte und bei voller Ausnutzung aller heiter¬
keitserregenden Wirkungen doch nie die Linie eines sordinierten
Humors verließ. Sie hatte einen ganz besonderen Erfolg, an dem
auch ihre Partner, Paul Horn als Antol und Viktor von
Parlaghy als Max, ihren redlichen Anteil hatten. Nun
folgte ein Humorist des Variétés und Brettls, Hans Kolischer,
der es, von Herrn Heim gegleitet, leicht hatte, das schon in
animierte Stimmun geratene Publikum durch seine witzigen
Vorträge stets von neuem zu Heiterkeitsausbrüchen zu ver¬
anlassen. Das Publikum wurde nicht müde, ihm zu applaudieren,
und verlangte immer wieder Zugabe auf Zugabe, so daß endlich
eine ganz besondere Darbietung des Fünfuhrtees, das Auf¬
treten der entzückenden Trude Berliner in einem Sketch,
wegen der vorgerückten Stunde auf einen der nächsten Fünfuhr¬
tees des „Neuen Wiener Journals“ verschoben werden mußte,
was von den Zuschauern mit schmeichelhaftem Bedauern zur
Kenntnis genommren wurde.
Den zweiten Teil des Programms, bei dem die Kapelle
Emil Thill in virtuoser Weise die Musikbegleitung besorgte,
nahm wieder eine gut ausgewählte, elegante Modenschau ein,
bei der man Vormittagstoiletten, Sportkleider, Jagd=, Winter¬
sport= und Eislaufkostüme, dann aber auch große Abendkleider
und blendende Pelze, getragen von wunderschönen Mannequins,
bewundern konnte. Selbstverständlich sah man bei der Vor¬
führung auch die verschiedenen, entsprechend harmonisch
abgesthmmten Accessoires, so daß man einen vollkommenen Ein¬
druck wirklicher Eleganz erhielt. Alle Anwesenden, die diesem
zweiten Fünfuhrtee des „Neuen Wiener Journals“ beigewohnt
hatten, fanden sowohl für die künstlerischen Vorträge als für
die Modevorführung Ausdrücke höchsten Lobes.
2
e (Besonderes Interesse) erregten die vorgeführten Damen¬
schuhe aus dem Hause der Schuhmoden H. Bauer,
am Fleischmarkt, die die Ensemblewirkung der Toiletten vorteil¬
haft unterstrichen. Insbesondere fanden für den Nachmittag der
Doré=Chevreaux=Schuh und der Lack=Pump und für die Abend¬
roben die Dubarry=Sandale in allen Farben begeisterten
Anklang. Auch bei vielen der eleganten Besucherinnen fielen die
neuen, entzückenden Bauer=Schuhe auf.
box 8/2
4.5. Abschiedssouper
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Wien, I., Concorgjap

∆ MAOKIN:
Tauern Post, Tamsweg,
#niges Eingreifen gehemmt wurde.
Knittelfeld. (Theater.) Von den drei Einaktern
„Übschiedssouper“ von Arthue=Schnitzler, „Karrner¬
lint“ von Karl Schönherreben“
von F. Schönthan, die am 18. und 19. Jänner unter
der Frau Ines Titz im Wildauersaale aufgeführt
###urden, hat die wuchtige Tragödie „Karrnerleut“
sweitaus am besten gefallen. Schlicht und einfach in
seiner Sprache, gedrungen im Aufbau, erschütternd in
sseinem unerwarteten Ausgange hat das Schauspiel
unseres größten deutschösterreichischen Dramatikers
der Jetztzeit die Zuschauer vollauf gefeßelt. Umso be¬
dauerlicher wahr die Wahrnehmung, daß es einige ge¬
schmacklose „Moderne“ nicht unterlassen konnten, bei
besonders erreifenden Stellen in lautes, herausfor¬
derndes Lachen auszubrechen. Man muß die verständ¬
nisvollen Theaterbesucher wirklich bewundern, daß sie
solche Uebergriffe nur mit einem unwilligen Murren
abtun. Die Darsteller des Schauspieles waren mit
voller Begoisterung bei der Sache, jede Rolle war mit
einer tüchtigen Kraft besetzt. Franz Geidl als Karrner,
Frau Titz als dessen Weib, Trude Titz und Frl. Gall¬
mayer als deren Kinder, Arnold Harbich als Gen¬
darm und Johann Käferbeck als Bauer, verdienen
vollste Anerkennung. Ein Sonderlob der kleinen Trude
Titz, die das frühreife Kind der Straße prächtig wie¬
dergab. Die beiden anderen Einakter stachen gegen
diese Leistungen gewaltig ab. Eine vortraffliche Lei¬
stung bot nur Frl. Scheitz im Lustspiel „Auf Tod und
Loben“, Herrn Zuber möchten wir empfehlen, die
deutsche Muttersprache nicht sorbitterböse zu kränken.
Die Unterscheidung des dritten und vierten Falles
soll einen Bühnenmenschen und wenn ex auch nur
Diletant ist, keine Schwierigkeiten bereiten. Die Thea¬
terleitung bereitet den Schwank „Parketsitz=M. 10%
ein äußerst bühnenwirksames Stück, vor.

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vom:
18.MOV
Wiener Gäsle im Ungarischen Thenter. Das Ungarisf
sche Theater hat die für diesnachte. M#elig geplanie
Premiere wegen des großen Erfolges von Ludwig Zilahys
#A lzenkeltedik öra“ verschoben. Dagegen wird ein En¬
seable des Wiener Josefstüdter Theaters ein drei Abende
umfassendes Gastspiel abselvieren. Zur Aufführung ge¬
langen Arlur Schnitzlers „Abschiedssonper“ und „Liebe¬
lei“, sowierdets Talissael „Ist Geraldine ein Engel?“. Mit¬
glieder des Ensembles sind u. a. Hans Juray, Oscar Kurf¬
weiß, llans Thimig, Fritz Delius, Paula Wessely und
Adrienne Gessner. Das Gaslspiel dürfte voraussichtlich an
29. und 30. November und am 1. Dezember statilinden. I