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2. Guttings
—
und „Ruf des Lebens“ führen die alles überwisl.
#mnner. L.
dende Macht und Lockung des Lebens, selbst nalhs lesen werden wollen. Unter ihnen ist vielleicht noch anderen beschwerten und bedrückten Seelen
schweren Abenteuern. Mord und Liebe, vor.
Werke Vergessen und Erholung gespendet.
am ehesten „Der grüne Kakadu“ als wirksames,
packendes Stück anzusprechen.
Überhaupt ist speziell Leben und Tod ein be¬
Ein weiteres Charakteristikon seines Schaffens
liebtes Thema unseres Dichters. Läßt er doch
Lokal= und Provinzial=Nachri
„Paracelsus“, den berühmten Gaukler und Hypno¬
ist die leise Ironie und Satire, die sich, wie bei
tiseur, der das ganze ehrbare Haus des Waffen= Bahr, durch seine Werke zieht. Er versucht in ihnen,
Don Lorenzo Perofi und seine Ora
schmiedes Cyprian in Angst und Verwirrung stürzt,
gleich den großen Tragöden des Altertums (Aschy¬
(Schluß.)
also sprechen:
los, Sophokles, Euripides), lachend des Dasein¬
Eine in jener Zeit an ihn ergangene
„Es fließen ineinander Traum und Wachen,
grauens und der Welträtsel — der gemeinsamen
eine Professur am Konserpatorium in Pari
Wahrheit und Lüge, Sicherheit ist nirgends.
Wurzel alles Tragischen und Komischen — Herr
nehmen, lehnte er ab.
zu werden. In dieser Hinsicht steht er zwar höher
Wir wissen nichts von anderen, nichts von uns,
Wohl aber leisiete er noch im selben I
wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.“
als Bahr, der den Leser oder Hörer dupiert, doch Hufe nach Venedig Folge, wo man ihm die
Der unvertilgbaren Lust an diesem Spiele hat steht auch er nicht sieghaft über den Dingen, son= Chordirigenten und Kirchenkapellmeisters be
Schnitzler in seiner packenden Groteske „Der „rüne dern sein Skeptizismus ist ein Gutteil Angst vor
risch berühmten St. Markuskapelle angebot
Kakadu“ ein schönes Dokument ausgeste?. Wie dem Dasein und ein wenig Sehnsucht nach der ge¬
So bildet denn die altehrwürdige Lagu
hier dekadente, lüsterne Aristokraten in ein
der=sunden, unberührten Tüchtigkeit des Nichtkünstlers
ihrem mosaikumwobenen Kleinod von San
versen Anwandlung sich Verbrechen und Abenteuer oder Unwissenden. Befreien daher auch seine Werke
Jahre 1894 weiter Perosis ständigen A
vortäuschen lassen, bis Schein und Wahrheit sich nicht, geben sie meist auch keinen neuen Lebensinhalt,
In ihrer weltberühmten Basilika, diesem
den Friedensdom, fand der junge Künstler
vollständig verwirrt und eine grause Wirklichkeit so regen sie doch vielfach in wunderbarer Weise an,
sten Zufluchtsort; hier träumte er seine
dem Spaß ein jähes Ende bereitet, ist grandios aus= wirken still in uns fort.
Zukunftstraum hier widmete er all sein
gedacht. Wie nicht minder im wundervollen Re¬
Seine Lebensphilosophie ist ein eigenartiger
kraft. all sein Wissen und Können der Hebun
naissance=Schauspiele „Der Schleier der Beatrice“ Skeptizismus allen Dingen gegenüber, der jedoch
kapelle und arbeitete hiebei unentwegt an sei
die letzte, vom glühendsten Lebensdurste erfüllte das Leben bejaht. Immer und immer wieder wer¬
künstlerischen Vervollkommnung.
Nacht Bolognas vor dem sicheren Untergange, mit
den wir auf neue Entwicklungsmöglichkeiten, neue
Von den vielen Freunden, die er
Lösungsversuche hingewiesen.
ihren rasch durchlebten, überreichen Stunden. —
neuen Aufenthaltsorte erwarb und mit den
Die Handlung ist bei Schnitzler, wie wir sehen
Seine Sprache ist von seltsamem Reiz und bei¬
noch gegenwärtig aufrichtige Freundschaft v
hier nur Enrico Bossi genannt, dessen
konnten, vorwiegend mehr innerlich, die Ereignisse strickender Anmut, vielsagend und stimmungsreich.
wohnern unserer Stadt nicht unbei
oft nur Staffage. Er ist darum kein großer Epiker Voll glühender Bilder, heißen Wünschens und
Tonwerk „Das Hohelied“ — „Cal
oder Dramatiker. Dazu fehlt seinen seltsam fein= Drängens. Bei ihm empfinden wir wie bei nur
erst vor wenigen Jahren hier auf
sinnig gewobenen Werken, bezw. Dramen das Bru= wenigen den Triumph der Form, eine elementare
Perosi lag indes nicht nur
tale der sinnfäll'gen Tat. Es sind Innerlichkeits= Sprachgewalt, die auch das scheinbar Unaussprech¬
sondern auch seinen theologischen Fa
dramen, deren Geltung weniger im Geschehen, als
liche meistert und impressionistisch in Worte zwingt.
ob und vollendete letztere schon im H
G. v. W.
im geistsprühenden, aphoristisch anmutenden Dia¬
1895. Im September 1895 empfing er
loge liegt. Sie sind infolgedessen mehr Buchdramen!
weihe und feierte seine Primiz in Loretto.
g Sh n
2. Guttings
—
und „Ruf des Lebens“ führen die alles überwisl.
#mnner. L.
dende Macht und Lockung des Lebens, selbst nalhs lesen werden wollen. Unter ihnen ist vielleicht noch anderen beschwerten und bedrückten Seelen
schweren Abenteuern. Mord und Liebe, vor.
Werke Vergessen und Erholung gespendet.
am ehesten „Der grüne Kakadu“ als wirksames,
packendes Stück anzusprechen.
Überhaupt ist speziell Leben und Tod ein be¬
Ein weiteres Charakteristikon seines Schaffens
liebtes Thema unseres Dichters. Läßt er doch
Lokal= und Provinzial=Nachri
„Paracelsus“, den berühmten Gaukler und Hypno¬
ist die leise Ironie und Satire, die sich, wie bei
tiseur, der das ganze ehrbare Haus des Waffen= Bahr, durch seine Werke zieht. Er versucht in ihnen,
Don Lorenzo Perofi und seine Ora
schmiedes Cyprian in Angst und Verwirrung stürzt,
gleich den großen Tragöden des Altertums (Aschy¬
(Schluß.)
also sprechen:
los, Sophokles, Euripides), lachend des Dasein¬
Eine in jener Zeit an ihn ergangene
„Es fließen ineinander Traum und Wachen,
grauens und der Welträtsel — der gemeinsamen
eine Professur am Konserpatorium in Pari
Wahrheit und Lüge, Sicherheit ist nirgends.
Wurzel alles Tragischen und Komischen — Herr
nehmen, lehnte er ab.
zu werden. In dieser Hinsicht steht er zwar höher
Wir wissen nichts von anderen, nichts von uns,
Wohl aber leisiete er noch im selben I
wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.“
als Bahr, der den Leser oder Hörer dupiert, doch Hufe nach Venedig Folge, wo man ihm die
Der unvertilgbaren Lust an diesem Spiele hat steht auch er nicht sieghaft über den Dingen, son= Chordirigenten und Kirchenkapellmeisters be
Schnitzler in seiner packenden Groteske „Der „rüne dern sein Skeptizismus ist ein Gutteil Angst vor
risch berühmten St. Markuskapelle angebot
Kakadu“ ein schönes Dokument ausgeste?. Wie dem Dasein und ein wenig Sehnsucht nach der ge¬
So bildet denn die altehrwürdige Lagu
hier dekadente, lüsterne Aristokraten in ein
der=sunden, unberührten Tüchtigkeit des Nichtkünstlers
ihrem mosaikumwobenen Kleinod von San
versen Anwandlung sich Verbrechen und Abenteuer oder Unwissenden. Befreien daher auch seine Werke
Jahre 1894 weiter Perosis ständigen A
vortäuschen lassen, bis Schein und Wahrheit sich nicht, geben sie meist auch keinen neuen Lebensinhalt,
In ihrer weltberühmten Basilika, diesem
den Friedensdom, fand der junge Künstler
vollständig verwirrt und eine grause Wirklichkeit so regen sie doch vielfach in wunderbarer Weise an,
sten Zufluchtsort; hier träumte er seine
dem Spaß ein jähes Ende bereitet, ist grandios aus= wirken still in uns fort.
Zukunftstraum hier widmete er all sein
gedacht. Wie nicht minder im wundervollen Re¬
Seine Lebensphilosophie ist ein eigenartiger
kraft. all sein Wissen und Können der Hebun
naissance=Schauspiele „Der Schleier der Beatrice“ Skeptizismus allen Dingen gegenüber, der jedoch
kapelle und arbeitete hiebei unentwegt an sei
die letzte, vom glühendsten Lebensdurste erfüllte das Leben bejaht. Immer und immer wieder wer¬
künstlerischen Vervollkommnung.
Nacht Bolognas vor dem sicheren Untergange, mit
den wir auf neue Entwicklungsmöglichkeiten, neue
Von den vielen Freunden, die er
Lösungsversuche hingewiesen.
ihren rasch durchlebten, überreichen Stunden. —
neuen Aufenthaltsorte erwarb und mit den
Die Handlung ist bei Schnitzler, wie wir sehen
Seine Sprache ist von seltsamem Reiz und bei¬
noch gegenwärtig aufrichtige Freundschaft v
hier nur Enrico Bossi genannt, dessen
konnten, vorwiegend mehr innerlich, die Ereignisse strickender Anmut, vielsagend und stimmungsreich.
wohnern unserer Stadt nicht unbei
oft nur Staffage. Er ist darum kein großer Epiker Voll glühender Bilder, heißen Wünschens und
Tonwerk „Das Hohelied“ — „Cal
oder Dramatiker. Dazu fehlt seinen seltsam fein= Drängens. Bei ihm empfinden wir wie bei nur
erst vor wenigen Jahren hier auf
sinnig gewobenen Werken, bezw. Dramen das Bru= wenigen den Triumph der Form, eine elementare
Perosi lag indes nicht nur
tale der sinnfäll'gen Tat. Es sind Innerlichkeits= Sprachgewalt, die auch das scheinbar Unaussprech¬
sondern auch seinen theologischen Fa
dramen, deren Geltung weniger im Geschehen, als
liche meistert und impressionistisch in Worte zwingt.
ob und vollendete letztere schon im H
G. v. W.
im geistsprühenden, aphoristisch anmutenden Dia¬
1895. Im September 1895 empfing er
loge liegt. Sie sind infolgedessen mehr Buchdramen!
weihe und feierte seine Primiz in Loretto.
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