II, Theaterstücke 4, (Anatol, 4), Episode, Seite 14

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L. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelé“
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
Neues Wiener Journal
von 23/2 1907
(Theater in der Josefstadt.) Ein Menu in vier
Gängen! Der gestrige, ungewöhnlich interessante literarische Abend
wollte Jedem etwas bringen. Es handelt sich nur darum, wie
Jeder über das denkt, was seinem Geschmack geboten wurde.
Vier Stücke gab man. Grundverschieden von einander. Und
doch haftet ihnen ein gemeinsamer Zug an. Keines dieser Stücke
ist ein Stück. Jedes blos ein Stückwerk, eine mehr minder
lose hingeworfene Skizze, ohne Abschluß
„Episode“,
Lustspiel in einem Act von Arthur Schnitzler. Die Episode aus
dem Leben eines Mannes ist eine Circusreiterin. Er glaubt sich von
inclusive
ihr geliebt. Sie kehrt nach drei Jahren aus Rußland zurück, und wie Porto.
er ihr aufgeregt entgegentritt — weiß sie sich nicht mehr genau Zahlbar
n Voraus.
zu erinnern, woher sie ihn kennt. Es ist eine kleine, mitunter
geistreich dialogisirte Bosheit. Kein Anfang, kein Ende. Ein
te ist das
Stückchen Verismus. Es gefiel, ohne zu zünden. Vielleicht war
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es nicht zusammengedrängt genug. Director Jarno und Herr
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Sachs spielten das Stückchen elegaut, Fräulein Palme gab die
1
ungebildete Circust
ffend natü
Der „OBSERVERTDuausteuturstülich einen Auszug enthaltend die
Inhaltsangabe aller wichtigen Mittheilungen der Wiener Morgen¬
blütter (Tagesjournale ausser „Neue Freie Presse“ und Wiener Zeitung“)
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche Leben
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mittheilungen
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
Prospecte gratis und franco.
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Wien, IX1, Türkenstrasse 17.
Fillale in Budapest: „Figyelé“
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Ausschnitt aus:
Geseuische Rundschau
n0 23/2 1207
Kunst und Wissenschaft.
Theater in der Josefstadt. Gestern gab es hier
wieder einen „literarischen Abend“, der gleich vier Ein¬
akter auf einmal brachte. Daß er zu Gunsten der „Con¬
cordia“ stattfand, konnte man schon daraus ersehen, daß
er zur Hälfte von Arthur Schnitzler und Georg
Hirschfeld bestritten wurde. Die interessanteste, aber
am wenigsten gewürdigte Darbietung war die Auf¬
führung des musikalischen Märchens „Das Streich¬
Für 50 z holzmädel“ von August Enna. Das Ander¬
hsive
100
son'sche Märchen von der armen Streichholzverkäuferin,
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die sich in kalter Wintersnacht dadurch vor dem Erfrieren slbar
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retten will, daß sie ein Streichhölzchen nach dem anderen
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anzündet, erfährt hier eine ganz eigenartig wirkende
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musikalisch=dramatische Wiedergeburt. Es ist im Grunde
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nur eine einzige Szene, in der ein unpoetischer Vorgang
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der Erfrierungstod
geschildert wird. Die Musik
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aber vermag auch diesen, an sich unpoetischen Vorgang end die
Inhaltsang
poctisch zu verklären, indem sie zarte Fäden spinnt zwischen rgen¬
blätter
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der Welt der Niedertracht und der Traumwelt. Es liegt; Leben
wodurch ei
etwas Aufreizendes in dem Schicksale des armen, von jilungen
des In- un
Jedermann unbeachtet und mitleidlos zur Seite geschobenen
werden in
Streichholzmädels, allein die holden Jugenderinnerungen,
die mit jedem angezündeten Streichholz dem armen Ge¬
schöpf visionär aufsteigen, werfen einen rosigen Schimmer
auf den Sterbeakt, und man empfindet es wie eine be¬
seligende Erlösung, wenn das arme Mädchen angesichts —
seiner Mutter im Himmel sich resignirt hinlegt, um
unter den hernieder sinkenden Schneeflocken sein irdisches
Dasein zu beschließen. Ein wenig larmoyant wirkt
freilich die traurige Geschichte, und Paula Worm
hatte harte Noth, aus dem poetischen Willen der Musik
nicht in's Weinerlich=Sentimentale zu verfallen. Dennoch
wirkte das Duodez=Operchen wie eine Erlösung aus der
widerlichen Atmosphäre der beiden Einakter der Herren
Schnitzler und Georg Hirschfeld. Daß man sich
in der Josefstadt verpflichtet hält, nach und nach denganzen
„Anatol“=Zyklus Schnitzler's auf die Bühne zu bringen,
mag immerhin als lokalpatriotische That gedeutet werden¬
so wenig sich h Stücke, wie das von falschestem Sentiment
diktirte Lustspiel „Episode“, für die lebendige Bühne
eignen. Daß man sich aber nicht scheut, so ekelhafte
Szenen aus dem jüdischen Familienleben öffentlich zu
entrollen, wie das in dem Schauspiele „Zu Hause“ von
Georg Hirschfeld geschieht, darüber möge sich das
„Concordia“=Publikum den Kopf zerbrechen. Für uns ist
es nur ein neuer Beweis dafür, daß wir gut daran thun
auf einer reinlichen Scheidung zwischen Deutsch und
Jüdisch zu bestehen. Eine wahre Erqnickung bot dagegen
die tragische Posse „Der gemüthliche Kommissär“
von Georges Courteline. Der Witz ist spezifisch
gallisch, die Satire beißend und die Laune von einer
liebenswürdigen Frechheit ohne Gleichen. Aber man kann
lachen, wirklich lachen, auch aus dem Grunde seines
deutschen Herzens, das weniger bissig ist. Zudem hat Herr
Maran Gelegenheit, echter, unverfälschter Maran zu
sein, so daß man einigermaßen versöhnt das Theater
verließ.