III, Einakter 11, Der tapfere Cassian. Puppenspiel in einem Akt (Generalprobe), Seite 8

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1. Dertanfere Cassian
dig. Er beschränkt sich mit einer ziemlich billigen, wenn horcht: einem Haufen trübschädliger
auch wirksamen Verspottung des rebellierenden Philister= Sieg, der anderswo vielleicht der
tums. Die fünf Akte bauen sich nicht zu einem einheit= Besten versagt bleibt. Um aber d
(1u%Feuilleton.
arbeiten, hätten wir Zeugen des D
lichen Ganzen auf, Bild wird an Bild gereiht, und nur
werden, ihre Verhandlungen mit de
die zeitliche Aufeinanderfolge bildet ein zusammenhalten¬
und sehen müssen, welche Gründe
Hus den Berliner Theafern.
des Band.
bewegen. Es verbot sich aber von s#
Eine Revolution kann dem Tichter den Stoff für eine
Wenn auch der Theater=Winter bisher noch keine ein¬
zu schreiben.
Tragödie geben, wie Hauptmanns Bauernkrieg=Drama
zige Darbietung von außergewöhnlichem Interesse gebracht
Wie wir die Sache auch betrach
zeigt; Begeisterung und Leben von Tausenden sind nutzlos
hat, so sind doch in der letzten Zeit einige Novitäten heraus¬
immer: Ruederer hat aus seinem
aufgewendet, denn am Ende geht es nach dem unglück¬
gekommen, die zu kritischem Verweilen Anlaß geben.
lichen Verlaufe der Revolution genau so oder noch schlim=herauszuholen verstanden. Seine
Joseph Ruederers Komödie „Die Morgen¬
mer weiter wie vorher, und zwar aus Ursachen, die nicht einigen Späßen zu einer einheitlic
röte“ wäre zeitlich zuerst zu nennen. Die Einschätzung
zufällig sind, sondern sozusagen im Wesen der Dinge liegen. tiefgreifenden Weltanschauung hat si
von Ruederers Begabung ist ein typisches Beispiel für die
und Dinge anzusehen, nicht entwich
Aus demselben Vorgang, dem fruchtlosen Verlauf einer
schiefe und übertreibende Beurteilung, die sich in den
Revolution, könnte man aber auch eine Komödie machen, gegenüber tritt sein geringes Kom
Jahren der sogenannten modernen Bewegung eingebürgert
sobald die Veranstalter des Aufruhrs und sein Gegenstand Hintergrund, und seine Gabe, gewiss
hatte. Heute schon sehen wir klarer. Wir verwechseln
sich unter komischen Gesichtswinkeln ansehen lassen: man hinzustellen, will nicht viel besagen.
nicht mehr getreue Wiedergabe kleiner Einzelzüge und
spricht dann wohl von einem Sturm im Wasserglase. Die Einzelne kurz hinzuweisen, so leidet
Lebenswahrheit, und wer ein paar gute Witze über den
und da unter dem starken Farben
Revolution aber, die Ruederer schildert, läßt weder eine
Spießbürger macht, ist für uns deshalb noch kein satiri¬
übergroßen Lärm sowohl der lustige
tragische, noch eine komische Darstellung zu. Wohl kann
sches Genie. Wir schätzen scharfe Beobachtung und scharfen
lichen Szenen. Unklarheit kommt
sich der Dichter über die Teilnehmer an dieser Münchener
Spott gebührend ein, aber wir überschätzen sie nicht mehr.
Ruederers Stellung zur Lola Mon
Februar=Revolution lustig machen, aber er wird von diesem
Allmählich beginnen wir wieder, Gewicht auf das Ganze
gebung von Schurken und Philistern
Standpunkt keine Komödie schreiben, sondern nur
der künstlerischen Persönlichkeit und auf das Ganze des
Vortrefflich wiedergegeben ist die toll
ein paar derbkomische Szenen, nur eine Galerie komischer
Kunstwerks zu legen, und sind mit dem Evoe=Geschrei und
Philisterköpfe aufstellen. Je komischer er aber die Revolu=Gesamteindruck des Abends aber ist,
den Messias=Hoffnungen etwas vorsichtiger geworden.
wollen, Langeweile, denn wir habe
Ich möchte glauben, daß heute auch Ruederers Erst-tionäre zeichnet, je unklarere Schreier sie sind, um so mehr
eigentlich nur denselben Ton gehö
muß der Schluß verblüffen, der den historischen Sieg der
lingsdrama „Fahnenweihe“ nicht mit soviel Wärme be¬
vortreffliche Aufführung wird das
Aufrührer über die Freundin des Königs darstellt. Eine
grüßt werden würde wie damals vor etwa sieben Jahren,
eine Weile tragen.
als wir das Werk zuerst in einer literarischen Vereins=Revolution, die ihren Zweck erreicht, kann wohl in Einzel¬
Auf Max Dreyers Scha
heiten viele komische Züge enthalten, als Ganzes aber ist
matinee kennen lernten. Wie hohe Hoffnungen viele seit
zehnjährigen“ war man
sie niemals etwas Komisches. Unser Lachen schwebt in
jener Aufführung auf den Verfasser gesetzt hatten, kann
Lesen des Titels dachte man etwa an
man aus der Enttäuschung ermessen, die aus vielen Ur- der Luft, wenn wir sehen, was diese Leute deren Rebel¬
teilen über seine „Morgenröte“ herausklingt. Wer in lieren wir noch eben verlacht haben, schließlich erreichen. und meinte, diese Siebzehnjährigen
Joseph Ruederer einen Gesellschaftssatiriker großen Stils! Und hier erkennt man, wo das Hauptübel an dieser angeb- zahl von Backfischen. Niemand da
lichen Komödie liegt: darin, daß der Erfolg der Revolution! Drama, wenn er den Titel hörte. I
hat heranwachsen sehen, muß sich freilich schwer enträuscht
gar nicht in Beziehung zu der Revolution selbst gesetzt ist, Schauspiel richtiger als Tragödie
fühlen, wenn er sieht, wie wenig Ruederer aus dem dank¬
sondern plötzlich dasteht, weil es die geschichtliche Tatsäch= Halbwüchsige (ein Typ, für dessen
baren Stoffe der Lola Montez=Episode herausgeholt hat.
wie Kunst im „Jahrhundert des
Den großen Zug der Satire und die Erhebung, oder, wenn lichkeit so verlangt. Ruederer hätte ja den Stoff auch so
man will, Vertiefung des besonderen Ereignisses zum Sym=wenden können, daß er mit dem Lachen des Humoristen Interesse bekunden) stehen im Mitt
vol des Allgemein=Menschlichen, bleibt er uns ganz schul-zeigte, wie wunderlichen Zufällen die Weltgeschichte ge=Manin, Kadett von Beruf, ein Schw