III, Einakter 10, (Marionetten. Drei Einakter), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 24

10. Der Puppenspieler box 34/9
Ausschnitt aus Neues Wiener Journal, Wier
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
vom:

remdenblatt, Wien
— S
Ausschnitt aus:
(Neue Wiener Bühne.) Herr Bassermann kann alles,
30Mal 1972
vom:
und so nahm er auch Artar Schnitzler vor. Aber gerade daran
scheiterte seine große Künst. Alles kann auch Herr Bassermann
nicht.Eo jugt drei Einakter Schnitzlers, den „Puppenspieler“
Theater und Kunst.
und hann „Die letzten Masken und deren Satyrspiel „Literatur“
(Gastspiel Bassermann in der Neuen Wiener
in sein Rundreiseprogramm. In allen drei Stücken verfehlte Herr
Bühne.) Drei Gestalten aus drei Einaktern von Artur Schnißler
Bassermann das Wesentliche, das uns die Kunst des Wiener
hat Bassermann gestern gespielt. Zu Anfang im „Puppen¬
Dichters so lieb macht, das Weiche, gleichsam Changierende. Herr
spieler“ rückt er den Georg Merklin vom rein Menschlichen ein wenig
Bassermann übersetzt sie sprachlich und sachlich ins Norddeutsche,
#ns Virtuosenhafte. Er tut das manchmal, als hätte er Angst, die
mag er noch so sehr die Konsonanten zerkauen und die eigentliche
Zeichnung könnte zu dünn ausfallen, dieses Schicksal, dessen langer¬
Klangfarbe eines jeden Vokals zerstören. Er gibt den Puppen= 9
Weg in einer einzigen knappen Szene geoffenbart ist, hätte äußere
spieler, den Mann, der an den Drähten seiner Freunde wie an A
Hilfe nötig. So spielt er und erklärt zugleich, weist hin, gibt Finger¬
Holzfiguren zu ziehen glaubt und dessen Schicksal selbst von ihnen¬
zeige, psychologisches Kommentar. Auch in den „Letzten Masken““
gemeistert wird — und in allen Finessen, die wir sehen, liegt bald
karikiert er die Karikatur, spricht den Weihgast mit dem Pathos
etwas zu Hartes und bald zu gedrückt Weiches. Herr Bassermann gibt in
eines Historikers, deckt das Elementare solcher Hohlköpfe
den „Letzten Masken“ den selbstgefälligen, urdummen Dichter
auf, läßt die Langeweile, die aus solcher Rederei quillt, zum
Weihgast, und in jedem Worte unterstreicht er Selbstgefälligkeit,
Fenster herein, porträtiert die Berühmtheit als Fratze, aber man me#
zeigt er Dummheit, stellt er gleich ein dreimal gehörntes nord¬
förmlich, wie grimmig gemein diese Weibgast=Figur gesehen ist,
deutsches Rindvieh vor und keinen autochthonen Ochsen, wie
äihre vornehme Erbärmlichkeit, ihre geschwätzige Niedertracht nie stärker
wir ihm gewohnt sind. Herr Bassermann ist in der „Literatur" un
gespürt als bei Bassermann. In „Literatur“ gibt er dann den eleganten
der Klemens, und er gibt einen halbblöden, stotternden, von der er
Clemens, der von der Kunst so wenig wissen will, in einem sehr
Tabes leicht angegriffenen Junker, der aus Ostelbien stammt und
st.
lustigen, zerdehnten und gequetschten Mannheimisch=Wienerisch und
nur seinen heimatlichen Jargon vergessen hat. Herr Bassermann T
dieser Kampf um das österreichische Idiom ist bei Bassermann immer
„fles das ist soaar erfreulich, einmal konstatierenigt
ein kleiner Privatspaß. Er bemüht sich sehr, aber die Sprache will
zu können, weil ihn das von der Virtuosenhaftigkeit eines I
nicht, man nimmt es aber für alle Fälle als einen galanten An¬
se
Mitspieler können
Strecke weit fortrückt. Auch seine
näherungsversuch an den Wiener Dialekt mit viel Amüsement ent¬
v.
nicht alles, aber hier war nichts Erfreuliches dabei. Es war eine
gegen. Die Regie des Dr. Geyer sorgfältig und die Darstellung gut.
se
überhastete Vorstellung, in der nur Herr Iwald zweimal -
Am besten Herr Schulbaur, der schwindsüchtige Schauspieler des
seine treffliche Charakterisierungs= 9
im ersten und im dritten Akt
zweiten Aktes, in der Todesnähe von seltsam gespenstischer Heiterkeit,
kunst bewies. Alle anderen ließen ihre brillanten Rollen schlankweg
ergreifend und beklemmend, Herr Iwald im „Puppenspieler“ manch¬
die komplizierte Margarete dersv
fallen. Fräulein Balten
mal zu taddädelhaft, war in „Literatur“ sehr nett, Herr Neuße
„Literatur“ — war zwar weder kompliziert noch literarisch, aberib
in den „letzten Masken“ pathetisch ohne innere Resonanz, Fräuleins
nachdem die Dame ihre Rolle zu einer gewissen Harmlosigkeit
Balten als Margarete eine angenehm plandernde Salondame und
hinabgedrückt hatte, führte sie sie aufs liebenswürdigste durch.
Fräulein Ernik sichtlich unfertig, aber dann wieder in irgend einem
Satz so rührend einfach, daß man an ihr Talent glaubt.