VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 54

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Panphlets offbrints
Dichtung.
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Ende“ (1891), die „Heimat“ (1893), „Die Schmetterlings¬
ine Schule
schlacht“ (1895), „Morituri“ (drei Einakter: „Teja“, „Fritzchen“,
tändlich
„Das Ewig=Männliche“ 1896), „Das Glück im Winkel“
turteil,
(1896), „Johannes“ (1898) und „Johannisfeuer“ (1900).
er weiß
Bezeichnend für den Dichter ist schon, daß gerade sein
u, die
erstes großes Drama, die „Ehre“, obwohl erst dem Jahre 1890
afft,
angehörig, nicht eigentlich als naturalistisch bezeichnet werden
ormn
kann. Es ist noch ein Thesenstück im Sinne der Comédie
s
des meurs, von der Sudermann überhaupt ungemein, nament¬
lich für die künstlich verschränkte Scenenführung, gelernt hat.
Und auch die eigentliche Technik, die äußere Form, ist keines¬
wegs impressionistisch. Sie trägt vielmehr ebenfalls den
Stempel des fortgeschrittensten französischen Realismus der
Dumas tils, Augier und Sardon. Möglich daß dieser Zu¬
sammenhang dadurch noch stärker geworden ist, daß Sudermann
das Stück unter Beirat Blumenthals einer Bearbeitung unter¬
zogen hat. Im Stücke selbst wird die These, ganz nach der be¬
ch
sonders von Dumas tils geübten Art, durch eine ausdrücklich als
er
Ge
al
Chorus eingeführte Person, den Grafen Trast, vertreten. Sie
Pathos in
lautet im Obersatz: „Mein Herz pflegt stets in dem Takte zu
tark modernen
schlagen, welchen die Sitte des Landes verlangt, dessen Gast¬
nde Stelle ein,
freundschaft ich genieße. Denn ich mache mich gern zum
austoben läßt.
Sklaven des Milieus.“ Hieraus wird dann abgeleitet, daß
l, ohne es ganz
es sehr verschiedene Ehrbegriffe gebe, und aus dem Konflikt
m einerseits im
dieser verschiedenen Begriffe, so wie sie in Deutschland nach
ner Freiheit und Gri
der Abstufung der bürgerlichen Entwicklung differenziert er¬
lenigstens der physiolo
scheinen, erwächst das Drama. Im übrigen, innerhalb der
ägt, und andererseit
damit gegebenen Idee und der Technik des französischen Realis¬
Technik immer stär
mus, bewegt sich der Autor sofort als ein überaus begabter
gen. Und dabei ist u
Dramatiker, der streng architektonisch zu gliedern weiß, der mit
spältigen Richtungen
großer Sicherheit Höhen und Tiefen der Handlung schafft, und
ch vollzieht in dem Sinne,
der höchstens durch die übergroße Feinheit in dem Ineinander¬
nik in stetiger Fortbildung
flechten der Motive, durch die raffiniert und anscheinend fast
ung dienen lernt unter dem
phantasielos kalkulierte Verklammerung der Handlung leicht
dere Schicksalsidee hinaus¬
etwas wie Kälte hervorruft.
Der äußere Erfolg des Stückes war außerordentlich; sehr
„Ehre“ (1890), „Sodoms
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