VII, Verschiedenes 9, Fotos, Seite 21

Photos
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Uns erscheint dieses Bild heute schon kulturge¬
schichtlich bedeutsam als ein Träger jener lust¬
voll- melancholischen „Pierrot - mourant“ - Stim¬
mung, wie, die Gedichte Schaukals, die Aphoris¬
men Altenbergs, die Arbeiten Schnitzlers, sie auf
anderer künstlerischer Ebene für das Wien der
untergehenden Vorkriegszeit festgehalten haben.
Ubrigens fesselt das Bild auch heute den Beschauer
durch geistreiche Technik und Komposition.
Gewiß hat Krausz als Maler der „Gesellschaft“
manches seinem Publikum zu Gefallen getan. Aber
wenn die große ernste Aufgabe an iim herantrat,
dann fand sie immer den ehrlichen Künstler in
ihm bereit! Das zeigte sich im Weltkriege bei sei¬
nen Mappenwerken „Türker und „Bulgarien
die eine Reihe packender und vor. üglich gearbei¬
ter Porträts, Studien, Bleistiftskizzen von oft
intuitiver Kraft enthalten.
Von den Arbeiten der letzten Jahre, de Krausz
vor ernsten Aufgaben zeigen, sei das Bild „Richard
Strauß am Dirigentenpult“ hervorgehoben (19zo,
vergl. Deckelseite dieses Heftes!). Es errang über¬
all, insbesondere bei den Ausstellungen des Car¬
negie Institutes in den bedeutenden Städten Ame¬
rikas größte Erfolge; auch das Porträt von Ida
Roland als „Hamlet, die Porträts von Arthur
Schnitzler, Prof. Sauer, und aus allerletzter Zeit



Ortan
170
Arthur Schnirzler
Wilh. V. Krausz

Zeichnung
Wilh. V. Krau¬
Arbeir des 1g jährigen Künstlers
von Werner Krauß (19zz) müssen zu W. V.
Krausz Meisterleistungen gezählt werden. Daneben
stehr natürlich noch eine Fülle anderer Porträts,
insbesondere die der Schauspieler des Burgtheaters,
die eben jetzt das Künstlerhaus zeigt.
Auch eine Reihe von Bildnissen führender Per¬
sönlichkeiten des Staatslebens, wie Unterrichts¬
minister Dr. K. v. Schuschnigg und andere zeigen
die Charakterisierungsgabe des bewährten Men¬
schengestalters. Die öffentlichen Sammlungen ha¬
ben mehrere Werke von W V. Krausz erworben:
die Städtischen Sammlungen besitzen interessante
Bildnisse von William Unger, Rumpler, Arthur
Schnitzler. Die Galeric des 20. Jahrhunderts gab
dem kein erfaßten Charakterkopf des Malers
Zetsche einer Ehrenplatz.
Aber mehr noch als die Offentlichkeit weiß,
spricht der Reichtum ernster Zeichnungen, Stu¬
dien, mächtiger Kompositionen (Olivenpresse,
Prozession von San Rocco u. a.), die neben den
Porträts eleganter Gesellschaftsmenschen das viel¬
räumige Atelier von W. V. Krausz füllen, davon.
daß hier Erfolg nicht zum Stillstand geführt hat,
daß vielmehr Schaffenstrieb und Fleiß eines wirk¬
lichen Künstlers auf der Höhe seines Könnens
neue Schöpfungen vorbereiten..