VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1914–1920, Seite 4

Erfdige vor Drest Lirowbot und Nowogeorgiewst.
Niederlagen der Italiener bei Tolmein.
tige Feststellungen des deutschen Reichskanzlers.
Vor Brest=Litowsk drangen deutsche für Sportsachen, Toiletten und Mikosch=Janosch=Philo¬
der Verbün= Truppen bei Rokituo (südöstlich von Janow) sophien ergötzt. Es ist, wie wenn sie Hof= und Leib¬
ie Vorstellungen der Festung dichter eines Geschlechtes wären, welches verstiegen in
lein.
e Vorfeldstel¬
seinem Dentge, krankhaft in seinem Empfinden, skeptisch
Oestlich von Wlodawafolgen unsere
in seinem, Glauben, steuerlos in seinem Tun, in der
Brest=Litowsk.
Truppen dem geschlagenen Feinde. Unter dem Selbstlefpiegelung auf der Bühne pikanten Nervenreiz
Drucke unseres Vorgehens hat der Gegner das
Wien, 19. August.
findg Modestücke wie „Der gute Ruf“, „Das Blumen¬
Ostufer des Bug auch unterhalb und ober¬
##
„Der Reigent.Der— einsame Weg“, „Der
Part:
halb der Wlvdawa geräumt; er wird
Weibsteufel“, „Frühlingserwachen“, „Die Büchse
mittags.
versplgt.
der
Pandora“ sind, voller Krankheit; sind
Oberste Heeresleitung.“
ehlen des Erzherzogs
Darstellungen unerlöster, im Animalischen stecken¬
und und des Generals v.#
gebliebener Menschheit. Hofmannsthals „Elektra“
erreich=ungarischen Kräßte
ist charakteristisch durch überreizte Sinne und
ördlich von Janow Die große Welttragödie und das
now den Ueber¬
grausame Wollust; man hat sie Genossin jener Bauch¬
kleine Theaterspiel.
Bug. Niemirow
tänzerinnen genannt, die den vom Opiumgenusse zer¬
Wien, 19. August.
Nordufer wurden ge¬
rütteten Orientalen die ermüdeten Sinne aufstacheln.
Nirgends ist der Verfall der neueren Literatur so
ist geworfen, die
„Professor Bernhardi“ von Schnitzler schließt mit einem
gung im Gange.
sichtbur geworden und nirgendwo so schädlich, wie im Theater Hymnus auf die Eennnungslosigkeit. Es triumphiert
ließungstruppen
der letzten Jahrzehnte. Das Geistlose und Niedrige
dort der-Hofrät, der meint, es sei das Beste, sich in die
wsk, in deren Mitte
wurde hier zum Geistlosesten und Niedrigsten. Bild und
gewissen Geschichten, wo es sich darum handelt, Charakter
des FML v. Arz be¬
diede, Rampenlicht und Schminke, Kulissenzauber und
zu zeigen, nicht hineinzumischen: „Wollte man immerfort
Gegner einige Vor¬
Musik verstärken die Wirkung des bloß geschriebenen
das Richtige tun, so säße man sicher vor dem Nacht¬
Gedankens ins Zehnfache; ist der Gedanke ein öder und
fir=Wolinskij und
mahl im Kriminal.“ Im Hinblicke auf die Kunst Ger
schlechter, so gibt es auf der Bühne eine zehnfache Oede
ichts neues.
hart Hauptmanns schrieb vor zwei Jahren der Heraus¬
und Schlechtigkeit.
geber des „Charon“, Otto zur Linde, eine Zeit, die sich
Chefs des Generalstabes
Im kapitalistischen Zeitalter wurde das Theater aus
dmarschallentnant“.
Hauptmann als Pyramidenspite leiste, sei flach wie ein
einer Gesellschaftseinrichtung mit sittlichen Verpflich¬
Berlin, 19. August.
Plättbrett. Wer die „Versunkene Glocke“ mit der
tungen zu einem privaten Handelsgeschäft gemacht, wo
meldet:
Romantik eines Brentano vergleiche, sehe schauderne
der Gewinn alles bedeutet und die sittliche Wirkung
tier, den 19. August 1915.
das Aufdenhundkommen der Kunst. Die „Weber“
nichts. Im Kreise der Menschheit, die vom Fluch der
seien völlig strukturlos und wer vom Moment
des Generalfeld¬
Erbsünde beladen ist, im Kreise der Menschen, von denen
des sozialen Kampfes sich gepackt, fühle, erfahre
Hindenburg.
schon Ovid gesagt, sie strebten immerfort nach dem
allzu bald, daß es der Dichter nicht allzu ernst gemeint
ne von Kowno wurden
Verbotenen, wurde das Theater zu einer Spekulation
habe. Denn der Dichter, der jeweils im Hotel Adlon in
3.900 Mann ge¬
auf die Instinkte und den Herdengeschmack; der dumme
Berlin absteige und dessen Absteigen jeweils von den
Witz, die fade Geistreichelei, die freche Zote, das Mensch¬
Zeitungen gemeldet werde, sei wohl kein echter Sozi, kein
cke der Fortnahme von
lich=Allzumenschliche wurden das Vorherrschende auf der
echtes Sprachrohr hungernder Weber. Von Wedekinds ##
Russen ihre Stellungen
Bühne. Die Stück;, welche für das Theater der letzten
ia—Suwalki; unsere
Schaffen erklärt der Leipziger Philosoph und Aesthetiker
Jahrzehnte charakteristisch sind, haben Titel wie: „Casi¬
Volkelt, was Wedekind forme, werde nun einmal Miß
tritten deutsche Kräfte den
mirs Himmelfahrt", „Kokotten“, „Der Viererzug",
geburt und Fratze. Der in seinen Dichtungen vertretene
bestlich Tykoein und
„Rund um die Liebe“. „Wem gehört Helene?", „Mein
moralische Anarchismus sei frecher Begierde entsprungen.
ussen gefangen.
Leopold“, „Der Frauenfresser", „Die keusche Susanne",
Die Freigeisterei sei ffür ihn nichts als raffinierter
Generals v. Gallwitz
„Die schwache Stunde", „Die verbotene Frucht", „Der
Nervenkitzel. Für solchen Nihilismus im Namen der
östlicher Richtung. Nörd¬
Hofenknopf“. Man ahnt den Inhalt solcher Dramatik: Eine
Gemeinheit sei die Kunst nicht da. Wo man immer
eBahn Bialystok—
Welt im Negligé, eine Welt mit wenig Geist und viel Wedekinds Erzeugnisse anrühre, beschmutze man sich.
lerreicht. 2000 Russen
Schwäche, eine Welt, dumm und banal, wird zur Der Geist in diesen hingeschmierten pornographischen
n gemacht.
Anregung des Publikums auf die Bühne gestellt. —
hnitte von Num
Machwerken lasse sich nur als Geist sittlicher
Gefeierte Dramatiker der neueren Zeit und aus unserem
Verworfenheit bezeichnen. Allgemein neuzeitliche Theater¬
deutschen Kulturgebiet heißen Hauptmann, Sudermann,
kunst wertend. meint Dietrich von Oertzen, der weitaus
Hofmannsthal, Schnitzle#chönherr, Wedekind. Diese
größte Teil des Bühnenwesens befinde sich in einem
Gefeierten geben mit Vorliebe Bilder charakterarmer,
solchen Zustande der Fäulnis und Verkommenheit, daß
zweifelnder, versumpfter Menschheit. Es ist, wie wenn
jede Berührung damit eine sittliche Ansteckungsgefahr be¬
sie Hof= und Leibdichter einer Gesellschaftsschicht wären,
deute. Die Mehrzahl der Bühnen stünden direkt im
die, weil sie korrumpiert ist, es dem Magen und den
Dienste des Lasters.
Resten des Gewissens zuträglich findet, wenn
Nun sind zwar die großen Klassiker von unseren
b tev, die
auf den Brettern, welche die Welt
Bühnen nicht ganz verschwunden, aber ihre Aufführung
als
Korruption als typisch, als Modese
wurde immer seltener. Mit den Theaterunternehmern,
Es“
st,
Selbstverständlichkeit hingestellt wird.
wie wenn sie Hof= und Leibdichter einer Gesellschaflsdie das Bühnengeschäft betreiben, wie man Waren¬
schicht wären, die gleich gewissem Seegetier fast nur häuser und Zirkusse betreibt, haben sich Dichter,
mehr Fangarme und einen Verdauungsapparat, aber nicht denen Dichten nur Geldspekulation in literarischer
mehr Kopf. Augen und Herz besitzend, — einen Kopf für die Form und Maske ist, zu gemeinsamer Tantismenjagd
Wahrheit, Augen für die Schönheit, ein Herz für die verbunden. Und sie werden dabei wieder unterstützt on
Kritikerverbänden, die alles um so schöner und besser
Güte, —nun auch auf der Bühne die großen Fragen von
finden, je mehr Protektionen und goldene und silberne
Kopf und Herz vermieden haben will und dafür sich an
den kleinen) Interessen, für Pferde, Weiber und Hunde, Gnaden von Seite der Direktoren und Poeten für