VII, Verschiedenes 6, Grillparzer Preis, Seite 8

box 40//2
Grillparzer-Preis
Telefon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
„OBSERTEK Nr. 70
sterr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien. IX, Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
tretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
usschnitt aus:
Mustr. Mioner Estrablatt
om
11—70 7
Theaterzeitung.
Verleihung des Grillparzer-Preises an
Vito Erich Hartleben.
Aus Berlin wird uns telegraphirt: Wie
inclusive
Für 50
Porto.
dem „Börsencourier“ aus Wien gemeldet wird,
100
Zahlbar
ist thatsächlich der Grillparzer=Preis an Otto Erich
im Voraus.
200] Hartleben für dessen „Rosenmontag“
500 verliehen worden. Die Sitzung der Preis=itte ist das
„ 1000 jury, in welcher diese Entscheidung gefällt zteht es den
In
wurde, fand bereits am 2, Jänner statt. Das tern.
Abonnem
Referat an die philosophisch=historische Classe der
Abonnen Akademie der Wissenschaften wurde von der Preis=nthaltend die
jury dem Vertreter der „Concordia“ Hofrath Uhl
Morgen¬
übertragen. Nach den Bestimmungen des Stiftungs¬
ener Zeitung“)
Inhalts briefes obliegt es der Akademie der Wissenschaften,
aftliche Leben
blütt zu prüfen, ob allen Vorbedingungen für die Ver¬
Mittheilungen
wodurch teihung des Preises entsprochen wurde.
des In¬
In
den letzten Tagen hat nun eine Sitzung der
werden
philosophisch- historischen Classe stattgefunden, in
welcher constatirt wurde, daß die Vorbedingungen
in vollem Maße vorhanden sind. In den Berathungen
der Preisjury wurden auch die Namen Arthur
Schnitzler-und Hugo v. Hofmannsthal in
Erwassung gezogen, jedoch mußte von einer Verleihung
des Preises an einen der beiden österreichischen
Dichter abgesehen werden, weil von ihnen in dem
Triennium 1898—1901 kein Werk aufgeführt wurde,
das allen Erfordernissen, die an die Verleihung des
Grillparzer=Preises geknüpft werden, entsprochen
hätte. Schnitzler's „Lebendige Stunden“ kamen erst
nach Ablauf des Trienniums zur öffentlichen Auf¬
führung, und da die öffentliche Aufführung
eine Vorbedingung ist, konnte dieses Stück nicht mehr
in Frage kommen.
Der Jury für den Grillparzer=Preis gehören
an: Für die Akademie der Wissenschaften Unterrichts=
minister R. v. Hartel, für Norddeutschland
Prof. Dr. Erich Schmidt, für Süddeutsch¬
land Prof. Dr. Minor, für das Burg¬
theater Director Dr. Paul Schlenther und für
den Journalisten= und Schriftstellerverein „Con¬
cordia“ Hofrath Uhl. Die officielle Publication
der Zuerkennung des Grillparzer=Preises dürfte heute
Abends oder morgen erfolgen.
Telephon 12801.
P MTErTSam
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
∆ in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisdolssustl#m St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne ###währ.)
agbli“)
= Ausschnitt aus:
„Mühr. Osträu.
& Ven5 JANUAR 1908
Felegraphische Berichte.
(Privattelegramme der „Ostrauer Zeitung.“)
Der Grillparzerpreis.
Wien, 15. Jänner. (Privattelegramm der „Ostr.
Ztg.“) Die Kommission zur Verteilung des diesjährigen
Girillparzerpreises hat diesen heute einstimmig dem
Dichter Arthur Schnitzlaxsfür dessen Schauspiel „Zwi¬
schenspiel“ zuekkanmt. Der vorjährige Grillparzer¬
Preis wurde Gerhart Hauptmann für sein Drama
„Der arme Heinrich“ zugesprochen.
Diese Nachricht unsères Wiener Korrespondenten
kommt höchst überraschend. Wie bekannt, schwirrten in
den letzten Tagen allerlei Gerüchte in der Presse, die
von einer Vergebung des diesjährigen Preises an Wil¬
denbruch für sein Trauerspiel „Die Rahenstei¬
nerin“ mit ziemlicher Bestimmtheit sprachen. Auch
Schönherr mit seinem Werke „Familie“ wurde ge¬
nannt. Mit vollem Recht machte ein Teil der Wiener
Presse gegen die diesjährige Vergebung des Grillpar¬
zerpreises an einen Reichsdeutschen energisch Front. Es
wäre mehr als bittere Ironie, wenn dieser dem größten
österreichischen Dichternamen führende Preis wieder nach
Deutschland gewandert wäre, wie alle bisherigen Preise.
Bis jetzt erhielt Hauptmann zweimal den Preis, für
seinen „Fuhrmann Henschel“ und für den „Ar¬
men Heinrich“ Hartleben einmal für seinen „Rosenmon¬
tag“. Nun wurde Schnitzler mit dem Preise, zum ersten
Male also ein Oesterreicher, ausgezeiichnet.
— Das
Schauspiel „Zwischenspiel“ ist vor zwei Jahren zum
ersten Male im Burgtheater zur Aufführung gekommen
und behandelt das Eheleben des Musikers Amadeus und
seiner Gattin, einer berühmten Sängerin. Schnitzler
legte in dem Stücke weniger auf Handlung als auf
psychologische Feinheit sein Hauptaugenmerk und so haf¬
tet diesem Werke viel Novellistisches und weniger Dra¬
matisches an. Insbesondere der Schluß des Werkes läßt
ziemlich unbefriedigt. Am Burgtheater wurde das Künst¬
lerpaar im Stücke ven Josef Kainz und Lotte Witt
glänzend gespielt. Namentlich die kühngeniale Kunst des
ersteren verhalf dem Werke zu einem großen Erfolge.
Doch abgesehen von jeder Kruik: Freuen wir uns-bar¬
über, daß das österreichtsche Literatentung seinem
besten derzeitigen Vertretex durch die einmtsümige Ver¬
leihung des Preises geehrt wurde.