—
rrhtichten Mene 2 S
zu speisen.
frag' wegen Aenderungsvorschlagn?) Ihr habt die besten
Und doch —
Zeitungen — und andere. Habt den Artur Schnitzler, vielleicht
ebhängiger, sehr re
den einzigen, gewiß den liebsten Poeten gebildeter deutscher
Frühjahr und im W
box 41/2
Miscellaneous
Gegenwart. Und andere. Ihr habt den alten Kaiser und die
Welt; für den Fr#
vielen prächtigen Erzherzöge. Und Ihr habt den Stephansdom
Papiergeld einmal in
und die Pfaffen drinnen!
der größere Teil
Und Ihr habt ... die Erinnerung an Sonnenthal, die
Geld geblieben ist u
Wolter, Meixner . .. Und nun habt Ihr auch den Kainz schon
geprellt worden zu
wieder! Und habt den Hartmann und die Bleibtren!
ich nicht anstimmen,
Wenn Ihr jetzt gerade nur noch die Reinhardtsche Drehbühne
zahlen, aber über
hättet
„Euer Gnaden wiss
Und Ihr habt die Cafés und die Beiseln. Und den Zahl¬
Verhängnis für A
kellner, den ersten Speisenträger, den zweiten Speisenträger, den
darin die beleidig
Kellner für Bier, den Kellner für Wein, den kleinen, den kleineren,
da vielleicht doch
Und die sieben Häuferln von Trink¬
den kleinsten Pikkolo
Darum versucht e
geld dazu! Und die Gulden und Kronen und Kreuzer und
Gepäckträger und
Heller und Sechserln. Und das Sperrsechserl noch obendrein!
sogar die Wäscherin
nung in der Hand h
Ach, und Ihr habt den Dialekt! (Der unser Ohr mit
Wie mir d
Wohlklang füllt.) Und den Ebenstein, und die Hof=Schuhmacher¬
schönsten Gegenden
meister, und die Salons de modes! (Die unsere eisernen Kassen
Redensart immer
leren.) Und die Höflichkeit! Und das „Vou“! Und Eure lieben
6##ge
doch, sie fehlt mirn
Süßen!
Und wir im kalten Norden, wir sind ja so vernarrt inschon vernehme, sie
Euch und Eure Feschheit, daß es uns nicht einmal stört, daß Ihr eindruck. Wie ein
man liebt, mit a
uns, zum mindesten, mordsfad findet.
Wien — ich liebe
Berliner über Wien.
Also weiß ich Euch nur einen einzigen Rat: Verbessert Euch
kann — wie eine sch
nicht! Bleibt, nach Möglichkeit, wie Ihr seid! Und werdet ums
(41/141 Eme kleine Rundfrage.
Himmels willen nur keine „Großstadt“!
Einige Herren, deren Köpfe Brennpunkte des Berliner
Hans Olden.
Denkens sind, geben in den nachfolgenden Zeilen General¬
erklärungen über Wien ab, nachdem wir sie gefragt haben,
Wenn man als Reichsdeutscher heute über Wien spricht,
was die besonderen Schätze und die besonderen Fehler der muß man damit beginnen, die Stadt zu verteidigen, und zwar
Donaustadt im Blick des Fremden sind. Das Schöne an der
gegen die Wiener!
Auskunft ist nun, daß sie unsere Fehler auch als Schätze
An Stelle des einstigen Lokalpatriotismus, der sich in
ausgibt. Wie bei einer Frau auch die schlechten Launen
harmlosen, melodiös=lyrischen Sentimentalitäten erschöpfte, ist jetzt
einen Reiz ausmachen, weil sie Veränderung und Leben hervor¬
eine selbstkritische Pose getreten, die viel unechter ist, als es je
rufen, so sind die Fehler von Wien jene Art von Disharmonien,
die lokalchauvinistische Volkssängerlyrik war. Unter den Feuilleton¬
welche im Rahmen einer brausenden Tondichtung neuartigen Wohl¬
literaten Oesterreichs spukt der Geist Ferdinand Kürnbergers oder
klang ergeben. So sagt es dem Sinne nach der Herausgeber des
vielmehr nicht sein Geist, sondern seine Phrase, und auf Schritt
„Roland von Berlin“, Dr. Leo Leipziger, welcher allerdings und Tritt begegnet man dem Herrn aus Wien, der über den
das Wienertum nur an der Spree genossen hat, so meint es Mangel an Verantwortlichkeitsgefühl, der dem Wiener eigen
der bekannte dramatische Autor Hans Olden, so schreibt es
sein soll, spricht, und der über das laisser faire, mit dem
Adolf Sliwinski, der deutsche Großverleger der Bühne,
sich der „Phäake“ seiner geschäftlichen Sorgen entledigt, klagt.
Chefredakteur Artur Wolff. Die drei letzten waren oft und
Das ist nicht wahr, dagegen muß man Wien in Schutz
oft in Wien als unsere lieben Gäste, und sie sind schlechter¬
nehmen!
dings in die Donaustadt verliebt, an der sie reizend finden,
Ich kenne beruflich nur einen, allerdings sehr beträchtlichen
was man sieht und was man am sogenannten Großstadt¬
Ausschnitt aus dem wirtschaftlichen Leben der österreichischen
komfort nicht sieht.
Kapitale, das Theater, das ich hier absichtlich nicht von seiner
künstlerischen, sondern nur von seiner wirtschaftlichen Seite aus
Wien=Berlin.
2
betrachten will. Und da muß ich bekennen, ich weiß keinen andern
Die Frage, die man mir gestellt,
Ort, weder im Reich noch sonstwo, an dem mit gleicher Intensität,
Ist leicht, wie gern ich gestehe,
mit solcher Hingabe und mit ähnlichem Fleiß gearbeitet wird, wie
Das Urteil wird von mir gefällt,
7%
in Wien. Ich habe da noch nichts von mangelndem Verant¬
Tagtäglich — aus nächster Nähe!
wortlichkeitsgefühl bemerkt und nichts von einer Tendenz zum Laisser
faire, laisser aller. Was ich sah, war das gerade Gegenteil:
Zur Donau brauch' ich nicht zu zieh'n,
ein ernstes Pflichtgefühl und ein Grad von Zuverlässigkeit,
Ich weiß ein besseres Mittel:
die ich beinahe als preußisch bezeichnen könnte. Und aus dem
Ich bleib' zu Haus, denn Neu=Berlin
Ausschnitt, den ich kenne, bilde ich mir mein Urteil über das
Ist wienerisch zu zwei Drittel!
gesamte wirtschaftliche Leben Ihrer Stadt. Man muß Wien ver¬
teidigen gegen die Wiener, die ihren Weltschmerz durch die Spalten
Man glaubt in eurem Vaterland
reichsdeutscher Blätter spazieren führen und die dabei übersehen,
Sich längst schon hier zu befinden:
daß es für eine Großstadt außer dem Amerikanismus Berlins
Man hört „Grüß Gott“ und „Küss' die Hand“
noch andere Fassons gibt, nach denen sie selig werden kann.
Und „Servus“ — Unter den Linden.
Was es sonst noch über Wien zu sagen gibt?
Viel Wienerinnen kann man schau'n,
Städte kann man mit Frauen vergleichen, und gerade
Die ich von Herzen verehre,
für Wien und Berlin liefert ein solcher Vergleich ziemlich er¬
Sie sind teils brave Bürgerfrau'n,
schöpfende Typen.
Zum Teil — genau das Konträre.
Berlin, das ist die sorgende emsige Hausfrau, und sicherlich,
„nicht jedes Mädchen hält so rein“. Aber Wien ist das lachende,
Von Journalisten ist ein Schock
lustige Mädel, das frohe und freudige Geschöpf, das die Reue
Zum mindesten aus dem Osten,
nicht kennt, und dem sich höchstens mal eine Träne der Rührung
Nachmittags spielen sie Tarock,
in die Freude stiehlt. Aber nicht lange, bald ist sie wieder die
Und sind auch sonst auf dem Posten.
Heitere, die, für die Makart seinen Farbentraum träumte, für
die Strauß seine Walzer sang. Sie hat nicht den frivolen Reiz
Der liebe Wiener Dialekt
der leichtfertigeren Lutetia, ihr fehlt die herbe Strenge der
Beherrscht die Berliner Theater,
Berolina, aber sie hat die gefällige Grazie der Formen, die
Was oft die Illusion erweckt,
sonnige Heiterkeit eines freien Kindergemütes und die weiche!
Als sei man mitten im Prater.
rrhtichten Mene 2 S
zu speisen.
frag' wegen Aenderungsvorschlagn?) Ihr habt die besten
Und doch —
Zeitungen — und andere. Habt den Artur Schnitzler, vielleicht
ebhängiger, sehr re
den einzigen, gewiß den liebsten Poeten gebildeter deutscher
Frühjahr und im W
box 41/2
Miscellaneous
Gegenwart. Und andere. Ihr habt den alten Kaiser und die
Welt; für den Fr#
vielen prächtigen Erzherzöge. Und Ihr habt den Stephansdom
Papiergeld einmal in
und die Pfaffen drinnen!
der größere Teil
Und Ihr habt ... die Erinnerung an Sonnenthal, die
Geld geblieben ist u
Wolter, Meixner . .. Und nun habt Ihr auch den Kainz schon
geprellt worden zu
wieder! Und habt den Hartmann und die Bleibtren!
ich nicht anstimmen,
Wenn Ihr jetzt gerade nur noch die Reinhardtsche Drehbühne
zahlen, aber über
hättet
„Euer Gnaden wiss
Und Ihr habt die Cafés und die Beiseln. Und den Zahl¬
Verhängnis für A
kellner, den ersten Speisenträger, den zweiten Speisenträger, den
darin die beleidig
Kellner für Bier, den Kellner für Wein, den kleinen, den kleineren,
da vielleicht doch
Und die sieben Häuferln von Trink¬
den kleinsten Pikkolo
Darum versucht e
geld dazu! Und die Gulden und Kronen und Kreuzer und
Gepäckträger und
Heller und Sechserln. Und das Sperrsechserl noch obendrein!
sogar die Wäscherin
nung in der Hand h
Ach, und Ihr habt den Dialekt! (Der unser Ohr mit
Wie mir d
Wohlklang füllt.) Und den Ebenstein, und die Hof=Schuhmacher¬
schönsten Gegenden
meister, und die Salons de modes! (Die unsere eisernen Kassen
Redensart immer
leren.) Und die Höflichkeit! Und das „Vou“! Und Eure lieben
6##ge
doch, sie fehlt mirn
Süßen!
Und wir im kalten Norden, wir sind ja so vernarrt inschon vernehme, sie
Euch und Eure Feschheit, daß es uns nicht einmal stört, daß Ihr eindruck. Wie ein
man liebt, mit a
uns, zum mindesten, mordsfad findet.
Wien — ich liebe
Berliner über Wien.
Also weiß ich Euch nur einen einzigen Rat: Verbessert Euch
kann — wie eine sch
nicht! Bleibt, nach Möglichkeit, wie Ihr seid! Und werdet ums
(41/141 Eme kleine Rundfrage.
Himmels willen nur keine „Großstadt“!
Einige Herren, deren Köpfe Brennpunkte des Berliner
Hans Olden.
Denkens sind, geben in den nachfolgenden Zeilen General¬
erklärungen über Wien ab, nachdem wir sie gefragt haben,
Wenn man als Reichsdeutscher heute über Wien spricht,
was die besonderen Schätze und die besonderen Fehler der muß man damit beginnen, die Stadt zu verteidigen, und zwar
Donaustadt im Blick des Fremden sind. Das Schöne an der
gegen die Wiener!
Auskunft ist nun, daß sie unsere Fehler auch als Schätze
An Stelle des einstigen Lokalpatriotismus, der sich in
ausgibt. Wie bei einer Frau auch die schlechten Launen
harmlosen, melodiös=lyrischen Sentimentalitäten erschöpfte, ist jetzt
einen Reiz ausmachen, weil sie Veränderung und Leben hervor¬
eine selbstkritische Pose getreten, die viel unechter ist, als es je
rufen, so sind die Fehler von Wien jene Art von Disharmonien,
die lokalchauvinistische Volkssängerlyrik war. Unter den Feuilleton¬
welche im Rahmen einer brausenden Tondichtung neuartigen Wohl¬
literaten Oesterreichs spukt der Geist Ferdinand Kürnbergers oder
klang ergeben. So sagt es dem Sinne nach der Herausgeber des
vielmehr nicht sein Geist, sondern seine Phrase, und auf Schritt
„Roland von Berlin“, Dr. Leo Leipziger, welcher allerdings und Tritt begegnet man dem Herrn aus Wien, der über den
das Wienertum nur an der Spree genossen hat, so meint es Mangel an Verantwortlichkeitsgefühl, der dem Wiener eigen
der bekannte dramatische Autor Hans Olden, so schreibt es
sein soll, spricht, und der über das laisser faire, mit dem
Adolf Sliwinski, der deutsche Großverleger der Bühne,
sich der „Phäake“ seiner geschäftlichen Sorgen entledigt, klagt.
Chefredakteur Artur Wolff. Die drei letzten waren oft und
Das ist nicht wahr, dagegen muß man Wien in Schutz
oft in Wien als unsere lieben Gäste, und sie sind schlechter¬
nehmen!
dings in die Donaustadt verliebt, an der sie reizend finden,
Ich kenne beruflich nur einen, allerdings sehr beträchtlichen
was man sieht und was man am sogenannten Großstadt¬
Ausschnitt aus dem wirtschaftlichen Leben der österreichischen
komfort nicht sieht.
Kapitale, das Theater, das ich hier absichtlich nicht von seiner
künstlerischen, sondern nur von seiner wirtschaftlichen Seite aus
Wien=Berlin.
2
betrachten will. Und da muß ich bekennen, ich weiß keinen andern
Die Frage, die man mir gestellt,
Ort, weder im Reich noch sonstwo, an dem mit gleicher Intensität,
Ist leicht, wie gern ich gestehe,
mit solcher Hingabe und mit ähnlichem Fleiß gearbeitet wird, wie
Das Urteil wird von mir gefällt,
7%
in Wien. Ich habe da noch nichts von mangelndem Verant¬
Tagtäglich — aus nächster Nähe!
wortlichkeitsgefühl bemerkt und nichts von einer Tendenz zum Laisser
faire, laisser aller. Was ich sah, war das gerade Gegenteil:
Zur Donau brauch' ich nicht zu zieh'n,
ein ernstes Pflichtgefühl und ein Grad von Zuverlässigkeit,
Ich weiß ein besseres Mittel:
die ich beinahe als preußisch bezeichnen könnte. Und aus dem
Ich bleib' zu Haus, denn Neu=Berlin
Ausschnitt, den ich kenne, bilde ich mir mein Urteil über das
Ist wienerisch zu zwei Drittel!
gesamte wirtschaftliche Leben Ihrer Stadt. Man muß Wien ver¬
teidigen gegen die Wiener, die ihren Weltschmerz durch die Spalten
Man glaubt in eurem Vaterland
reichsdeutscher Blätter spazieren führen und die dabei übersehen,
Sich längst schon hier zu befinden:
daß es für eine Großstadt außer dem Amerikanismus Berlins
Man hört „Grüß Gott“ und „Küss' die Hand“
noch andere Fassons gibt, nach denen sie selig werden kann.
Und „Servus“ — Unter den Linden.
Was es sonst noch über Wien zu sagen gibt?
Viel Wienerinnen kann man schau'n,
Städte kann man mit Frauen vergleichen, und gerade
Die ich von Herzen verehre,
für Wien und Berlin liefert ein solcher Vergleich ziemlich er¬
Sie sind teils brave Bürgerfrau'n,
schöpfende Typen.
Zum Teil — genau das Konträre.
Berlin, das ist die sorgende emsige Hausfrau, und sicherlich,
„nicht jedes Mädchen hält so rein“. Aber Wien ist das lachende,
Von Journalisten ist ein Schock
lustige Mädel, das frohe und freudige Geschöpf, das die Reue
Zum mindesten aus dem Osten,
nicht kennt, und dem sich höchstens mal eine Träne der Rührung
Nachmittags spielen sie Tarock,
in die Freude stiehlt. Aber nicht lange, bald ist sie wieder die
Und sind auch sonst auf dem Posten.
Heitere, die, für die Makart seinen Farbentraum träumte, für
die Strauß seine Walzer sang. Sie hat nicht den frivolen Reiz
Der liebe Wiener Dialekt
der leichtfertigeren Lutetia, ihr fehlt die herbe Strenge der
Beherrscht die Berliner Theater,
Berolina, aber sie hat die gefällige Grazie der Formen, die
Was oft die Illusion erweckt,
sonnige Heiterkeit eines freien Kindergemütes und die weiche!
Als sei man mitten im Prater.