VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 219

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Frau, die wie sie Eisabeih heist, wemn auch Hermams Muters Ganen schloß, der uns, aber der Galin wohl schwelich gestand,
deutlich Porträts der Frau Rat sind. Es mag dies tief in der Dichter- daß die geliebte Musik seiner Gattin und seiner heranwachsenden
eele begründet sein, Geheimes und Geheimstes nicht auszusprechen, und Söhne ihm ein oft recht unangenehmes Geräusch sei, das er
so war auch meine Verwunderung vielleicht nicht am Platz, die schonungsvoll über sich ergehen ließ. Als junger Theaterarzt,
später als Arzt der Hoch= und Finanzaristokratie war der bild¬
ich anläßlich enes Artikels zum fünfzigsten Geburtstag Schnitzlers
rs Mutter.
hübsche Professor Schnitzler ein Liebling der Frauenwelt, worunter
aussprach, daß er die herrliche Mutter, die ihm weit mehr und
seine Frau mit Unrecht schwer gelitten hat. Schnitzler vergötterte
igstem
länger Mutter gewesen ist, als meist die Frau einem Sohn, in
die Frau über alles, sie war seine treue Beraterin in allen
keinem seiner Werke vorgeführt hat.
beruflichen Angelegenheiten. Mit Lachen gedenke ich noch des
Obwohl Schnitzler als Sohn eines Universitätsprofessors
sprachlosen Erstaunens einer anderen Professorenfrau, als er sie
und Chefredakteurs väterlicherseits schriftstellerisch belastet erscheinen
einmal in unserer Gegenwart bat, ihm schnell alls der Kasse
e“, so läßt sich muß, stehe ich doch nicht an, das Künstlerische und Gestaltende in
den einzigen Vers ihm auf die Mutter zurückzuführen. Leidenschaftliches, tieses und eine größere Summe zu geben, da er sich in seiner Herzens¬
er als Kind ver- oft recht kompliziertes Empfinden, das sich täglich bis in die güte vor sich selbst schützte, indem die Frau die Verwalterin
sie dich empfangen letzten Lebenstage und trotz eines schmerzlichen Handleidens, seines Besitzes war.
Ihr ältester Sohn war ihr alles, obwohl sie noch zwei
ihrer Söhne das mit ihrer Todeskrankheit zusammenhing, in stundenlangem
hochbegabte Kinder hatte, sie mit unendlicher Liebe an Eltern und
nt
wirklich als Klavierspiel künstlerisch entlud, war der Mutter zu eigen.
Geschwistern hing, und zwar mit gleicher Liebe an denen, die
von dem Seelen= Als ältestes der acht Kinder eines Arztes, der das erste Wiener
materiell ein noch glücklicheres Los hatten als sie selbst, und
Weltliteratur erst medizinische Blatt herausgab, war sie schon, obwohl für die
denen, welche manches harle Schicksal verfolgte. Frühzeitig Witwer
ein. Geradezu Klavierkunst bestimmt, halbwüchsig ein fertiger kleiner Redakteur,
geworden, lebte sie mit dem Sohn zusammen. Seitdem absorbierten
für Dichtereltern der namentlich die Uebeisetzungen aus fremden Sprachen für den
neben der Musik ästhetische Interessen sie ganz; hatte sie früher
Dichterleben“ als Vater besorgte. Die Zeitung galt als Mitgift der ältesten Tochter,
als Hausfrau den glänzendsten Soireen vorgestanden, so verstand
irgter Stratforder weil der Vater, ein Mann von seltener Charakterstärke und
sie jetzt, die Jung=Wiener Dichterwelt um sich in gemütlichem
ihrer stillen Sin= seltenem Geist, von dem Schwiegervater, einem baronisierten
Zirkel zu vereinigen. Sie lebte in jedem Wort, das der Dichter
sich im Märchen= Finanzmagnaten, nichts annehmen wollte, da er dessen Tochter,
schrieb und veröffentlichte, leider auch in jeder abfälligen Kritik,
seine Gattin, gegen den Willen ihrer Familie geheiratet hatte.
die ihm zuteil wurde, was nicht zu ihrem Lebensglück beitrug,
hn ihr Bestes gibt,
Die Liebe spielte damals bei Verheiratungen des Mittelstandes
wie der Dichter von ihr keine Froh=, sondern eher eine
ng zu leiden hat,
nicht die erste Rolle; lachend hat mir die Regierungsrätin Luise
im Mittelpunkt
Schwernatur erbte. Daß er für sie
muß, unendliche
ohnes zu erdulden Schnitzler oft erzählt, wie nacheinander fast sämtliche jungen Aerzte,
der Wiener Literatur stand, daß sie ihm selbst seine Schwärmerei“
enschen gemessen die irgendwie die Feder führen konnten, vom Vater der Tochter
vorgestellt wurden, und wie sie, der phantastische Romantik zur für Hofmannsthal, den sie persönlich sehr liebte, nicht verzeihen
bt ist, um den
hasten hysterischen Eheschließung unbedingt notwendig schien, sich mit aller konnte, wie sie mir meine Schönherr=Begeisterung übel nahm, istt
einer Mutter verzeihlich. Als sie endlich eine gleich ihr hoch¬
r, bei ersterer in Gewalt so häßlich und unliebenswürdig wie möglich machte,
musikalische Dame als Schwiegertochter mit vollem Jubel begrüßt
endend, haben sich um keinem zu gefallen. Schönheit schien diesem weit über
ist aber ihre Jahre reisen, weit über ihre Zeit gebildeten haue, konnte ich sie in meinem Glückwunschschreiben mit vollem
liebenden Dichtern Mädchen als ein Hauptersordernis ihres künftigen Gatten, Recht mit Goethes Mutter vergleichen, die auch selbstlos genugt
war, dem Sohne sein Eheglück zu gönnen. Die Wunde, seine
Zeile nachweisen weswegen auch mein gewiß federgewandter Vater, einer ihrer
beste und aufopferungsvollste Freundin in der Mutter verloren zu ##
Mutter anklänge. intimsten Kindheitskameraden, keine Gnade vor ihren Augen fand.
Lebenswerk ihres Ich habe dann selten eine harmonischere Ehe gesehen als die, haben, hat lange im Dichter nachgeblutet, wenn seine Dichtungen
benn auch Götzens welche sie mit ihrem, von ihr in Vielem grundverschiedenen auch kein Zeugnis defür aufweisen.