VI, Allgemeine Besprechungen 1, 6, Herbert Cysarz, Seite 23

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Pamphlets Offprints
Herbert Cysarz.
us nicht unwürdig des Armen Spielmanns“
hmmers“ und des „Malte Laurids Brigge
fenbarungen österreichischer Art): eine stilistisch
Dostojewskis religiösen Realismus und an
Mysterien“ gemahnende Mythisierung eines
sten Staaten= und Seelengebilde, die diese
hat... Im Uebrigen entwickeln aber die durch
Monarchie=Systems entbundenen Schollen¬
Willens= Knet= und Spannungs=Energien,
chkeit der Renaissance einschließen (Wildgans
ire wecken hier gute Hoffnung) und die auch
ich eine gewisse Nachblüte des Anzengruber¬
en lassen. Ein Haupt=Erbe indes der neu¬
lionistischen Wiener Dichtung um 1900 ist
choanalytischem und individualpsychologischem
Symptom jener allgemeinen Säkularisierung
urch theoretische Momente, die in unseren
e Revolutionen der Dichtung als auch alle
Wissenschaft speist (viele heutige Umwälzungen
htung und rechts in der Wissenschaft ent¬
ade unter uns so epochal sich wandelnden
en Poesie und Theorie, Bild und Begriff,
nschaft). Die Dichtung freilich hat zunächst
n Geisteskriegen der Gegenwart auch dieser
stofflich zu folgen vermocht — vielleicht aber
erwandlung psychoanalytischer Struktur (nicht
in dichterische Substanz (nicht bloß Motivik)
k der poetischen Zukunft Wiens.
ich brütet Dämmerung unabsehbarer Ueber¬
nde Donaumonarchie hat keinen Zola geboren,
arde, nicht einmal einen Heinrich Mann — nur
kne. Die einen kennen das Alte nicht mehr (die
alber in Werfels „Tod des Kleinbürgers
klus anführen will), die anderen finden das
(so Hofmannsthal in seinen jüngsten Lust¬
tschen Reich ist vieles Oesterreichische zu nah
man gleichsam die historische Gerechtigkeit
anderseits doch zu fremd, als daß es nicht
s kommen müßte. Und überdies ist Wien,
gigste Mittelpunkt des vielzüngigsten Gro߬
nicht binnen einem Jahrzehnt zur Alpen¬
hrden... Angesichts solcher Schwierigkeiten,
weigen oder verkleinern darf, ruht all unsere
ungeheuren Seelenspannung, die sich immer
en Wesens Wesen offenbart: Deutschland
lege der großen Zweischneidigen, der Nietzsche
s Luther, die nicht gleichmäßig fortstrahlen
rselbst gleichsinnig fortgären wie ein Shake¬

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Alt=Österreichs letzte Dichtung (1890—1914).
speare, sondern über sich selbst hinaus den Schöpfer Polemos
entzünden, in jedem trotzigsten Nein das feurigste Ja erweckend
und umgekehrt, radikal nach den fernsten Extremen hin aus¬
schwingend — und Deutschland ist die Mutter antithetischer
Dioskuren wie Schiller und Grillparzer, Beethoven und
Mozart, George und Rilke und zahlloser anderer, die schon
als solche Zeugnis legen von jener grandiosen Polarität, der
Nietzsche= und der Schiller=Kontrapunktik, die in Zukunft (ge¬
fördert oder gehemmt durch die äußeren Umstände) die hier
gesichteten Stoffe dem Blutkreislauf der deutschen Dichtung
immer unscheidbarer anverwandeln (nicht gleichmachen, sondern
durch Spannung binden), den hier gemusterten Formen An¬
nun immer unbezwinglicher
teil gewinnen wird an dem
herauswuchtenden — weltgeschichtlichen Gesamtprofil des deut¬
schen Geists.
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Mung ineaer