VI, Allgemeine Besprechungen 1, 7, Josef Karl Ratislav, Seite 4


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1. PanphietsOfferins
Heft 9 u. 19
„Die Quelle“
Seite 10
Jahre alt, wohnhaft Hernalser Hauptstraße Nr. 64,
schwor, daß sie in der entsprechenden Zeit vor¬
verheiratet seit vier Jahren. Ich habe meine Frau
her mit der vollkommensten Lebhaftigkeit von der
sieben Jahre gekannt, ehe sie meine Gattin wurde,
ibrünstigen Umarmung ihres Gatten geträumt
und sie hat zwei Bewerber ausgeschlagen, weil
hatte. Die Arzte und Wehefrauen von Montpellier
sie mich liebte und auf mich wartete: einen Kom¬
erklärten eidlich die Tatsache für möglich, und
missär mit 1800 Gulden Gehalt, und einen sehr
der Gerichtshof von Havre sprach dem Kinde
schönen jungen Kandidaten der Medizin aus
alle Rechte der legitimen Geburt zu.
Triest, der als Zimmerherr bei ihren Eltern
Des ferneren finde ich in Hambergs „Rätsel¬
ausgeschlagen um
wohnte, man merke auf!
haften Vorgängen der Natur", Seite 74, die
meinetwillen, obzwar ich weder schön, noch reich
Geschichte von einer Frau, die ein Kind mit
war, und obwohl sich unsere Heirat von Jahr
einem Löwenkopf zur Welt brachte, nachdem sie
zu Jahr verzögerte.
im siebenten Monate ihrer Schwangerschaft mit
Und nun wollen die Leute behaupten, daß
ihrem Gatten und ihrer Mutter der Produktion
diese Frau mich betrogen hat, die sieben Jahre
eines Löwenbändigers beigewohnt hatte.
auf mich geduldig wartete!
Ich habe ferner eine Geschichte gelesen — sie
Die Menschen sind dumm und armselig, sie
ist zu finden in Limböcks „Über das Versehen
können, wie ich mich ausdrücken möchte, in unser
der Frauen“ Basel 1846, Seite 19 — daß ein
Inneres nicht hineinblicken, sie sind schadenfroh
Kind mit einem großen Brandmal auf der Wange
und höchst gemein!
geboren wurde, weil die Mutter einige Wochen
Aber nun werden sie alle verstummen....
vor der Geburt das Haus gegenüber in Flammen
ja nun werden sie alle sagen: wir haben unrecht
hatte aufgehen sehen. In diesem Buch stehen noch
getan, wir sehen es ein, deine Fran ist dir treu
andere, höchst verwunderliche Dinge. Während
gewesen, und es war gar nicht notwendig, daß
ich dieses schreibe, liegt es vor mir auf dem Tisch,
du dich umbringst.... Aber ich sage es euch:
eben habe ich wieder darin geblättert, und es
es ist notwendig! Denn solange ich am Leben
sind beglaubigte, wissenschaftlich feststehende Tat¬
bliebe, würdet ihr sweiter höhnen, ihr alle. Nur
sachen, die darin erzählt werden, und ebenso be¬
einer ist edel und gut: das ist der alte Doktor
glaubigt ist die Tatsache, die ich selbst erlebt habe,
Walter Brauner... Ja, er hat es mir gleich
oder vielmehr mein gutes Weib, das mir treu gewesen
gesagt; bevor er mich hineinführte, sagte er mir:
ist, so wahr ich in diesem Augenblick noch lebe!
„Mein lieber Thameyer, erschrecken sie nicht
Wirst du mir verzeihen, liebe Gattin, daß ich
und regen Sie sich und Ihre Frau nicht auf.
nun sterben gehe? Siehe, du mußt es tun. Es
Solche Dinge sind schon öfters dagewesen. Ich
ist ja nur aus Liebe zu dir, daß ich sterbe, denn
werde Ihnen morgen das Buch von Limböck
ich kann es nicht ertragen, daß die Leute höhnen,
bringen und andere über das Versehen der
daß sie dich verlachen und mich! Nun werden
Schwangeren.
sie wohl aufhören zu lachen, nun werden sie es
Diese Bücher liegen vor mir — jawohl! und
verstehen wie ich es verstehe. Ihr, die ihr mich,
ich richte die höfliche Bitte an meine Angehörigen,
die ihr diesen Brief finden werdet, wisset, daß
daß diesem vortrefflichen Mann, dem Doktor
sie, während ich dieses schreibe, in dem Zimmer
Brauner, seine Bücher mit ergebenstem Danke
nebenan schläft, ruhig schläft, wie man nur mit
zurückgestellt werden.
einem guten Gewissen schlafen kann; und ihr
Weiter habe ich keine Verfügungen zu treffen.
Kind — unser Kind, das nun vierzehn Tage
Mein Testament ist längst gemacht, ich habe
alt ist, liegt in der Wiege neben dem Bett und
keinen Grund, es abzuändern, denn meine Frau
schläft gleichfalls. Und bevor ich das Haus
ist mir treu gewesen, und das Kind, das sie mir
verlasse, werde ich hingehen und werde meine
geboren hat, ist mein Kind. Und daß es eine so
Frau und mein Kind auf die Stirne küssen,
eigentümliche Hautfarbe hat, werde ich nunmehr
ohne sie aufzuwecken. Ich schreibe das alles
auf die einfachste Weise erklären. Nur Böswillig¬
so genau, damit man nicht etwa meint, ich sei
keit und Unbildung kann sich dieser Erklärung
wahnsinnig .... nein, es ist wohlüberlegt, und
verschließen, und ich wage zu behaupten, wenn
ich bin vollkommen ruhig. Sobald ich diesen
wir unter Menschen lebten, die nicht boshaft und
Brief beendet habe, gehe ich fort, in tiefer Nacht,
albern wären, könnte ich am Leben bleiben, denn
durch die leeren Straßen, immer weiter, den Weg,
jeder sähe es ein. So aber will es niemand ein¬
den ich so oft mit meiner Frau gegangen bin
sehen, und sie lächeln und lachen. Sogar Herr
im ersten Jahre unserer Ehe, nach Dornbach
Gustav Rengelhofer, der Onkel meiner Frau, dem
und immer weiter, bis in den Wald. Ja, es ist
ich stets die größte Achtung erwiesen, hat in
alles wohl überlegt, und ich bin im Vollbesitze
einer mich sehr verletzenden Weise mit den Augen
meiner Sinne. Und so verhält sich die Sache.
gezwinkert, als er mein Kind zum erstenmal sah,
Ich heiße Andreas Thameyer, bin Beamter
und meine eigene Mutter — sie hat mir die
in der österreichischen Sparkassa, vierunddreißig

Heft 0 u. 10
Hand gedrückt, in ein
als bedürfe ich ihre
Kollegen im Bureau I
als ich gestern eintr
dessen Kindern ich
verdorbene Uhr gesche
Spielzeug tut solch ei
.. der Hausmeister
bissen, als ich gester