VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 187

13. Miscellaneous
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haftig¬

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Staat, die Gesellschaft, die Menschlichkeit an sie den Kampfesreihen zu treten. Welch erfreuliches auch die Fähigkeit des Nu an-sich selbst=Denker
wie es zum Beispiel manchen ostelbischen Interesse
stellen. Die Sorgen, welche die Großen bedrücken, Bild boten in dieser und jeder Beziehung die
deutschen Städte Mährens, wie stolz muthete die kreisen eigen ist, ist ihnen nicht eigen, aber
lasten auch auf den Kleinen, und einmüthig soll nun

in anständiger Gesellschaft nicht offen gesprochen wur¬
Wiederkehr erotischer Motive. Und dies aus guten
Unsere heutige Nummer umsatzt Seiten und
Bei diesem Bemühen ging noch dazu das Vischen Ursprün
Gründen.
enthält folgende Beilagen:
lichkeit, das sie vielleicht besaßen, verloren; denn sie ahm
Vor Allem ist das unablässige frivole Spiel mi¬
Fortsetzung des Romans „Die Lebensgefährtinnen
die Franzosen nicht blos im Stoff, sondern auch in
Gedanken an das andere Geschlecht dem Wesen des Deutschen
von Georg Freiherrn v. Ompteda. Seite 41.
Mache nach. Unschwer kann man sich überzeugen, daß sol¬
fremd. Das Volk der Denker denkt nicht so beharrlich an
Frauen=Zeitung. Seite 19 und 20.
die Weiber als der heißblütige Romane. Wir können es Bücher ganz in der Manier Maupassants, Prevost's
Ein Ausflug in den Wienerwald. Seite 23.
Marni u. s. w. geschrieben sind, also undeutsche Machwe
ja deutlich in den Werken unserer großen Dichter bis in
Gas= und Wasserfachausstellung 1901. Seite 25
darstellen, die man als nichts Anderes denn als plun
die jüngste Zeit herauf verfolgen, wie der Deutsche sich zu
Sport. Seite 85 bis inclusive 39.
Speculationen auf die heimliche Sinnlichkeit bezeich
Erotik stellt. Seine Frauen sind ihm zu gut für eine leicht¬
Militärisches. Seite 45.
kann. Als solche thaten sie in der Regel ihre Wirkung,
fertige Behandlung. In der Regel sind es nur starke, ge¬
denn die Courtisane stets mehr Anbeter hat als die a
waltige Conflicte, die in der Dichtung festgehalten werden.
ständige Frau. Natürlich warfen sich nun die französelnd
Das Kleinleben der Liebe, zumal das anrüchige, galante
jungen Herren in die Brust und stolzirten herum, als hätt
Feuilleton.
spielt bei dem Deutschen keine Rolle, wenn man ihn nicht
sie den Nationalschatz der deutschen Literatur um eben
wie es leider schon geschieht, mit den Sitten Anderer
viele Meisterwerke vermehrt. Glaubt doch auch Herr v. W.
ankränkelt. Es darf behauptet werden, daß viele Büche
zogen mit seinem „Ueberbreit!“ eine künstlerische That von
der jüngsten Zeit nicht geschrieben worden wären, wenn der
Lüsternheit.
bracht zu haben, während er in Wirklichkeit nur das
deutsche Großstädter Paris nicht so nahe hätte. Auch dor
(Predigt in der Wüste.)
pfefferte Pariser Cabaret mit dem melodienreichen Wien
ist es ja bekanntlich nur eine Insel der Verkommenheit im
Volkssängerthum zusammengeschweißt und anspruchs¬
Die dichtende Jugend von heute wehrt sich gegen den
Ocean einer sonst tüchtigen Bürgerschaft, wo die
auf die Bühne gebracht hat.
Vorwurf, daß das Erotische ihr Um und Auf sei, oder
„Mondainen" den ganzen lieben Tag nur an Liebes¬
Noch ist das eigentliche Volk unberührt von die
vielmehr, sie sucht zu beweisen, daß das so sein müsse und immer
abenteuer denken, oder wenigstens von dergleichen Dingen
verderblichen Anlehnungen an eine entartete Cultur. At
so gewesen sei. Zum Theil hat sie Recht. Das Erotische
lesen, weil sich begabte Schriftsteller in ihrem Hunger nach
wehe, wenn es Geschmack daran findet! Sobald eine Nati
ausschalten zu wollen aus der Dichtung, hieße der Wahrheit
Gold nicht schämen, ihr Talent an die Sybariten weg¬
immerfort hinter und neben der Liebe hertändelt, soba
ins Gesicht schlagen. Es ist das wichtigste Element der
zuwerfen. Es ist dieser Zustand vergleichbar mit dem Ein¬
sie in den Sumpf der Lüsternheit geräth, ist sie verlor¬
Lyrik und des Romanes. Was wäre die Welt ohne die
drucke, den Wien auf einen Fremden machen müßte, sofern
Dann kommt wieder ein ungeschlachter nordischer Dar¬
Liebe? Nie werden die Menschen müde werden, von Liebe
er es nur nach einigen illustrirten Witzblättern beurtheilen
der von „füßen Mädeln" nichts hält und tritt mit sein
singen und erzählen zu hören; es wäre ja trostlos, wenn
sollte. Da findet er die Wienerin nie anders als im Hem¬
groben Füßen alle die Unnatur kurz und klein, bis die a
oder im Tricot abgebildet, auch wenn sie ihrem Dienst¬
es je anders sein könnte.
Ordnung hergestellt ist, nach der die Kraft eines Voll
Aber das Hohelied der Liebe war es auch gar nicht,
mädchen irgendeinen gleichgiltigen Befehl ertheilt.
in seiner Unverdorbenheit liegt. Die Geschichte ist ei
was einer gewissen literarischen Richtung der Gegenwart
Jene sogenannte Boulard-Literatur hat nur
furchtbare Lehrmeisterin. Als in Rom die großen Schwei
vorgeworfen wurde. Die Tadler sind nicht verstanden
manchen unserer jungen Dichter den Kopf verdreht. Si
igel auftauchten, denen nicht wie Horaz, Ovid, Marti¬
worden. Nicht das Erotische an sich meinten sie, sondern
sahen den Erfolg und glaubten ihn auch in ihr Vaterland
Catull blos zuweilen ein Zötchen in die Verse floß, sonde
das Lüsterne. Das ist ein erheblicher Unterschied, so
verpflanzen zu können, wenn sie nur von der Liebe redeten
die mit der Zote um ihrer selbst willen hervortraten, wie
einer etwa wie zwischen Naturwein und Kunstwein. Gegen
natürlich nicht von der hohen, edlen, sondern von der gemeinen
Poetae latini minores, denen wir die verschiedenen Lus
die im jungmodernen Schriftthum sich ausdrückende
Lüsternheit wird zu Felde gezogen, nicht gegen die stete die zwar immer vorhanden war, von der aber bis dahin in Priarum, Perrigilium Veneris, Cento nuptis