10. Der Pupbenspieler
Schmißzier=Abend
S
#.
Im Volkstheater.
Zuerst „Der Puppenspieler“, eine
Studie", besser ein Motiv. Ueber den dürftigen
Vorgang sind nachdenklich Wortschleier ge¬
breitet, Melancholie guckt zum Fenster herein.
Schnitzler=Stimmung herbstelt. Wer spielt mit
uns, tutschiert den Sch##alswagen? Wessen
Laune verdankt man Gück, Ruhe, Frau, Kind?
Gottes? Nein Irgendeines, der sich einen, Witz
gemacht hat. Das' Ergebnis aheißtee Schicksal.
Onno gibt „em „Puppenspieler Rhythmus
einen geistal ungewöhnlichen Menschen. Ein
auf dem Marich liegengebliebener Künstler.
#N.
Entwun
a4einem Genie. Bedeutender, als
es Schnitzlers Absicht gewesen.
E
#ann: „Der grune Kakadu“, früher
Spiegelsplitter einer Zeit, jetzt mit einiger
Beziehung zur Gegenwart. Witzig und theater¬
kniffig sind Spiel und Wirklichkeit ineinander
verschachtelt. Ein höchstentwickelter Sketch. Aber
zon Schnitzler. Onno spricht die Cantilenen
es Komödianten, der sich zum Schluß dem
Leben verpflichtet, mit einigermaßen maskierter
Stimme. Schildkraut ist der Herzog von
Cadignan, süßlich, verspielt, puppig. Fraulein
Woiwode für die Leocadie zu wenig unbe¬
kümmert, hemmungslos triebhaft. Maske und
Mensch Hommas Grain. Das andere Theater.
„Komtesse Mizzi“ hat man schon viel
besser gesehen. Im Volkstheater. Herr Iwald
spielt jetzt einen Fürsten. Desgleichen war vor
1918 nicht möglich. Vor der Revolution. Und
vor Bernau.
gey.
—
Das Mailänder Tufuristen¬
Deutsches Volkstheater. Ein Echnitzlerabend
ist immer lohnend. Die Stücke dieses Dichters atmen
so echtes Theater, daß ihnen jedes Publikum gern
3
Gefolgschaft leistet. Der gestrige Abend wurde mit
der Studie „Der Puppenspieler“ eingeleitet.
2
Dieses zarte Phantasiegebilde wurde leider durch
eine allzu laut betonende Regie und Darstellung
um seine Wirkung gebracht. Besonders Herr
Onno gesiel sich in übertriebenen seelischen
6
Vibrationen. Sehr geschickt inszeniert war die
Groteske „Der grüne Kakadu“ Von einigen
5
unrichtigen Besetzungen abgesehen, war der Ge¬
Ssemteinduck dieser glänzend besbachteten Szenen
2
aus der werdenden französischen Revolution außer¬
ordentlich. In diesem Stück war auch Herr Onno
am Platze. Ziemlich konturenlos gestalteten die
Damen Gebühr und Woiwode ihre Rollen.
Hans Homma sehr ergötzlich und Josef Schild¬
kraut so affektiert, wie es die Figur, die er dar¬
stellt, verlangt. In der Komödie „Komtesse
witzi“ gelang es den Mitwirkenden, jenes längst
put seinen Lastern und
Samstag
Neues 8 2
Tugenden hervorzuzaubern, die diese Stadt einst so
reizvoll machten. Hans Homma war als ungari¬
scher Aristokrat unwiderstehlich, Lina Woiwode
als freidenkende Komtesse ungemein liebenswürdig,
und die Herren Iwald und Tietz zeichneten ihre
durchlauchtigsten Typen so echt wie nur möglich.
Das Publikum wurde nicht müde, Artur Schnitzler
zu rufen, er verschwand aber stets im Hintergrund
seiner Loge.
2 b.
box 34/9
bechlucwünschen Der Eeleimn
—
lerische Leben unserer Stadt wäre sicherlich groß.
Schnitzler im Volkstheater.
A. S. Wieder einmal entschloß man sich in 1,,
der Stadt der Lieder (ach, wie garstig klingen
m
ihre Melodien!), einen Schnitzler=Abend einzu¬
2
N
schmuggeln. Man wählte drei Einakter, die sonst
ste
in anderem Reigen aufgeführt zu werden pfleg¬
ten: den „Puppenspieler“, den „grünen Kakadu“
und die „Komtesse Mizzi“. Daß man in diesen
ein
wir
tiefschürfenden, nachdenklichen Lebensbildern,
die äußerlich keine Verbindung aufweisen, aber
innerlich doch solche Zusammenhänge in sich
bergen, Bassermann und Moissi sah, schafft für,
das wackere Volkstheaterinventar wahrlich keine
De
leichten Aufgaben. Onno spielte den Georg und
den Henri — die Rollen der erwähnten großen
Berliner — und man merkte deutlich, daß er
der
191
sie gründlich durchgearbeitet, sich völlig in den
Fre¬
Gesst des Dichters hineinversetzt hat. Hoffentlich
wie
war die in erster Reihe stimmliche Kopierung
Hat
r
Harry Waldens nur Zufall, nicht Absicht. Bis¬
weilen vermeinte man, wenn man die Augen, die
ame
schloß, wirklich den Herrn Direktor der
here
Renaissanoebüne dort oben gastierend zu hören, deus
der ja heute im eigenen Heim Schnitzler wie
für
Die
einst im Mai des Burgtheaters mimen soll. Von
st
den vielen braven Männlein und Weiblein, die
Bese
das Volkstheater unter Rosenthals verläßlicher
Spielleitung ins Treffen geschickt, sei vor allem
Homma genannt, der Trad ition im besten Sinne
„De.
auss
des Wortes bleibt. Das ist noch Einer, der
der
eigentlich nie spielt, sondern immer lebt, echt und
inte
ungekünstelt, ein Mensch in jeder Maske und Ge¬
einel
stalt. Die Herren Schildkraut, Dietz und Ranzen¬
fang
Zeit
hofer seien gleichfalls summa cum laude
neue
zitiert. Bei=Fräulein Woiwode wollen wir uns
schme
auf „cum laude“ beschränken. Uebrigens: die
Gale
37 Jahre glaubt ihr keiner. Das Haus war natür¬
rager¬
lich halb leer. Solange Arthur Schnitzler, der
„Karl
jorgt
bescheiden im Hintergrunde einer Loge allen
des
Hervorrufen der Stehparterre=Enthusiasten
turm
trotzte, nicht nach zehn Uhr nachts ins Café
Exquisit übersiedelt, muß er sich an solche Er¬
Ko
stellu
gebnisse gewöhnen..
geute Hansi
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Im Volkstheater.
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breitet, Melancholie guckt zum Fenster herein.
Schnitzler=Stimmung herbstelt. Wer spielt mit
uns, tutschiert den Sch##alswagen? Wessen
Laune verdankt man Gück, Ruhe, Frau, Kind?
Gottes? Nein Irgendeines, der sich einen, Witz
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Onno gibt „em „Puppenspieler Rhythmus
einen geistal ungewöhnlichen Menschen. Ein
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kümmert, hemmungslos triebhaft. Maske und
Mensch Hommas Grain. Das andere Theater.
„Komtesse Mizzi“ hat man schon viel
besser gesehen. Im Volkstheater. Herr Iwald
spielt jetzt einen Fürsten. Desgleichen war vor
1918 nicht möglich. Vor der Revolution. Und
vor Bernau.
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Das Mailänder Tufuristen¬
Deutsches Volkstheater. Ein Echnitzlerabend
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so echtes Theater, daß ihnen jedes Publikum gern
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der Studie „Der Puppenspieler“ eingeleitet.
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