VII, Verschiedenes 3, 65ster Geburtstag, Seite 19

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15. Mai 1927
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Nun darf ja Dr. Ribbing zweifellos sagen: „Diese Bücher
Zur Erinnerung an die literarischen Anfänge Artur
gefallen mir nicht“ — aber, um es ruhig in der zweiten Vor¬
Schnitzlers, der sich von 1886 bis 1892 als medizinischer
Fachschriftsteller betätigte, bringen wir im folgenden eine
lesung über sexuelle Hygiene und ihre ethischen Konsequenzen
Kritik zum Wiederabdruck, die er am 23. November 1890
auszusprechen, Zola, Strindberg 2c. produzieren Machwerke, dazu
in der „Internationalen Klinischen Rundschau", deren
sate,
gehört eine Kühnheit, welche uns in dem künstlerischen Ver¬
verantwortlicher Redakteur Artur Schnitzler war, ver¬
jecken
ständnis des Verfassers keine genügende Begründung zu finden
öffentlicht hat und die am meisten unter jenen medizinischen
um
Schriften auf seinen eigentlichen Beruf hinweist. Es handelt
scheint. Im übrigen vergleiche man doch einmal die verschiedenen
ar die
sich um eine Besprechung des damals eben erschienenen
Autoren, die Ribbing in Beziehung bringt — man lese
dem
Werkes „Die sexuelle Hygiene und ihre ethischen
Boccaccio, Casanova, Faublas, Paul de Kock — und dann Zola,
Konsequenzen“ von dem Schweden Seved Ribbing, über¬
fast
Strindberg, Krohg, Garborg — und man wird sehen, wie ver¬
setzt von Oskar Reyher, verlegt von Reimar Hobbing in
orden,
schieden sich bei diesen beiden Schriftstellergruppen der Geschlechts¬
Leipzig. Artur Schnitzler feiert heute, am 15. Mai, seinen
Worte
fünfundsechzigsten Geburtstag.
gedanke (wenn uns dieser Ausdruck verstattet ist) gestaltet.
den
Während bei den Erstgenannten eine naive Lüsternheit in
In den Worten dieses Buches, das uns durch eine vor¬
Wahl¬
künstlerischer Form auftritt und ein süßer Leichtsinn frivol und
treffliche Uebersetzung vermittelt wird, spricht ein gewissenhafter
heatern
abenteuerlich waltet, treten uns die anderen mit einem düstern
Arzt und ein vornehm empfindender Mensch zu uns. Und was er
(Reste
Ernst entgegen, der selbst das Verlockende in ihren Schriften mit
uns erzählt — wenn es auch sicher nicht allzuviel Neues ist ¬
denen
einem schweren Schatten überdeckt. Man vergleiche doch einmal
trägt er uns interessant und streitbar vor. Er stellt nicht nur dar.
haben
die Liebeständeleien, von denen uns Boccaccio, Paul de Kock und
er polemisiert auch. Und solange er mit seiner Polemik, die der
zispiele
Frische gewiß nicht entbehrt, auf seinem ureigenen Gebiete bleibt, Faublas erzählen, mit den Verhältnissen zwischen Mann und Weib,
folgen wir ihm gern; leider aber streift dieser so hochgebildete Arzt wie sie uns in Zolas „Assommoir“, Strindbergs „Verheirateten“
Barkes
auch in ein anderes Gefilde hinüber, auf dem ihn seine Ruhe Aine Garborgs „Aus der Männerwelt“ dargestellt werden.
eltsame
vollkommen zu verlassen scheint. Es ist beinahe wunderlich, wie Man lese doch einmal diese Werke und suche sich über die Welt¬
fernten
anschauung klar zu werden, die darin entwickelt wird. Für die
in diesem nicht nur gelehrten, sondern auch verständigen Kopfe
die in
albernen Jungen, welche den großartigen Pessimismus dieser Werke
von Zeit zu Zeit atavistische Vorurteile auftauchen, die ihm über
übersehen und sich durch die in denselben enthaltenen erotischen
manche moderne Ideen einen Nebelschleier breiten.
Wir würden von den drei Vorlesungen besonderen Wert Szenen „zur Sünde verlocken“ lassen — für diese haben freilich
er
der ersten und letzten zuerkennen; Physiologie, Pathologie und Zola und Smindberg nieht eschrieben. Aber hätten sie um dieser