VII, Verschiedenes 10, Antisemitismus, Seite 23

Oeffentlichkeit nicht zugänglich
Die Liste der neuen Werke
Berlin, 27. April (Eigenbericht). Die Sjube¬
Max Adler gänzlich, von S. Aufhäuser „Weltkrieg
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rung der Berliner Stadt= und Volksbüchereien von
und Angestelltenbewegung", von L. Bauer „Morgen
marxistischen Schriften und solchen Werken, deren
wieder Krieg" und Die öffentliche Meinung" von
Lektüre amtlicherseits nicht gefordert werden kann, ist
August Bebel „Die Frau und der Sozialismus“ von
Eduard Bernstein die „Geschichte der Berliner Ar¬
im Gange.
beiterbewegung“ die „Geschichte der deutschen Arbeiter¬
Der Ausschuß hat den Bezirken und ihren Büchereien
bewegung", „Lassalle und der Sozialismus“ und „Die
eine Anzahl von sogenannten Schwarzen Listen
Voraussetzungen des Sozialismus“ von N. Bucharin
zugehen lassen, in denen die volksfremde und marxistische
„Das Programm der Kommunisten“ von F. W. Foer¬
Literatur aufgezeigt ist, auf deren Ausmerzung es in
ster alles, von E. J. Gumbel „Verräter verfallen der
erster Linie ankommt. Weiter wurden Listen über die
Feme“, von R. Hilfferding „Das Finanzkapital“,
wichtigsten Bücher fertiggestellt, die für die Auf¬
von Kautsky alles außer „Der Bolschewismus in der
füllung der entstandenen Lücken am ge¬
Sackgasse“ von Helen Keller „Wie ich Sozialistin
eignetsten erscheinen. Ebenso liegen Listen der
wurde“ von Lassalle alles, außer „Assisenreden" und
für die städtischen Lesesäle empfehlenswerten Zeitschriften
„Ueber den besonderen Zusammenhang der gegen¬
und Zeitungen vor.
wärtigen Geschichtsperiode mit der Idee des Arbeiter¬
Im einzelnen stehen auf der Schwarzen Liste folgende
standes", von Lenin alles, außer „Der Nadikalismus,
Autoren, bzw. folgende Werke:
die Kinderkrankheit des Kommunismus“ und „Die Re¬
volution von 1917“ von Karl Liebknecht „Klassen¬
Heinrich Mann und Stefan Iweig
kampf gegen den Krieg", „Reden und Aufsätze“, „Milita¬
Schalom Asch, Henry Barbusse, Bertolt Brecht,
rismus und Antimilitarismus“, „Studien über die Be¬
Max Brod (ausgenommen sein Werk „Tycho Brahe"),
wegungsgesetze der gesellschaftlichen Entwicklung" von
Alfred Doeblin (ausgenommen „Wallenstein“), Ilja
Lunatscharski „Kulturaufgaben der Arbeiterklasse“.
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Ehrenburg, Albert Ehrenstein, Arthur Eloes¬
von Thomas Mann „Von deutscher Republik 1923“ und
ser, Lion Feuchtwanger, Iwan Goll, Jaroslav
„Deutsche Ansprachen 1930“ von Karl Marx alles, von
Hasek, Walter Hasenclever, Arthur Holitscher,
Hugo Preuß „Deutschlands republikanische Reichsver¬
Heinrich Eduard Jacob, Josef Kallinikow, Gina
fassung", „Staat, Recht und Freiheit“
„Verfassungs¬
Kaus, Egon Erwin Kisch, Heinz Liepmann, Hein¬
politische Entwicklungen", von Walter Rathenau
rich Mann (außer „Flöten und Dolche"), Klaus Mann,
„Der neue Staat“.
Robert Neumann, Ernst Ottwald, Kurt Pin¬
thus, Theodor Plivier, Erich Maria Remarque,
Okto Bauer und F. Mehring
Ludwig Renn (aber nur sein Werk „Nachkrieg"), Alfred
Generell sollen aus der Abteilung Geschichte des Welt¬
Schirokauer, Arthur Schnitzler, Richard Beer¬
krieges sämtliche pazifistischen und defaiti¬
Hofmann, Ernst Toller, Kurt Tucholsky, Amold
stischen Schriften entfernt werden, aus der Abteilung
Zweig, Stephan Zweig und von Adrienne Thonas
Geschichte Rußlands sämtliche probolschewistische
das Buch „Katrin wird Soldat“.
Literatur. Im übrigen sollen u. a. ausgemerzt
werden:
August Bebel und Lenin
Von Otto Bauer „Die österreichische Revolution“, von
Hiebei sollen die nicht= und vormarxistischen deutschen Karl Tschuppik „Ludendorff“
der
„Wehrlos hinter
Schriften der Abteilung Sozialismus von der Sperrung Front“, „Wie würde ein neuer Krieg aussehen?“ von
ausgenommen werden. Im übrigen sollen verschwinden: Oskar Blum „Russische Köpfe", von Fischer=Baling
„Volksgericht" und „Die deutsche Revolution von 1918“
von Paul Hahn „Erinnerungen aus der Revolution in
Württemberg“ von K. Kersten „Bismarck und seine
Zeit“, von F. Mehring „Zur deutschen Geschichte" und
„Zur preußischen Geschichte“, von Müller=Franken „Die
November=Revolution“.
Ernst Glaeser und Alfred Polgar
Hier sollen verschwinden: von E. Elaeser „Fazit“,
von P. Panter „Pyrenäenbuch“ von A. Polgar „An
den Nand geschrieben“ „Hinterland", „Ich bin Zeuge",
von U. Sinclaire „Der Sündenlohn“
Wenn bei dieser Säuberung auch Werke von Bebel,
Marx und Lassalle betroffen werden, so bedeutet das na¬
türlich nicht, daß diese Bücher überhaupt
nicht mehr der Oeffentlichkeit zugänglich
sind. Wer ihre Lektüre aus Studiengründen betreiben
muß, dem stehen die staatlichen Büchereien zur Verfügung.
In Volksbüchereien jedenfalls haben sie kaum etwas zu
suchen.
Billinger und Salomon
Die Liste derjenigen Werke, die anzuschaffen sind, ist
sehr groß. Es zeigt sich hiebei, daß sehr bekannte deutsche
Autoren und hervorragende Werke von ihnen überhaupt
in den Volksbüchereien der Stadt gefehlt haben. Im ein¬
zelnen werden zur Anschaffung empfohlen:
Von Alverdes „Pfeiferstube“ und „Reinhold oder
die Verwandelten“ von Beste „Das heidnische Dorf“, von
Billinger „Asche des Fegefeuers", von Bergengrün
„Der goldene Griffel“ „Das Buch Rodenstein“, „Das
Brauthemd" u. a., von Blank „Preußische Anek¬
dote", von Bohlmann „Die silberne Jungfrau“ von
Brehm „Apis und Este“ und „Das war das Ende“, von
Brues „Jupp Brand“ und „Der Walfisch am Rhein“, von
Euringer „Fliegerschule IV“, von Fechter „Das war¬
tende Land“, von Gilbert „Laternenpfähle warten“, von
Emelin „Kaiserreich in Trümmern“, „Angesicht des Kai¬
sers“ „Das neue Reich“ von Haensel „Der Kampf
ums Matterhorn“, „Das war Münchhausen“ von Haken
„Fall Bunthund“, „Angeklagter Schleppegrell“ von Hart¬
mann „Fäuste, Hirne, Herzen!“ von Friedrich Wilhelm
Heinz „Sprengstoff“, „Die Nation greift an“, „Kame¬
raden der Arbeit“ von Heyk „Armin der Cherusker“ von
Max Mohr „Die Heidin“ und „Freundschaft von Ladiz“,
von Ernst v. Salomon „Die Geächteten“ und „Die
Stadt“ von Franz Seldte „M. G. K.“ u. a., von
Steguweit „Der Jüngling im Feuerofen“.