II, Theaterstücke 4, (Anatol, 2), Weihnachts-Einkäufe, Seite 5

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Nr. 61
„OBSERVER“
L. Esterr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Filiale in Bocapest: „Figyelö“ ——
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Ausschnitt aus:
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Cageschronik.
Triest, 6. März.
Jung=Wien.
Jostrag, gehalten im Schiller=Vereine am 5.
Närz 1900 voni Recitator Marcell Salzer
aus Wien.
Für die Deutschen Triests, denen es natur¬
gemäß schwer fällt, den literarischen Bewegungen
unseres Volkes zu folgen, ist es umse werthvoller,
von berufener Seite über das berichtet zu werden,
was in einem literarischen Brennpunkte unter
der jüngeren Dichtergeneration vorgeht und nach
Ausdruck ringt. Einen solchen Bericht gab in
außerordentlich gelungener und fesselnder Weise
der rühmlichst bekannte Recitator Marcell Sal¬
zer in einem Vortrage, den er gestern Abends
für die Mitglieder des Schiller=Vereines hielt.
Was man unter „Jung=Wien“ versteht, ist
eine Gruppe von Dichtern, die in der letzten Zeit
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auf dem Boden der Kaiserstadt erwachsen ist und
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deren Mittelpunkt der vielseitige Hermann Bahr,
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der „problematische Dichter“, wie er sich selbst Fim Voraus.
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einmal genannt hat, bildet. In den Werken Aller
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spiegelt sich die Herkunft von der sinnlich heiteren, ch steht es den
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lebenslustigen Kaiserstadt wieder, wenn uuch bei ändern
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einzelnen die Lebenslust von einer starken Dosis
von Melancholie durchsetzt ist. Charakteristisch ist
ferner für Alle die Vertiefung in die Ereignisse
des täglichen Lebens, die auch den unscheinbarsten
Vorgängen einen poetischen Zauber abzugewinnen
weiß, die treffliche Kleinmalerei, die echt Wieng,
rische Sprache mit ihrem lebensvollen Ausdruß
und der oft wirksamen dialektischen Färbung; dige
Gemisch von eleganter und salopper Form, die
Humor, der unter Thränen lächelt.
Wenn die einzelnen Vortragsstücke das all¬
gemeine Interesse des Publicums erregten, dürfen
wir nicht verschweigen, daß ein nicht unbedeuten¬
der Theil des Verdienstes auch dem trefflichen
Recitator zufällt Marcell Salzer ist
ein Meister der Vortragskunst nicht os da¬
durch, daß er alle äußeren Mittel derelben be¬
herrscht und sie mit edlem Maße ohne Auf¬
dringlichkeit und Effecthascherei anwendet, sondern
auch dadurch, daß er die Seele der Dichtungen
wiederzugeben versteht, daß er in die innersten
Intuitionen derselben eindringt und die eigene
Wärme der Ueberzeugung von der Schönheit der¬
selben auf die Zuhörer überträgt.