III, Einakter 7, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 1

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Kak
7. Der glückliche
Gastspiel Theodor Grieg.
In Artur Schnitzlers Einaktern: „Der
grüne Kakabu
und „Komtesse Mizzi"
im Schauspielhaus am Freitag.
Grieg brachte die zwei Einakter von Schnitzler
wieder: Die tragische Wucht des von den Feuer¬
säulen der Revolution überfiammten „Grünen
Kakadu“ und die feingeistige, vom Abglanz ver=
jährten Leides nur ganz stillchtig überwölkte „Kom-
tesse Mizzi".
Es war das erste, völlig ausverkaufte Haus
dieser Saison: Erinnerung an das sketchhaft
wirkungsvolle, aber mit mehr als Sketch¬
psychologie geschaffene Werk und Erinnerung
an Griegs, blutvollen Henry lockte herbei.
Grieg hat die Mittel, den saszinierenden Schau¬
spieler und den Menschen zu geben, der über
lebensvolles Spiel zu noch stärkerem Erleben
hinauswächst. Im Zusammenprall von Spiel und
Wirklichkeit zeigt er noch die Kraft, hoch Gestei¬
gertes zu übersteigern. Die „Erkennungsszene“
Imeuble
zwang die Zuhörer zu ängstlicher Atempause:
glockenhaft reinstimmig klingt das erste vertrauens-
volle Liebesbekenntnis dieses „reinen Toren" zur
Dirne: untheatralisch, mit dem Sturmatem un¬
widerstehlicher Leidenschaft braust sein Schmerz
in das Kulissenfeuer der anfänglichen Spielszene.
Helles, wirksames Gegenstück ist der Fürst Egon
in „Komtesse Mizzi". Maske der Blasiert-
heit und kühle Beherrschtheit, die alle Narben des
Lebens deckt. Auch hier Maskenspiel, aber jeder
leise Schmerz in Lächeln gebändigt. Der Gast —
schade, daß wir nun Gast sagen müssen — zeigte
hier alle seine vornehme Kunst an bezwingender
Lustspielgrazie. Trotz des drängenden Spielplans
dieser Woche klappte auch der schwierige „Grüne
Kakadu“ bis auf eine — rasch verstopfte — Spiel¬
lücke. Direktor Modes erfüllte vorzüglich die
schwierige Forderung des Dichters, im engsten
Kelleransschnitt ein Stück Weltgeschichte vorüber¬
branden zu lassen. Der Jubel über den Fall
der Bastille wird optisch und akustisch zu einem
Eindruck von zerschmetternder Wucht.
Grieg wurde nach beiden Stücken mit Blumen
und mit jubelnder Herzlichkeit gefeiert. Auch
wenn er jetzt nach Frankfurt geht, zwischen ihn
und die Grazer legt sich keine trennende Main¬
Dr. A. M.
linie.

E. E. W.