II, Theaterstücke 3, Das Märchen. Schauspiel in drei Aufzügen, Seite 68

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Das Maerchen
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Telephon 12801.
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
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& Ausschnitt bsipziger Neueste Nachrichten
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E vom: LOf1 1907
=Weit interessanter war ein Versuch, den Direktor Fronz
vom Bürgettheater machte. Er wagte es, Arthux Schnitzlers Erst¬
lingsverk „Das Märchen“ wieder zu beleben, das vor 14 Jahren
im Deutschen Volkstheater nach einer stürmischen Aufführung vom
Publikum abgelehnt wurde und seither auf keiner Wiener Bühne ge¬
gehen worden war. Die Aufführung hatte daher fast den Reiz einer
Premiere, und was das sonderbarste ist, der Versuch hatte einen vollen
Efolg. Der Dichter wurde am Schluß geradezu stürmisch gerufen.
Da sich das Stück nicht geändert haben kann, so bleibt nur die inter¬
ssante Tatsache festzustellen, daß sich der Geschmack des Publikums
Heändert haben muß. Die Ursache liegt jedenfalls in dem behandelten
Problem, „dem Märchen von den Gefallenen“. Vor 14 Jahren war
gman gegen derartige Stoffe auf der Bühne eben noch sehr prüde,
heute ist man dank Wedekind und anderen noch gegen viel gepfeffer¬
tere Dinge immunisiert. Inzwischen grassiert hier der Caruso¬
Rummel bereits wieder. In dieser Woche beginnt der italienische
Wundertenorist hier ein auf vier Abende berechnetes Gastspiel in der
Hofoper, wofür er pro Abend ein Honorar von 12 000 Kronen erhält.
Schon seit Wochen sind im Bureau des Hofoperntheaters soviele Vor¬
merkungen eingegangen, daß das Opernhaus für sämtliche
vier Vorstellungen um das Siebenfache überzeich¬
net ist. Hoffentlich geht Caruso hier dem neuen Affenhaus, das so¬
eben in der Schönbrunner Menagerie eröffnet worden ist, in weitem!
Bogen aus dem Wege, so daß er nicht in die Gefahr kommt, sich auf
irgend eine Weise die Sympathien der Wiener Bevölkerung, wie frü¬
her die der New=Yorker, zu verscherzen.
Dr. Grüttessen
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O L. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
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# hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
□ Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
& Ausschmitt Mamburger Correspondent
1.017 1907
E vom:

Wiener Cheater.
Man schreibt uns aus Wien:
rh. Vor fünfzehn Jahren hat Arthur Schnitzler in seinem
jetzt das
Schauspiel „Das Märchen“, dessen=Er####
Bürgertheater brachte, sich mit dem Los der Gefallenen künst¬
lexisch ernst beschäftigt. Mit der ihm angeborenen Formfeinheit be¬
handelt er die Geschichte von dem Mädchen mit Vergangenheit und
läßt seinen Helden, den Dichter Fedor Denner, nach mancherlei klug
und scharf gedachten Auseinandersetzungen zu der Erkenntnis ge¬
langen daß eben kein Mann darüber hinwegkommt, ein Weib mit
einer Vergangenheit zu heiraten. Und so gehen denn beide, Denner
und Fanny, die groß gewordene Künstlerin, auseinander. In allen
Gestalten des Stückes erscheint die Freude am Leben so menschlich

wahr gezeichnet, daß man dem zarten Seelenkenner Schnitzler kaum
gram sein kann über manchen unlogischen Schluß. Er würde heute
gewiß vieles anders gemacht haben, nun ja, das Stück ist eben fünf¬
zehn Jahre alt. Die vielen zarten, hingehauchten Stimmungen der
Dichtung verlangen Darsteller von unbedingt starker Persönlichkeit.
Wenngleich diese noch in dem jetzt schon bedeutend besseren Ensemble
fehlen, so muß man immerhin die Darstellerin der Fanny, Fräulein
Olga Weede, ausnehmen, die über eine ganz hervorragende schau¬
spielerische Routine verfügt. Nach allen Aktschlüssen erscholl lebhafter
Beifall, nach dem zweiten klang er sogar demonstrativ und nach dem
letzten zeigte sich erst Schnitzler, bejubelt von dem vollen Hause. Es
war ein aroßer literarischer Erfola.=
Telephon 12.801.
„UDSERTER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peterse
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
I. 10 über Salon, Wien
vom:
„Artur Schnitzlerder begabte Schrift¬
steller, hat uns mit einem „Märchen“ über¬
kascht, einem Märchen für große Kinder, dies
daran glauben wollen. Aber es scheint, daß dies
großen Kinder, welche bei der Première dieses
dreiaktigen Schauspieles im Wiener Bürger¬
theater sehr zahlreich zugegen waren, keinen
rechten Gefallen an diesem Märchen findens
konnten, wenigstens taten sie nur so als ob
es ihnen gefallen würde, echt war ihr Beifall
keineswegs, echt war nur der der Claque. Artur
Schnitzler hat mit seiner diesmaligen „Liebelei“
kein Glück. Er überzeugte weder die Modernen,
noch die Philister, die Anhänger des Alther¬
gebrachten, durch seine langatmigen Phrasen!
über gefallene Mädchen und ausgelebte Männer.
Er legt seinem Helden märchenhafte Worte der
Gleichberechtigung auf die Sünde im ersten
Akt in den Mund, um im letzten wieder nach
Erprobung an sich selbst diese zurückzuziehen.
Märchen, nichts als Märchen, aber kein
ideales, kein schönes, ein beinahe anwiderndes,
in dem weder die Tugend noch das Laster auf
seine Rechnung kommt — und schließlich das
Publikum das Theater verläßt, ohne zu wissen
Deutlich drückte
wo der Autor hinaus will.
sich Schnitzler nur durch den Hinauswurf
seines Helden aus, dem wir es herzlich nach
diesem langen vergeblichen Gewinsel der reuigen
Sünderin auch vergönnten, das war aber
auch das einzige, was zu packen wußte. Von
den neuengagierten Künstlern nahm sich Herr
Hermann John höchst verdienstvoll um den
philosophierenden Helden Fedor Denner an.
Sein Spiel ist elegant und sicher, nur „kainzelt“
er für das Bürgertheater zu viel, weniger wäre
auch genug. Sehr interessierte uns Fräulein
Olga Weede, eine talentvolle Schülerin unserer
Boguar. Entweder war das hübsche Fräulein
so befangen, oder liegt ihr der Konversationston
nicht, ungleich besser war sie in der leidenschafts¬
vollen Szene mit Fedor, in der sie ihn gehen
hieß. Da hörte man einmal wieder einen echten
Burgtheaterton heraus, so markig tief und klang¬
voll, wie er uns noch aus einer besseren, keiner
Märchenzeit, in den Ohren klingt. Fräulein
Weede muß sich erst selbst kennen lernen, dann
wird sie mit Selbstbewußtsein spielen, das fehlt
ihr noch, aber man merkt, daß es vorhanden
ist, darum nicht zagen, nur frisch darauf los.
Frau Russek war in ihrer Natürlichkeit
entzückend, ebenso in ihrer maßvollen Ruhe
Fräulein v. Brenneis. Eine wohltuende
Abwechslung in dieser gelehrten Männer¬
gesellschaft boten die Herren Seitz und Berger,
ihr beider natürliches Spiel wal erfrischend,
Der altz Wiener.
daher wohltuend.