VII, Verschiedenes 6, Grillparzer Preis, Seite 76

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Grillbarzer-Preis
Telephon 12801.
P amnerseAnen
□ l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte

Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬

S hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
0
(Quellenangabe ohne Gewahr.)
Ausschnitt aus:
230
25 Mi. 1008
Wondhenbiat, Wian
E vom:
—Abendblatt
— Artur Schnitzler, der jüngste Träger des Grillparzer¬
Preises ist im Spielplan des Hofburgtheaters bisher durch
sechs seiner Bühnenwerke vertreten, nämlich:
„Liebelei“, Schauspiel in drei Akten, vom 9. Oktober 1895 bis
22. April 1907: 36mal.
„Das Vermächtnis“, Schauspiel in drei Akten, vom 30. No¬
vember 1898 bis 31. Mai 1899: 11mal.
„Paracelsus“, Schauspiel in einem Akt, vom 1. März 1899 bis
7. November 1900: 12mal.
„Die Gefährtin", Schauspiel in einem Akt, ebenfalls am
1. März 1899 zum ersten Male gegeben, bis 29. September 1905: 14mal.
„Der grüne Kakadu, Groteske in einem Akt, vom 1. März
bis 18. Mai 1899: 8mal.
ischenspiel“ Komödie in drei Akten, vom 12. Oktober 1905
bis 6. September 1907: 17mal.
Schnitzlers Name erschien sonach 98mal auf den Zetteln des
Hofburgtheaters.
W—r.


Telephon 12801.
*
MnRTEKHrErSKuen
415
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
( in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
E hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
#-anellenangabe obne dewähr.)
Hochel Ceufief, Fürnberg
Ausschnitt au
1

1. 1905
E vom:
Wiener Theater.
Von Ludwig Hirschfeld.
* Wien, 23. Jan. Das bemerkenswerteste Er¬
eignis der letzten Theaterwochen, das auf den ersten
Blick gar kein Theaterereignis zu sein scheint, ist
die Verleihung des Grillparzerpreises an
[Artur Schnitzler. Seit Anzengruber ist kein
österreichichter dieser Ehrung mehr teil¬
haftig gewochen. Minder erfreulich ist es aber, zu
hören, in Pelcher Art diese Zuerbennung erfolgte.
Schnitzley unser Bester, erscheint da gleichsam als
Lückenbüßer, als ein Ersatzmann aus dem Hinter¬
grund, Auf den man sich im letzten Augenblick hastig
besann weil sich die Juroren über Wildenbruch und
Schönherr nicht einigen konnten. Noch bedenklicher
mutgt die Begründung des Schiedsspruches an. Die
Ehrung gilt seiner im vorigen Jahre am Burg¬
stheeter aufgeführten Komödie „Zwischenspiel“
Nicht ihm selbst, dem Kräftigsten und Echtesten des
ganzen jungen Wien, nicht seinen schönsten und
#tärksten Leistungen, der „Liebelei“ der „Leben#
digen Stunden“ oder dem „Schleier der Beatrice“
Von der Existenz dieser Werke scheint die Koms
mission in den ganzen letzten zehn Jahren nichts
bemerkt zu haben. Jetzt besann sie sich plötzlich auf
ihre österreichische Pflicht und Schuldigkeit, und in
aller Eile wurde die Komödie „Zwischenspiel“ preis
gekrönt und dadurch als das Beste hingestellt, was¬
in den letzten drei Jahren auf deutschen Bühnen
zur Aufführung gelangt ist, wie es im Stiftungs
brief heißt. Nun ist aber gerade „Zwischenspiel
eine zwar sehr feine und geistreiche, aber dennock
schwache Arbeit, namentlich in dramatischer und
theatralischer Hinsicht. Selbst für die Novellenforn
wäre dieses bißchen Ehebruchsfabel zu fein und zu¬
körperlos, die Art der psychologischen Behandlung
zu spitzfindig und zu ermüdend. Es wird hier nicht
Ehebruch geschrieben, sondern doziert, und die Ges
stalten gebärden sich, als ob sie berufsmäßig Psycho
logie betreiben würden. Ohne Zweifel ist dieses
Stück eines der schwächsten, das der reise und der
rühmte Artur Schnitzler geschrieben hat, und die
Begeisterung der Preisrichter kann man sich nur
aus einer gewissen Verlegenheit erklären, aus dem
Unvermögen, dem Ausland irgend eine bemerkens¬
werte österreichische, in den letzten drei Jahren ent¬
standene dichtere Leistung vorzuführen. Es ist dies
ein beschämendes Bewußtsein, das uns alle be¬
herrscht: Publikum, Kritik, Theaterdirektoren, alle
die am Theater mit dem Geist, dem Gemüt oder¬
der Tasche interessiert sind. Ueber die erschreckenden
Unfruchtbarkeit der österreichischen Literatur, ins¬
besondere der dramatischen, kann man sich keinens
Augenblick täuschen, und alles, was wir dagegen
tun, besteht in der Gründung von neuen Operetten¬
bühnen, in der geschickt geschürten Begeisterung für
dieses Geure und in der Unterbreitung von Maje¬
stätsgesuchen — in Sachen der Oneratte