VI, Allgemeine Besprechungen 2, Marcel Salzer Programmheft, Seite 30


em
ns.
iner
die
sen
ung
des
iten
den
ver¬
eben
das
die
Or
Biel
den
8
500
Salzer
Zu¬
nicht
n bot
lanz-
die
los“.
kung,
dezu
eut¬
us¬
1es
2. Cuttings box 37/2
19 —
ht blos
Frauenfeld: Thurgauer Zeitung (29.9. Luzerner Tagblatt (11. 10. 1899). Was
ständnisses und vollständiger Beherrschung
Zweck
Marcell Salzer bietet, ist von Abis Z staunens¬
1800). Herr Marcell Salzer hat uns Ernstes
der technischen Mittel; es war weit ver¬
schieden von dem, was man unter dem Titel
und Heiteres aus klassischer und zeit¬
werth, eine grossartige Leistung, für welche
der Ausdruck „Recitation“ zu eng ist. Ein¬
genössischer deutscher Dichtung geboten;
Recitation vielfach zu hören bekommt. Herr
die
Salzer spielte sozusagen auf der Seele des
fache Erzählung, Gedichte, Declamation, dra¬
brauchen wir zu sagen, dass der junge,
matischer Dialog, Anekdotenwiedergabe, Ton¬
Hörers wie auf einem Instrument, weil er oft
temperamentvolle Wiener mehr im heiter
eine
in weiser Mässigung des Effectes und in
malerei etc. — Alles passt dem Künstler in
Modernen glänzt und hinreisst, als im
m
hat im
seinen weitumfassenden Rayon.
wundersamen Anschmiegen an jede Stimmung
klassisch Ernsten? Herr Salzer
Meyer's
letzteren Genre Gedichte C. F.
in den Zuhörern die Suggestion zu Stande
Salzer macht sich seine Aufgabe keines¬
brachte; hier haben wir reales Leben in seiner
wegs leicht. Er verzichtet gänzlich auf alle
(„Schutzgeister“) und Goufried Keller’s
Tragik und oft unfreiwilligen Komik, verklärt
Gewaltmitte!, welche früher recitirende Vir¬
(Denker und Dichter“) und dann die grosse
durch dichterische Gestaltur gskraft.
tuosen von der Theaterbühne auf das Vor¬
Audienzscene aus „Don Carlos“ vorgetragen,
tragspodium mitzubringen pflegten. Wort und
in schöner Diction und trefflicher Auffassung.
Herr Salzer hatte in kluger Einschätzung
Wortnüancirung, wenige unterstützende Hand¬
seines Publikums aus seinem reichen Schatze,
Der Recitator beherrscht, was so viele, selbst
bewegungen, ein Blick, ein vorüberhuschendes
in dem auch das alte Testament nicht fehlt,
gute Schauspieler schon längst verlernt haben,
ein Programm ausgewählt, das Jedem etwas
den schweren Jambenfluss Schiller’scher
Spiel der Gesichtsmuskeln, damit ist der
brachte, und sowohl das feine litterarische
Apparat Salzers erschöpft! Aber dieser kleine,
Strophen mit dem breiten getragenen Pathos
des alten historischen Dramas gut; voll ge¬
modern ausschauende Wiener nüancirt mit
Interesse, als auch das humoristische Be¬
dürfniss der Menge berücksichtigte.
packt hat dagegen der Recitator mit seinen
einer so geistreichen Auffassung des innern
Unvergleichlich in ihrer Wirkung war die
modernen Nummern, im „Orakel“ von
Gehaltes der Dichtungen und unter lebendiger
Wildenbruch’sche Novelle „Das Orakel“. Mit
Wildenbruch, der steierischen Berggeschichte
Mitarbeit seiner eigenen Phantasie, dass ich
sonveräner Macht versetzte der Vortragende
keinen Augenblick an den grossen Erfolgen
von Rosegger und der Wiener Humoreske
zweille, welehe Salzer mmt scihien Recilationen
seine Zuhörer in die Seele eines unglück¬
von der „schönen Frau“ die um jeden Preis
ganzer dramatischer Werke, wie Sudermann's
bewundert und angeschmachtet sein will.
lichen Knaben hinein, so dass sie mit ihm
„Johannes“, Halbe’s „Jugend“, Hauptmann's
Da wur das prickelnde Wiener Talent in
denken, fühlen, leiden mussten. Was Herr
seinem Element; leicht und sprudelnd floss
„Weber“ und „Versunkene Glocke“, ander¬
Salzer an Proben moderner Lyrik vortrug,
wärts erzielt hat.
es dahin, bald unendlich traurig, bald über¬
war von einschlagender Wirkung, so dass
Den ganzen intimen Reiz seines grossen
müthig auftollend und gefügig und biegsam
man die Gedichte als heisses, sehnendes,
schmiegte sich das klangreiche Organ all den
Könnens lässt Salzer spielen, wenn er den
sprühendes Leben selbst erleben musste; so
Feinheiten der gebundenen und ungebundenen
Boden der heimathlichen Wienerstadt unter
in „Jung gewohnt, alt gethan“ von Gottfr.
Sprache an. Wie intim Herr Salzer zu inter¬
den Füssen hat, wo die Donauwellen rauschen,
Keller, „Zwei Worte“ von C. F. Meyer und
der Wiener Wald herüberwinkt, die Sprache
pretiren weiss, wie tief er sich in seinen
namentlich in einigen Gedichten von Detlev.
zärtlicher klingt, die Augen tiefer glänzen und
Stoff hineinversetzt und wie vielgestaltig das
von Liliencron, der wie kein Anderer unter
das Leben gemüthlich und leicht, gleichsam
Register seiner Stimme ist, das hat wohl am
den Jüngeren lyrisches Blut in den Adern
im Dreivierteltakt, dahinzutänzeln scheint.
besten der Vortrag von Wildenbruch’s
hat. Als Oesterreicher ist Salzer besonders
Was der Recitator aus der skizzenhaften Er¬
wunderschöner Schülergeschichte „Das Orake!“
befähigt, österreichiche Heimathskunst, die in
zählung „Die schöne Frau“ v Hermann Bahr
Rosegger ihren Meister besitzt, zum adäquaten
gezeigt, die ohne Zweifel als die Glanz¬
zu machen versteht, ist einfach staunenswerth.
nummer des abwechselungs- und genuss¬
Ausdruck zu bringen. „Der trotzige Bauer“
Salzer steht nach meinem Gefühl deshalb
war ein Cabinetstück, in dem jeder einzelne
reichen Programms betrachtet werden durfte.
über den meisten älteren, namhaften Re¬
Grenchener Volksblatt (29. 10. 99).
Charakter plastisch und scharf umrissen her¬
vortrat. Reich an feinen Beobachtungen und
Während zwei Stunden war das zahlreich
citatoren, weil er die ungeahnten Hilfsmittel,
mit welchen die Realisten, wie Zola, Tolstoi,
psychologischen Wahrheiten war das Wiener
erschienene Publikum geradezu fascinirt
Fontane, lbsen die litterarische Technik un¬
Sittenbild „Das Pferd“ von Chr. Morgenstern.
durch die hervorragende Recitationskunst
streitig bereichert haben, auf das Gebiet der
Es steht ausser Zweifel, dass solche
Marcell Salzer's. Noch nie haben wir z. B.
Vortragskunst zu übertragen versteht und in
Recitationsabende viel, vielleicht noch mehr
die „Wallfahrt nach Kevlaar“ von Heine
mit so tiefem Verständniss und Gefühl reci¬
diesem Sinne wirklich modern ist. Daher
als das Theater, dazu beitragen könnten, den
kommt seine scharf individualisirte Sprache,
Sinn für schöne Dichtkunst zu wecken, ästhe¬
tiren hören, noch nie klang uns der „Bel¬
sazar“ so erschütternd. Der Vortragsabend
sein natürlich klingender Dialog, seine im¬
tische und moralische Probleme anzuregen
war ein Genuss ersten Ranges
und vor Allem, Vielen Verständniss zu bringen
pressionistische, in naturwahren Farben ar¬
Olten: Oltener Wochenblatt (5 1. 1000).
beitende Stimmungsmalerei Mit. diesen Er¬
für—unsese, jüngeren Dichter, die mitten ind#
rungenschaften kann Herrn Marcell Salzer
Recitations -Abend Marcell Salzer
den Nöthen ünseres Lebense#t#an—-vön den¬
heute der Erfolg nie und nirgends fehlen.
vom 4 Januar. Es wäre undankbar, wenn
selben aktuellen Fragen bewegtwerden, wie
in der Presse dieses schönen und genuss¬
Luzern: „Vaterland“ (11. 10. 99). —
wir und dafür eigene Töne gefunden haben.
Am vorzüglichsten wurde der Künstler seinen
reichen Abends, dem wir so manche werth¬
Sololhurner Anzeiger (21. 3. 1900).—
volle Bekanntschaft verdanken, nicht gedacht
österreichischen Dichtern gerecht. Hier ist
Der Wiener Recitator Marcell Salzer, der
er zu Haus, und der Dichter selbst kann
würde. Vor Allem die Bekanntschaft Herrn
als Gast der Töpfergesellschaft deutsche
Salzer’s selbst, der den guten Ruf, welcher ihm
sich keine feinsinnigere Interpretation wün¬
Dichtungen klassischer und moderner Wäh¬
vorausging, vollauf bestätigte. Wir sind ja
schen, als sie hier geboten ward.
rung in feiner Auslese vortrug, sah ein recht
hier verwöhnt, was aber Salzer brachte, war
Luzerner Tagesanzeiger (12. 10. 90).
zahlreiches litteraturfreundliches Publikum
Unsere in Folge vieler günstiger Urtheile der
so tief seelisch verarbeitet, zeugte von so
um sich versammelt. Zum würdigen Be¬
leidenschaftlicher Hingabe an die Kunst, dass
Presse hochgespannten Erwartungen hat
ginne liess Salzer Kleinodien aus Goethe’s
Marcell Salzer ganz und gar übertroffen.
Jeder sofort das Gefühl hat, er stehe vor
Schatzkammer leuchten. Glücklich gewählt
Pfäffikon (Zürich) Wochenblatt von
einer neuen, ganz glänzenden und eigen¬
waren die Gedichte unserer schweizerischen
artigen Erscheinung. Das reiche Programm
Pfäffikon (1. 11. 99). Die Vorträge Marcell
Sänger C. F. Meyer und Gottfried Keller; der
des Herrn Salzer liess den berühmten
Salzer’s waren ein Genuss ersten Ranges,
Vortrag von Meister Gottfried’s wie Früh¬
Stimmungszauberer seine ganze reiche Kunst
sowohl was die vorgetragenen litterarischen
lingssturm siegesfroh erbrausendem „Denker
an uns erproben. Die rührende Knaben¬
Producte, als auch die Recitation selbst an¬
und Dichter“ war von hinreissender Kraft.
gestalt des „Orakels“ wie das kleine heim¬
Im Vollgefühle seines Könnens versucht Herr
wehkranke Mädchen in Altenbergs „schweres
Romanshorn: Schweizerische Boden¬
Salzer die Schmiegsamkeit seines Organes
Herz“ gab uns Gelegenheit, zu sehen, mit
see Zeitung (31. 10. 90). Mit überquellen¬
bald an dem beklemmenden Stimmungs¬
welch’ frommer Andacht und vornehmer Kunst
gehalte eines düsteren Poems, bald wieder
dem Humor trug Herr Marcell Salzer die
sich Herr Salzer in Kinderseelen hineinzu¬
Wiener Humoreske „Die schöne Frau“ von
an schalkhafter Minne oder ulkiger Zecher¬
schmiegen versteht, und in den herrlichen
Hermann Bahr und Rosegger’sche Erzäh¬
laune, stets mit gleicher Virtuosität. Er weiss
Gedichten des leider noch immer nicht genug
lungen und Schwänke vor. Wer lachen
alle Register zu ziehen und vertieft sich mit
geschätzten Dichters Liliencron schaukelte er
wollte, konnte es gründlich thun. Herrn
liebevollem Verständniss in die Welt des
uns aus einer Stimmung in die andere. Die
Salzer auch an dieser Stelle unsern besten
Grossen und Erhabenen, wie in sinnige
Dank.
gewaltige Gestalt des friesischen Freiheits¬
Idyllik und lachenden Humor Welch ein
helden „Püdder Lüng“, die hochmoderne und
Rüti-Wetzikon: „Der Freisinnige“
Gegensatz in den vorgetragenen Dichtungen
(2. 10. 99).
doch so schaurig-poetische Ballade vom er¬
Nach allgemeinem Urtheile
Fontanes und Detlev von Liliencron’s, welcher
hängten Handwerksburschen, das zarte feine
bot der Vortragsabend des Herrn Marsell
Contrast zwischen Sudermann’s pathetischem
Salzer einen seltenen litterarischen Genuss,
musikalische „Gewitter“ und der geniale
Vorspiel zum „Johannes“ und der erschüttern¬
„Bruder Lüderlich“, sie alle zeigten, dass in
für den wir dem liebenswürdigen jungen
den socialen Anklage im zweiten Act von
den Gedichten des ehemaligen preussischen
Künstler herzlich dankbar sind. Wenn ihn
Gerhart Hauptmann’s naturalistischem Drama
seine Kunstwanderungen durch die Welt
Offiziers eine ungeheure Kraft und tiefe
„Die Weber“! Wie Sonnenschein nach Ge¬
wieder einmal in unsere Gegend bringen, so
Schönheit wohnen. Allerdings, nicht jeder
wittertosen folgte diesen gewichtigen Bravour¬
wird er auch bei uns wieder herzliche Auf¬
Dichter hat einen Interpreten wie Salzer. Wie
leistungen des Recitators die köstliche Wiener¬
fein brachte er doch die Lautmalerei in „Die
nahme finden. Bis dahin rufen wir ihm
Humoreske Hermann Bahr’s „Die schöne
unser „Glück auf“ zu.
Musik kommt“ heraus! — Dass Salzer nicht
Frau“, welche Herrn Salzer prächtige Ge¬
blos rührend Frauen und Kin der zu zeichnen
Schaffhausen: Tageblatt (4. 4. 1900). legenheit gab, auch als Interpret öster¬