VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 73

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Schnitzle Schnitzle
Death Death
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Ausschnitt aus Ausschnitt aus
Keonenzeitung, Wien Keonenzeitung, Wien
vom: vom:
22. 0KT. 1931 22. 0KT. 1931
Artur Schnitzler Artur Schnitzler
gestorben. gestorben.
Artur Schnitzler ist gestern um ½7 Uhr Artur Schnitzler ist gestern um ½7 Uhr
abends gestorben. Der Dichter, der sich — abends gestorben. Der Dichter, der sich —
fast siebzigjährig — bester Gesundheit er¬ fast siebzigjährig — bester Gesundheit er¬
freute, hat gestern mittags, ohne daß sich freute, hat gestern mittags, ohne daß sich
vorher irgendwelche drohende Anzeichen ge= vorher irgendwelche drohende Anzeichen ge=
zeigt hätten, einen schweren Schlaganfall zeigt hätten, einen schweren Schlaganfall
erlitten. Sieben Stunden lang lag Artur erlitten. Sieben Stunden lang lag Artur
Schnihler in völliger Bewußtlosigkeit. Gegen Schnihler in völliger Bewußtlosigkeit. Gegen
halb= Uhr abends erlöste ihn der Tod. halb= Uhr abends erlöste ihn der Tod.
Artur Schuitzler. Artur Schuitzler.
(Eine Aufnahme an seinem 60. Geburtstag.) (Eine Aufnahme an seinem 60. Geburtstag.)
Mit Artur Schnitzler ist einer der Mit Artur Schnitzler ist einer der
größten Dichter unserer Zeit, einer der größten Dichter unserer Zeit, einer der
felnsten und klügsten Oestereicher und einer felnsten und klügsten Oestereicher und einer
der werwollsten Menschen dahingegangen. der werwollsten Menschen dahingegangen.
Hohes Menschentum und eine ruhige, fast Hohes Menschentum und eine ruhige, fast
weise zu nennende Abgeklärtheit, kennzeich¬ weise zu nennende Abgeklärtheit, kennzeich¬
neten seine Bücher und Theaterstücke, mit neten seine Bücher und Theaterstücke, mit
denen sich Schnitzler zum geistigen Repräsen¬ denen sich Schnitzler zum geistigen Repräsen¬
tanten der österreichischen Vorkriegszeit ge¬ tanten der österreichischen Vorkriegszeit ge¬
macht hat. Ans Schnitzlerv Werken sprach eine macht hat. Ans Schnitzlerv Werken sprach eine
solch tiefe Keuntnis der menschlichen Seele solch tiefe Keuntnis der menschlichen Seele
in erster Linie der Frauenseele — und in erster Linie der Frauenseele — und
eine so allumfassende Güte, daß sich dem eine so allumfassende Güte, daß sich dem
Liebreiz seines Wortes, der Musik seiner Liebreiz seines Wortes, der Musik seiner
Sprache und der Kraft seines Verstandes Sprache und der Kraft seines Verstandes
niemand zu entzieben vermochte. Schnitzlers niemand zu entzieben vermochte. Schnitzlers
erste Romane und Novellen erregten durch erste Romane und Novellen erregten durch
ihre freie Fassung und durch die Kühnheit ihre freie Fassung und durch die Kühnheit
ihres Entwurfes gewaltige Sensation; man ihres Entwurfes gewaltige Sensation; man
fühlte, daß hier ein wirklicher Dichter unend¬ fühlte, daß hier ein wirklicher Dichter unend¬
lich Wertvolles zu sagen habe. lich Wertvolles zu sagen habe.
Am 15. Mal 1862 als Sohn eines Wiener Am 15. Mal 1862 als Sohn eines Wiener
Arzies geboren, ist Schnitzler gleichsalls Arzl ge¬ Arzies geboren, ist Schnitzler gleichsalls Arzl ge¬
worden. Er wirkle an der Poliklinik und im All¬ worden. Er wirkle an der Poliklinik und im All¬
geemeinen Kraukenhaus, bis er sich dann gänz¬ geemeinen Kraukenhaus, bis er sich dann gänz¬
lich der Schriftstellerei widmete. Aus der großen lich der Schriftstellerei widmete. Aus der großen
Fülle Schnitzlerscher Werke seien hier nur die Fülle Schnitzlerscher Werke seien hier nur die
wichtlysten bervorgehoben, von den Thealer¬ wichtlysten bervorgehoben, von den Thealer¬
stücken „Anatol". „Liebelci", „Der junge Medar¬ stücken „Anatol". „Liebelci", „Der junge Medar¬
dus". dus".
„Professor Vernhardi“, „Professor Vernhardi“,
„Komödic der „Komödic der
Worte", „Der Ruf des Lebene", Worte", „Der Ruf des Lebene",
„Fink und „Fink und
Fliederbusch" und „Der Reigen", der als Fliederbusch" und „Der Reigen", der als