VII, Verschiedenes 10, Antisemitismus, Seite 30


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20. AUb. 1356
Bücherverbrennung in Heidelberg
Nachdem die nationalsozialistischen Professoren und
Studenten von Heidelberg die Heidelberger Universitäts¬
bibliothet sechs Wochen lang einer eingehenden „Säube¬
rung“ unterzogen hatten, fand nach einem Bericht des „Ob¬
server“ jetzt eine große Bücherverbrennung statt. Man er¬
richtete auf dem Universitätsplatz ein mächtiges Gerüst, das
bis zum zweiten Stock der Universität hinaufreichte, und
das mit kommunistischen Fahnen geschmückt war, die mit
den verfemten Büchern zusammen verbrannt wurden. Lan¬
sende Bücher von 200 Autoren, unter ihnen Stephan und
Arnold Zweig, Sinclair, Jack London, Hendryk de Man,
Artur Schnitzler, Franz Werfel, Karl Barbusse und viele
andere, fielen den Flammen zum Opfer. Die von den Hei¬
delberger Universitätsprofessoren aufgestellte „Schwarze
Liste“ unterscheidet sich in mancher Hinsicht von den in an¬
deren Städten in Acht und Bann getanen Büchern. So
wurde zum Beispiel Wassermanns „Gänsemännchen“ in Hei¬
delberg zugelassen, während alle anderen Bücher dieses Ver¬
fassers aus der Universitätsbibliothek ausgemerzt wurden.
Auf die Liste gesetzt wurden ferner Pietro Nenni, Alexan¬
dra Kollontai, Jaroslan Hasek, der bekannte Verfasser des
„Schwejk“ Gorki, Feuchtwanger, Gläser, Toller, Thomas
und Heinrich Mann, Lindsay und Verta von Suttner.
Der Zug, der sich zu dem Schauspiel des Autodafés zum
Universitätsplatz bewegte, war über einen Kilometer lang.
Die Vertreter von 30 schlagenden Verbindungen, Abord¬
nungen von Nazis, Gesangvereinen, Sportorganisationen,
„Stahlhelm" und Pfadfindern nahmen daran teil. Der
nächtliche Zug und die fackeltragenden Menschen mit heißen.
erregten Gesichtern boten ein phantastisches Bild. Man warf
die Fackeln in den immer höher werdenden Feuerberg.
Dann hielt der Führer der nationalsozialistischen Studenten¬
schaft eine Rede, die durch vier Lautsprecher übertragen
wurde. Nichtsdestoweniger ist in Heidelberg eine steigenbe
GRAT
Nachfrage nach den Büchern der verfemten Autoren zu ver¬
Drüts niener Eteuen
zeichnen, allerdings darf man nur im Flüsterton ihren
Namen in den Buchhandlungen nennen.
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7 6. AUG. 1988
Bücherverbrennung an der Heidelberger Aniversität
bewegte, war über 1 Kilometer lang.
Franz Werfel, Karl Marx, Barbusse
Berlin, 16, Autust. (Telegramm der
Die Vertreler von 30 schlagenden Verbin¬
und viele andere, fielen den Flammen zum
Wiener Allgemeinen Zeitung.) Nachdem
dungen, Abordnungen von Nazis, Gesang¬
Opfer.
die nationalsozialistischen Professoren und
vereinen, Sportorganisationen, Stahlhelm
Studenten von Heidelberg die Heidelberger
Die von den Heidelberger Universitäts¬
und Pfadfindern nahmen daran teil. Der
Universitätsbibliothek sechs Wochen lang
professoren aufgestellte „Schwarze Liste“
nächtliche Zug und die fackeltragenden Men¬
einer eingehenden „Säuberung“ unterzogen
unterscheidet sich in mancher Hinsicht von
schen mit heißen, erregten Gesichtern boten
hatten, fand nach einem Bericht des „Ob¬
den in anderen Städten in Acht und Bann
ein phantastisches Bild. Man warf die
server“ jetzt eine große Bücherverbrennung
getanen Büchern. So wurde z. B. Basser¬
Fackeln in den immer höher werdenden
manns „Gänsemännchen“ in Heidelberg
statt.
Feuerberg. Dann hielt der Führer der Na¬
zugelassen, während alle anderen Bücher
Man errichtete auf dem Universitäts¬
tionalsozialistischen Studentenschaft eine
dieses Verfassers aus der Universitäts¬
platz ein mächtiges Gerüst, das bis zum
Rede, die durch vier Lautsprecher übertragen
bibliothek ausgemerzt wurden. Auf die
zweiten Stock der Universität hinauf¬
wurde.
Liste gesetzt wurden ferner Pietro Neuni,
reichte, und das mit kommunistischen
Nichtsdestoweniger ist in Heidelberg
Alexandra Kollontai, Jaroslav Hafek, der
Fahnen geschmückt war, die mit den
eine steigende Nachfrage nach den
bekannte Verfasser des „Schwejk“, Gorki,
verfemten Büchern zusammen ver¬
Büchern der verfemten Autoren zu ver¬
Feuchtwanger, Gläser, Toller, Thomas und
brannt wurden.
zeichnen,
Heinrich Mann, Lindsay und Berta von
Tausende Bücher von zweihundert
allerdings darf man nur im Flüsterton
Suttner.
Autoren, unter ihnen Stephan und Ar¬
ihren Namen in den Buchhandlungen
Der Zug, der sich zu dem Schauspiel
nold Zweig, Sinclair, Jack London,
des Autodafés zum Universitätsplatznennen.
Hendryk de Man, Arthur chnitler.
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