VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 205

Soth Birthdar
Ausschnitt aus ensit, Wien
nen 12 MAl 1912
Zu unseren Pllustrationen.
Arthur Schnitzler feierk am 15. d. seinen fünfzig¬
sten Geburtstag. Aus diesem Anlaß bringen wir auf
der Titelseite der Sonntags=Zeit ein Porträt des
Dichters. —



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Arthur Schnitzler.
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12 MAl 1912
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Demilleion.
An Arthur Schuißler.—
Zum fünfzigsten Geburtstag.
(15. Mai 1912.)
Wir gratulieren euch an diesem Tage,
euch, unsern Brüdern, im geliebten Wien,
wir draußen kennen es fast nur durch ihn,
dem ich hier unsern Dank entgegentrage.
Wie oftmals lauschten wir der sanften Klage
aus seinem Mund, wehmütige Melodien
mit Lust vermischt ließ er vorüberzieh'u
als weicher, daseinsseliger Lotophage.
Und weiter träumt und spielt er Blatt um Blatt
sein Wesen ab, schlicht, ohne wen zu fragen,
zu schauen und zu schildern niemals satt.
Wir warten still, was wird er heuer tragen?
und lieben ihn — nichts Bess’res läßt sich sagen! —
so wie sein Wien, die schönste Vaterstadt.
Kaiserswerth a. Rh.
Herbert Enlenberg.
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Klose & Seidel
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Zeitung
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Datum: —
Der Dichter wird am 15. Mai wirklich und
wahrhaftig 50 Jahre alt und ist doch noch immer der
jüngsten einer. Er hat zu so vielem reiches Talent —
bloß zum Altmeister gar keins. Dafür gebricht es
ihm vor allem an Gravität, an feierlicher Würde, an
versteifter Grandezza. Ehe er zur Poesie abschwenkte,
studierte er Medizin und machte, väterlichem Willen
folgsam, sogar das Doktorat. Schiller war Mediziner
Schnitzlers Werken ist
Lenau — Schönherr. In
der Mediziner unschwer zu erkennen. Zwei Haupt¬
motive ziehen sich immer hindurch: das Motiv
und das Motiv
Sterben und Tod
Puppenspiel, Marionette, Hampelmann an Fäden
tanzend, von fremdem Willen bewegt. Der Zusammen¬
hang von zart Seelischem und roh Mechanischem, die
Unfreiheit des frei sich wähnenden Individuums —
das alles mag medizinisches Studium angeregt haben,
zum phantastischen Weiterausspinnen vorbereitet, das
Werg auf die Spindel gelegt haben. Die Subtilität
und Genauigkeit der Beobachtung, die linde, weiche
zärtliche Hand des milden Arztes, die erst streichelt,
bevor sie schneidet, mag auch der Dichter Schnitzler
dem Arzte danken. Sein „Anatol“ schuf ihm rasch
Namen und Ruhm. Die französisch=wienerische Anmut
dieser geistbelebten Skizzen ist noch heute unüberboten,
so viel nachgeahmt sie auch wurde. Hier taucht auch
das süße Mädel zuerst auf, das Schnitzler
entdeckt, vielleicht sogar auch ein bischen erfunden
hat. Die elegante lebe= und weltmännische Frivolität
dieser zierlichen Miniatüren entzückte allgemein. Der
Dichter hatte es sich selbst recht schwer gemacht, sich