III, Einakter 6, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter), Die Gefährtin. Schauspiel in einem Akt (Der Wittwer), Seite 1

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6 Die Gefaehrtin
ne Abirrung: der
wir Mendelssohns, des siebzehnjährigen. Musik, wie sie gestern
war uns nicht ganz
Johannes Schüler, für das Ohr des Schauspielrefarenten
wenigstens, sehr wundervoll erklingen ließ.
aarmal die Posse
S.4.
g des Guido Wer¬

cte nicht zu. Das
veil das Ganze so
hlk, Endlein als,
Keliner, Reimes
en, die bis hierhin
der „Sommer¬
dolpy Rampel¬
problematisch, der
acht schon einmal
heaterspielens der
ganz zugänglich;
fährtin“ mag es noch hingehen, da es sich dort um
Gründlinge waren
eine Tote handelt. Vor ein paar Stunden hat man
lt sich den Bauch
sie begraben. Das Milieu des Trauerhauses bedrückt,
zund es bedarf schon der ganzen Schnitzlerschen Feder¬
er Bühne — das
gewandtheit, um einerseits mit Geschmack sentimen¬
bleibt ein Rest;
tal und andererseits so offen zu sein, wo eine eben
mitzuspielen, und
Verstorbene belastet wird. (Beweis: Briefe!)
Manche Elfen¬
Die Situationen in den beiden Komödien sind
st“
Szene im Warte¬
lustiger. Das „Bacchusfe
das Waldleben
saal eines kleinen österreichischen Bahnhofes. Frau
Bildlein stellen.
Agnes erwartet zusammen mit ihrem Seelenfreund
nenbild mit den
den Gatten, um ihm bei seiner Heimkehr von einer
eund Pucks und
sechswöchigen Gebirgstour die Ehe zu kündigen. Der
dann das letzte
Gatte genießt seine Ferien auch in Damengesellschaft.
der Vorhang auf¬
(Beweis: Die Postkarte.) Aber wie er den Lieb¬
Hannoverscher Anzeiger
der.
haber in großem Bogen aus seinem Eheleben hin¬
ausbefördert und die kleine Frau zurück in seine
as sein Ziel sein
Arme fliegt, das ist ein Spaß.
räumerei, Wald¬
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15 Mai 1926
Große Szene“: Ein beruhmter Bühnenbeld
ten sich auf; aber
ist (natürlich) auch ein erfahrener Weiberheld. Er
sein störte schon,
kann das Techtelmechteln nicht lassen. Eben so wenig
llzuoft vergaßen
das Theaterspielen im Leben, auch vor seiner klugen.
verzeihenden Frau und vor sich selbst. Aber seine
Teschendorfs
Schauburg.
größte Szene svielt er mit seinem Freund, dessen
Braut ebenfalls seine Geliebte war. Auch mit diesem
ers, Marianne
Schnitzler=Abend.
unangenehm auf Wahrheit drängenden Freund wird
Herrmanns
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dieser Matador der Lüge fertig. Und wie! (Beweis:
Wer sich von der Aufführung am Mittwoch abend
en ein Naturgeist
Ein abgekarteter Brief.)
literarische Pikanterien, etwa im Genre des „Reigen“.
quietscht, wenn
In diesen drei Kleinigkeiten fiel Hugo
oder auch nur des „Anatol“ versprach, der wurde arg
Rudolph die Rolle des jeweiligen Ehemannes zu.
enttäuscht. Die Gefahrtin, das „Bacchus¬
Bühnen Frank¬
Er hatte als eben verwitweter Professor seelengroß
fest“ und „Große Szene“ sind drei ganz zahme
re und Reichert
und einsam, als bedeutender Schriftsteller ein forsch
Schnitzler. Liebenswurdig, sicher und geschickt, mit
zupackender, gesunder Mann und als gefeierter Mime
Rolle natürlich
vielen novellistischen Feinheiten und mit vielen
ein großes Kind und ein virtuoser Komödiant zu
den kann. Eine
novellistischen Längen. Die Leute auf der Bühne
Er splüpfte sehr gewandt von einer Maske
sein.
reden sehr ausgiebig, nicht übermäßig witzig, nicht
s Organ klang
und von einer Figur in die andere. Darstellerisch
besonders tief, nicht einmal besonders „interessant“
am wirksamsten war er in der „Großen Szene, die
obwohl es nur um Liebe. Liebelei und „solche Sachen“
lustig Hübsches
auch seine große Szene war. Fridel Mumme
geht. Vor Langerweile schützt Schnitzlers angenehme,
Und preisen
svielte die Freundin, das Weibchen und die Frau.
immer flüssige und elegante Diktion; trotzdem er¬
Fein und gewinnend klug. Mit viel menschlichem
müdet es ein wenig, dreimal hintereinander das
und künstlerischem Takt. Mit viel stiller, von innen
gleiche Thema auf die ziemlich gleiche Art analysiert
leuchtender Wärme und weiblichem Reiz. Hubert
zu sehen. Analyse des Ehebruchs oder des Ehege¬
Endlein hatte dreimal die Aufgabe, als junger
brechens. Schnitzlers Spezialgebiet. Aber für unsere
Mann die Ehe zu bedrohen (oder zu beleben). Er
heutige Auffassung brav und dezent, beinahe bürger¬
tat das innerlich und äußerlich als vollendeter
lich. Man staunt — keine höhere Tochter, soweit es
Kavalier. In den wenigen Nebenrollen erheiterten
den Begriff bei uns noch gibt, braucht tief zu er¬
Max Reimer als gelungener Bahnhofsvortier
röten. Was heikel sein oder werden kann. wird sorg¬
und Hans Ebert als Theaterdirektor. Sicherlich
sam abgeblendet. Es bleibt kaum noch etwas übrig,
wäre manches, wenigstens in den beiden Komödien,
wobei man sich „viel denken kann“.
noch plastischer geworden, wenn man sie wienerischer
Die Liebe im Dreieck. Oder vielmehr im Quadrat.
(auch in der Mundart) gespielt hatte. Der vernord¬
Nur die vierte Seite sieht man nicht. Sie tritt nur
deutschte Schnitzler verliert von seinem Aroma“ Die
in Briefen oder auf einer Postkarte in Erscheinung.
7r
Aufnahme der drei Einakter wur freundlich und galt
Das Schriftliche svielt in allen drei Einaktern eine
wohl in erster Linie dem tadellosen Zusammenklang
Rolle, ein Ersatz für Handlung, den man auf der
Bühne nicht gerne sieht. Im ersten Spiel. der „Ge=lim Spiel.