VI, Allgemeine Besprechungen 2, G. V. W. Porträts aus der literarischen Moderne, Seite 3

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2. Gutbings
19. , lage und schrerer
den das Leben mit offenen Augen in die
Frau, die vor einem Galeriebilde („Die Frau mit
Die junge Exzellenz.
Erkenntnis niedergezwungen.
dem Dolche"), dessen Geschichte sich ihr traumhaft
„Bravo!“ sagte die Herzogin, als
enthüllt, stehend, den Mut zum Erlebnis findet,
Roman von Georg Hartwig.
zweite Akt beendei war. „Ihre Schuld ist
eine, die bewußt handelt.
wir jetzt nach der Fortführung dieses Gen
(68. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Letzte Weiterungen dieser Richtung, nicht zu¬
digst verlangen werden.“
letzt die Verlogenheit unserer Moral werden in
Nach turzer, kinderloser Che war sie dem krän¬
„Em Hoheit sind sehr gnädig gegek
dem Schauspiel „Das Vermächtnis“, der Komödie
kelnden Bruder die treueste Hüterin und Genossin
sagte Lina, das Buch auf den Tisch zurück¬
„Zwischenspiel“, den Dialogen des „Reigen“ und
geworden. Wie eine Mutter wachte sie über seinem!
„Einen Moment müssen Sie uns
einer Reibe seiner vorzüglichen Einakter („Leben¬
Wohlbefinden. Für nichts anderes mehr lebte sie
men“, fiel der Herzog mit gewinnender
dige Stunden", „Literatur", „Die Gefährtin“,
als für ihn.
lichkeit ein. „'So erhitzt können wir Sie
„Die Komtesse und der Familientag“) und einigen
Ein innigstes Band der Sympathie umschloß
lassen.“
Noveletten („Die Frau des Weisen“, „Ein Ab¬
die Geschwister, wie verschieden auch der Grundton
Die Herzogin nickte beistimmend.
schied", „Der Ehrentag", „Blumen“, „Die Toten
sein mochte, auf welchen ihre Seelen gestimmt wa¬
„Gewiß. Ruhen Sie zuvor. — Amc
schweigen“ und „Der Tod des Junggesellen“) näher
ren. Gleiche Vorliebe für alles Gute und Schöne, nen Sie Ihren Nadeln immerhin noch ein
ausgeführt.
gleicher Hang zum Wohltun und allgemein nützlicher schweigen. Fräulein Winig wird Pla
Daß mit dem Tode des unehelichen Kindes,
Verwendung großer Einkünfte, gleiche Abgeschlossen¬
„Ich habe da durch den Vor
dem „Vermächtnis“ eines teueren Sohnes auch die
Herzog Franz, Lina mit lächel
Zuneigung, ja selbst jede Rücksicht für dessen Mutter heit gegen alles Niedrige besaßen sie gemeinsam.
Nur daß die Charaktereigenschaft der Herzogin mit
rend, „ganz wunderliche Dinge v
schwindet, ist eine nicht weiter zu bezweifelnde reali¬
welche die Herzogin sehr treffendeb
stische Wahrheit, ebenso wie, daß zwischen Mann schroffer Energie anstrebte, was der Herzog in mil¬
„Über meine Absichten, nützlich
Frau, wenigstens in den ersten Jahren keine der Beharrlichkeit schöner gewann. Sie war die Füh¬
ec#e Freundschaft neben einer wahren Liebe de siende im Bunde. Und nicht sellen setzte sie ideale meinen Ew. Hoheit?“ fragte Lina beschei
stehen kann. Mit diesem Motiv der feinsinnigennregungen ihres Bruders durch tatkräftige Ini=obne Verlegenheit.
„Ganz recht. Sie meinen, was Si
„Zwischenspiel"=Komödie kontrastiert wirksam die kiative in wirksame Brauchbarkeit um.
Weit entfernt, das zu sein, was die Welt einenschen, zweifellos aufrichtig. Und Sie nehm
verschlungene Kette in den Liebesbeziehungen zwi¬
schönen Mann zu heißen pflegt, bezeichnet der geist= den Standpunkt des besten Willens ein.
schen Mann und Frau, wie sie im „Reigen“ ge¬
volle Schnitt seiner etwas leidenden Züge, wie der ich spreche jetzt zur Jugend, die so ger
zogen erscheint. Es sind zwar hier just letzte Mo¬
mente vor und nach der erotischen Erfüllung, die Ausdruck seiner allzeit forschenden Augen das rege Giganten glaubt — Sie sind nicht die erste,
dem Tichter als Vorwurf dienen, doch ist darunf Geistesleben, in welchem der Herzog Ersatz fand für erste Mensch, der auszog, den Himmel den
das leider oft mißverstandene, vielfach übelbeleu eine verkümmerte Jugendzeit. Jede Bewegung sei= heit zu stürmen, um bestenfalls die P
nes hageren Körpers war von vollkommenster Ruhe seinen Glauben bestanden zu haben? Es
mundete Werk nichts weniger als pornographisch.
und Harmonie und kennzeichnete die seelische Aus=leinst ähnlich wie Ihnen ergangen. Desh#
(Schluß folgt.)
geglichenheit und das Mitsicheins eines Mannes, lessiert mich Ihr Eifer.“