VII, Verschiedenes 11, 1929–1931, Seite 18

Miscellaneous

HET
96 WARREN STREET
NEW YORK CITY
WORLD
READER, Gustave Aldous, 440 Florence Avenue,
Newark, N. J., raises the question of repe¬
tition in an authors work:
Maria Lontoon most recent effort to denter
the persecuted Jew stirred up the annoyance and
impatience of the critics at this recurrent topic in
his works. Michael Gold's attempts to portray
Jewish life in New York in a great epic also elicits
such responses. Arthur Schnitzler, Viennese artist,
probably issued the proper retort to those critics
who hounded him for occasional repetition of motif,
He declared in substance: A painter may paint the
same face, the same landscape, as many as a hun¬
dred times and the world admires him for his evi¬
dent attempts to attain perfection; yet let an author
repeat his theme or some aspect of it but once and
he is immediately condemned as a one theme
author lacking originality.
Michael Gold will yet write an eple that is not
tepid, Ludwig Lewisohn will some day succeed in
presenting his admirers with an artistically perfect
work that will be a monument to Jedom, Bear
with them, you critics"
Critical irritation is out of place in any instance
whether the author repeats his theme or not.
Literature is filled with examples of author who
had only one viewpoint, and one setting, and yet
wrote memorable books. The Wesser novels of
Thomas Hardy look out over the same beath, and
do not suffer for that. Selma Lagerlof returns again
and again to the landlords and peasants of Dalecaria
and why not? Dickens may write about his Lon¬
don time without end. What we evidently object
to is repetition of theme and setting without any
new contribution by the author. Viewpoint may
remain the same fact, few men have time for
more than one well-considered attitude in their
lives. But the author cannot stand still and retain
our respect he must, in some form or other, show
an increased ability to fuse his ideas and his ma¬
terial, just as the silversmith imposes new patterns
upon his familiar metal.
Let us not forget that many books of fiction are
actually autobiography and that the growth in
power corresponds to the authors personal growth,
to his command of himself and his understanding
of his relation to the universe. It's a canny author
who does not betray mself in his own inventions.
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Sonntag
Neues Wiener Journal
Plato will in den vier Elementen der
erkennen, dessen Wandlungen sie sind. Bal
Tagebuch.
nachspürend, hat auch dieses ahnungsvoll
Von
„La Recherche de L'Absolu. Der Held 9
lebt in glücklicher Ehe mit Joséphing¬
Hermann Bahr.
polnischer Edelmann in ein Gesy
16. Februar. „Latinité“, eine von Jacques Reynaud
Materie verstrickt. Auf der Suche
geleitete Zeitschrift, ehrt den sechzigsten Geburtstag André
geudet er Hab und Gut, er wird
Gides durch eine Enquete, zu der nicht bloß Franzosen,
noch mit dem Worte des Archime¬
sondern Dichter vieler Nationen eingeladen werden, ihre
ich hab's gefunden!"
Stimmen sollen den Rang Gides ergeben. Robert Curtius
eröffnet den Reigen, er meint: „Wie Nietzsche hat auch André
Gide einen neuen Menschen entdeckt, einen bisher unbekannten
Bezirk der Seele, darum wirkt er über Frankreich hinaus,
Unter den Dächer
während Maurras und Claudel bloß in ihrem Vaterland

gewürdigt werden.“ Emil Ludwig bedauert, Gides Werk nicht
genug zu kennen, auch Kurt Tucholsky weicht aus und seinem
Es w
Beispiele folgen Döblin, Walter Harich und Georg Hermann
festes in de
Zu Gide bekennen sich Fink, Ebermayer, Brod, Leip, Lampel,
daß die Ka¬
Klemperer, Klaus Mann und Heinrich Mann, Rychner, Betzner,
zuerst von
Zarek und Sternheim. Fink rühmt Gides Mut, einen neuen Tor
sich als dur
anzuschlagen, der Dichtung ein neues Gesicht zu geben, Max
von weiter
Brod schreibt der Aufrichtigkeit Gides seinen gewaltigen Einfluß
daher, daß
zu, Klemperer hinwieder preist Gide als treuen Bewahrer der
Teil des
klaren, stillen und hellen französischen Form. Kerr, so sehr er
werden in
den Schriftsteller Gide bewundert, verdächtigt ihn eines heim¬
Gra¬
lichen Protestantismus, Nicolas Welter wittert in Gide einen
nobloch,
Amoralisten. Arnold Zweig bekennt, daß für ihn Stendal, Konsul Pr.
Flaubert und Zola samt Gefolge Anatole France und Romain Industrielle
v. Ballin,
Rolland die Führer bleiben; mich wundert, daß in der Reihe
Knaffl,
Balzac fehlt. Auch mir wurde die Ehre zuteil, befragt zu werden:
Schule Hel¬
ich pries Gide als den Schöpfer der „Nouvelle Revue française,
Ein
dieser Brücke zwischen Frankreich und uns. Daß tschechische bestrittene
Schriftsteller die Bedeutung Gides geringer schätzen als wir, ist und Sold
seltsam: Masaryk nahm an der Feier Gides nicht teil. Die Reihe
herzlichen
der italienischen Sprecher eröffnet Lorenzo Gigli, der Leiter der anderen
„Illustrazione del Popolo de Turin“, der eifrige Verkünder
der gemü¬
Gobineaus, für ihn hat die französische Dichtung kein Geheimnis,
daran, da¬
der Geist Gides gilt ihm für ungesund und höchst gefährlich, er
an der Ku¬
verkennt nicht, daß auch in Gide noch die glorreiche französische durch eine
Tradition nachwirkt, die klassische, doch Gide scheint ihm ver¬
Maler St.
dächtig, um jeden Preis von sich reden zu machen, er vergleicht Seite, und
Gide mit Alkibiades, der in derselben Absicht seinem Hunde den Band" vo
Schweif abschnitt. Und so faßt Gigli sein Urteil dahin zusammen: nehmen.
„Ich bewundere Gide, aber keineswegs den Gidismus, ich sehe
Selb
in Gide eine unvergängliche Mode. Wer keinen Glauben hat, des große
kann kein Meister sein.“ Diesem Urteil stimmt auch Luigi Tonell
das einge¬
zu, er verwirft Gides „egocentrisme exaspéré, jenseits von Gut
die mit F.
und Böse. Auch Alberto Consiglio sieht in Gide nicht den
die Grote¬
Schöpfer einer neuen Menschenart, sondern nur den „liquidateur wundert.
de tout un monde. Er meint, daß der sechzigste Geburtstag
insbesonde
Claudels oder auch des Maurras im Ausland niemals das Echo im Morge
fände, wie der Gides. Claudel und Maurras gehorchen durchaus
sehen am
der strengen logischen Tradition Frankreichs. Die Bewunderer
Gides wollen uns von allen sittlichen Grenzen befreien. Gide
will zwei Gegensätze vereinen: Latein und Deutsch. Corrad¬
den
Pavolini, Dichter hohen Ranges, zugleich auch Forscher, nennt
Gide einen Polemiker, dem die schaffende Kraft fehlt. Sein
Einfluß, wofern er sich über einen engen Clan hinaus erstreckt,
kann nur verneinen und schwächen. Guido Stacchini, ein beliebter
In
Erzähler, sieht in Gide einen großen Schriftsteller, nicht so
argentinisch
lyrisch wie Gabriele d'Annunzio, doch tiefer als Oskar Wilde.
hat zahlrei
Der ehrliche Mann der neuen Zeiten muß erst noch geboren
mehr als
werden, ihn vorzubereiten ist die Pflicht der Gegenwart. Guido Regierung
Manacorda gilt als das Haupt eine neuen Mystik, er bekennt, abgereist.
daß ihm André Gide unausstehlich ist. Pietro Mignosi, Professor
zuschläge b
Universität von Palermo, um den sich die katholische
Beträge