VII, Verschiedenes 6, Grillparzer Preis, Seite 91

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Grillnarzer-Preis
Theater und Kunst.,2##
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Der Grillparzerpreis. Einstimmig hat das
Kuratorium Artur Schnitzlers „Zwischenspiel“ laut
Bestimmung des Stiftsbriefes für das beste deutsche
dramatische Werk erkannt, das im Lause der letzten drei
Jahre auf einer namhaften deutschen Bühne zur Aufführung

Artur Schnitzler, ausgezeichnet mit dem Grillparzerpreis 1908.
Nach einer pholographischen Aufnahme.
gelangte und nicht schon von einer anderen Seite mit
einem Preise ausgezeichnet wurde. Der Preis beträgt
5000 Kronen. Die Verwaltung des Fonds führt die
philosophisch historische Klasse der Kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften. Die Jury besteht gegenwärtig aus den
Herren Hofrat Dr. Burckhard, Ludwig Hevesi, Professor
Dr. Minor, Direktor Dr. Paul Schleuther und Professor
Dr Erich Schmidt Berlin). Die Zuerkennung wird in
einheimischen literarischen Kreisen mit großer Genugtnung
ausgenommen. Denn Osterreich ist schon lange nicht an der
Reihe gewesen. Vor drei Jahren erhielt Gerhard Haupt¬
mann den Preis zum drittenmal, vor sechs Jahren Otto Erich
Hartleben (für „Rosenmontag“). Das Kura¬
torium ist auch der widerspruchslosen allgemeinen
Zustimmung sicher, denn man schätzt Schnitzler
sehr hoch, dessen erste Eigennote zuerst Poesie und
Tragik des Wiener Vorstadtmädels waren und
dessen schlanke Wortkunst und elegante Gedanken
auf dem Gebiet der Literatur denselben Eindruck
machen wie im Leben die eleganten, innerlich
feschen, sentimentalen und klugen Wiener. Die be¬
kanntesten Werke des begabten Wiener Dramatikers
sind: „Liebelei“, „Das Vermächtnis“, „Paracelsus“,
„Die Gefährtin“, „Der grüne Kakadu“, „Lebendige
Stunden", „Der Schleier der Beatrice", „Der
einsame Weg", „Der Ruf des Lebens“ und
„Zwischenspiel“ Artur Schnitzler, 1862 in Wien
als Sohn des bekannten Universitätsprofessors ge¬
boren, ist Arzt, wirkt jedoch schon lange nur literarisch.