VII, Verschiedenes 5, Bauernfeld Preis, Seite 20

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Bauernfeld-Preis
mnäßig großen Zahl von Pramiirungen jüdischelf Ehlengabe vorführen, bezeichnete Professor
Minor als die alte abgespielte Walze.
Der Wortlaut der Interpellation.
Literaten aus dieser Stiftung, angesichts der zahl¬
Es könne selbstverständlich nicht in Betracht
Die Interpellation hat folgenden Wortlaut:
reichen, wirklich förderungsbedürftigen und ver¬
kommen, ob ein in Vorschlag zu bringender
„Das Curatorium der Bauernfeld¬
möge ihres Talentes auch würdigen nichtjüdischen
Autor Christ oder Jude sei. Dies wäre
Stiftung hat in seiner Sitzung vom
Schriftsteller und angesichts der Verantwortung,
völlig lächerlich. Man könne bei Beurthei¬
16. März 1903, welcher die Mitglieder: Minister
welche die Einhaltung der Zwecke der Bauern¬
feld=Stiftung dem Curatorium auferlegt, zu lung von Dichterwerken doch nicht erst
für Cultus und Unterricht Dr. v. Hartel, Dr.
ein confessionelles Register anlegen! Auch
Alfred Freiherr v. Berger, Professor der
rechtfertigen?“
entspreche die Behauptung Dr. Pattai's, daß die.
deutschen Literaturgeschichte an der Wiener Uni¬
Ein Interview mit Arthur Schnitzler.
„Lebendigen Stunden“ minder gefallen hätten,
versität Dr. Jacob Minor und Dr. Edmund
nicht im geringsten den Thatsachen. Der lite¬
Auf unsere Anfrage theilt uns Herr Doctor
Weissel beiwohnten, einstimmig beschlossen,
rarische Wert dieser Einacter und ihr bedeuten¬
Arthur Schnitzler mit:
aus den Erträgnissen der Bauernfeld Stiftung
der Erfolg stehen fest, so daß man über sie
„Lebendige Stunden“ haben im
einen Preis von 2000 Kronen dem Literaten
kein Wort mehr zu verlieren
Berliner Deutschen Theater einen sehr starken
Arthur Schnitzler für seinen Einactercyklus
brauche. Der Vorschlag, diesmal den Autor
Erfolg gehabt, der auch von der ganzen Berliner
„Lebendige Stunden“ zu verleihen.
der „Lebendigen Stunden auszuzeichnen,
Presse constatirt wurde. Selbst die dortigen
In dieser Verleihung erblicken die unterzeich¬
sei von Baron Alfred Berger ausgegangen
santisemitischen Zeitungen haben sich
neten Abgeordneten eine Verletzung der Rechte
und ihm haben sich die anderen Preisrichter
anerkennend über die vier Einacter aus¬
[der nichtjüdischen Schriftsteller¬
ohne weiteres angeschlossen. Welches Werk wäre
gesprochen. „Lebendige Stunden“ sind in Berlin
welt unserer Heimat und einen Verstoß gegen
denn sonst in Betracht gekommen? Professor
etwa vierzigmal und vom Deutschen
den Sinn und Zweck der Stiftung und die un¬
Minor gab zu, daß der Durchschnitt unserer
Theater gelegentlich des vorjährigen kurzen Gast¬
begründete Auszeichnung eines nicht preiswürdi¬
neuesten Belletristik ohne Zweifel im Niveau
spieles in Wien noch weitere zehnmal auf¬
gen Werkes, und zwar aus folgenden Gründen:
gestiegen sei, aber wo wäre der Roman, der
geführt worden. Wer also behauptet, der
Das preisgekrönte Werk, die vier Einacter „Le¬
preiswürdig über diesem Niveau stünde?
Cyklus sei wirkungslos vorüber¬
bendige Stunden“ hat weder bei seiner Auffüh¬
In einem Parteiblatte habe man Kranewitter
gegangen, der spricht entweder leicht¬
rung in Berlin noch bei der durch das Ensemble
und Schrottenbach genannt, die die Ehrengabe
fertigerweise von Dingen, die er nicht
des Berliner Deutschen Theaters im Wiener
verdient hätten. Kranewitter's „Andre
kennt, oder er sagt bewußt eine Lüge.
Carl=Theater noch auch bei der kürzlich im
Hofer“ sei jedoch schon vor der vorletzten
Auf unsere weitere Anfrage über die etwaige
Wiener Deutschen Volkstheater erfolgten eine
Sitzung des Curatoriums aufgeführt worden
Vorgeschichte der Bauernfeld=Ehrengabe erklärt
tiefere Wirkung geübt oder auch nur oberfläch¬
und thatsächlich habe man Kranewitter damals
Dr. Schnitzler:
lich den Eindruck eines Dichterwerkes gemacht.
vorgeschlagen. Doch wurde offenbar keine Einigung
Ich habe mich niemals um irgend
Die ausdrückliche Rangerhöhung desselben durch
erzielt. Auch Dörmann sei so seinerzeit für seine
einen Preis noch um irgend eine
eine Prämiirung in Wien muß daher im Aus¬
„Ledigen Leute“ vorgemerkt worden und erhielt
Ehrengabe noch sonst um eine lite¬
land die falsche Vorstellung erwecken, als hätte
##
die Ehrengabe mehrere Jahre später für den
rarische Würdigung beworben. Weder
das österreichische Schriftthum thatsächlich keine
„Herrn von Abadessa“, in dessen Richtung man
direct noch indirect. Ich habe weder
besseren Producte aufzuweisen als derlei Min¬
eine Wendung zum Bessern erblickt habe,
der Bauernfeld=Stiftung noch
derwertigkeiten.
Schrottenbach stehe dagegen für das Cu¬
irgend einem anderen ähnlichen Comité meine
Die Meinung des Auslandes über die heimische
ratorium der Bauernfeld=Stiftung, da sein „Herr
Bücher eingereicht. Ich kenne weder den Herrn
Literatur wurde aber durch das Vorgehen des
Gemeinderat“ im Raimund=Theater gespielt wurde,
Unterrichtsminister noch den Herrn Dr. Weissel
Bauernfeld=Curatoriums auch noch in weiterer
gleichsam außer Concurs, weil es ja auch einen
und habe seit langer Zeit weder mit
Hinsicht consequent irregeführt, da die Preise der
Raimund=Preis gebe. Die „alte Walze“ der
Herrn Baron Berger noch mit Herrn
Stiftung innerhalb ganz kurzer Zeit einer unver¬
Unzufriedenen könne die Preisrichter auch heute
Professor Minor gesprochen. Niemals
hältnißmäßig großen Zahl von jüdischen
nicht irritiren; sie hätten nach ihrem besten
aber war zwischen mir und diesen
Literaten zugewiesen wurden, und zwar sol¬
Herren von einem Bauernfeld¬
chen von untergeordneter Bedeutung. Es sind dies
Wissen und Gewissen gehandelt.
[Preis die Rede. Weder das erstemal
Dr. Leo Hirschfeld, prämiirt für die Ko¬
noch jetzt, weder mündlich noch schrift¬
mödie „Die Lumpen“ der Erotiker Felix Dör¬
lich. Ich bin auch nicht Mitglied
mann (richtig Biedermann) für ein gänzlich
verschollenes Drama „Der Herr von Abadessa“
der Literarhistoriker Dr. Emil Horner fürsder „Concordia“ und gehöre keinem
Freimaurerverbande an. Ich stehe
allen diesen Dingen von jeher gänzlich fern.
eine Bauernfeld=Biographie, der Librettist von
Eine Anerkennung meiner Arbeiten, die mir
Oberettentexten Victor Leor (richtig Hirsch¬
von berufener Seite spontan entgegengebracht
feld) für ein vor langer Zeit jegebenes Stück
wird, nehme ich selbstverständlich dankbar an
„Gebildete Menschen“ und schließlich Arthur
und glaube niemandem dafür Rechenschaft
Schnitzler für die „Lebendigen Stunden“
Unter diesen Umständen muß im Ausland die
schuldig zu sein.
Ueber die Interpellation des Dr. Pattai
irrige Anschauung entstehen, daß einerseits die
deutsche Literatur in Oesterreich fast nur von
äußert sich Arthur Schnitzler:
Derlei interessirt mich nicht, und ich habe
Juden geschrieben wird, andererseits die Qualität
keinen Anlaß, von so nebensächlichen Zwischen¬
eine äußerst niedrige ist.
Diese unleugbare Bevorzugung jüdischer
fällen auch nur im geringsten Notiz zu nehmen.
Literaten durch das Curatorium der Bauernfeld¬
Ein Interview mit Professor Minor.
Stiftung bedeutet aber auch eine Zurücksetzung
Ein Mitarbeiter der „Zeit“ hatte Gelegenheit,
und die Mitarbeit an der Unterdrückung der nicht¬
mit einem der Preisrichter, Herrn Universitäts¬
jüdischen Schriftsteller Oesterreichs, die, durch den
professor I. Minor, über die oben wieder¬
Boycott der einflußreichen jüdischen Presse und
gegebene Interpellation zu sprechen. Professor
die Cartelle der jüdischen Gewerbsliteraten schon
Minor bezweifelt es sehr, daß Unterrichts¬
an sich in bedrängter, mituntertrotz ihrer Begabung
minister Dr. Hartel auf die Interpellation
fast aussichtsloser Lage, gerade auf die ethische
überhaupt erwidern wird. Schon an¬
und materielle Förderung durch ähnliche Einrich¬
läßlich der Verleihung der Bauernfeld=Ehren¬
tungen, wie die der Bauernfeld=Stiftung ist, als
gabe an Felix Dörmann sei im December
einzige Hoffnung hinblicken und die schwere Ent¬
1901 im Parlament eine ähnliche Anfrage an
täuschung erleben müssen, mit Absällen abgespeist
den Unterrichtsminister gerichtet worden, die er
oder übergangen zu werden.
auch u beantwortet gelassen habe, da er nicht
Die Verleihung ist endlich gegen die Absicht der
als Minister, sondern als Privat¬
Bauernfeld=Stiftung gerichtet, in deren Sinn es
[person Mitglied des Curatoriums der
gewiß nicht liegt, die Ausbreitung des semitischen
Bauernfeld=Stiftung sei. Dies sei nun noch
Geistes in der Literatur zu fördern, welche das
immer unverändert geblieben und Dr. Hartel
sittliche und ästhetische Gefühl der Stamm¬
müsse dem Parlament in Sachen der Stiftung
bevölkerung Oesterreichs oft genug, so auch in
nicht Rede stehen.
den Werken der prämiirten Hirschfeld,
Professor Minor berichtigt die allgemeine Be¬
Schnitzler und Dörmann. gröblich verletzt.
zeichnung „Bauernfeld=Preis“ und sagt, es
die Vertreter dieser fremden Richtung in unserem
handle sich da um keine Preiskrönungen, sondern
Schriftthum aber auf Kosten der autochtho¬
nur um Ehrengaben. Die Höhe der¬
nen Dichter und Schriftsteller zu stützen und
###„ Umständen ab, habe